Yukina schaffte es, das seltsame Wesen zu bezwingen. Doch gelang ihr das nicht ganz unverletzt. Ihre Verletzung geriet jedoch in den Hintergrund. Ihr Bruder war wichtiger. Kojou. Es musste ihm gut gehen, dass war Yukinas Ziel. Sein Wohlergehen. Ihn zu schützen, war ihr Leben und sie wollte bei diesem Vorhaben wenn nötig auch sterben. Bei dem Lob ihres Bruders errötete die Yautja leicht und blickte beschämt zur Seite, während er sich langsam aufrichtete. Doch seine nächste Aussage, ließ das Mädchen aufschrecken. Kojou erklärte sich auch sofort. Doch trotz seiner Erklärung schüttelte die Yautja den Kopf.
Nein, das kann ich nicht machen. Ich verletze dich nur wieder. meinte Yukina leise. Sie folgte seinem Blick auf die Flüssigkeit zu ihren Füßen. Ja, er war allein gewesen. Ganz allein.
Was wird diese Macht aus mir machen? Werde ich mich auch verändern, trotz Kojou? Vielleicht werde ich nicht wie dieses Wesen aber doch anders. Nicht so wie jetzt. Werde ich so, wie die, die Kojou im Wald angriff? Nein... ich darf so nicht werden. Ich muss ihn beschützen. Meinen Bruder. Kojou... sie hob den Blick und sah mit ihren Augen direkt ihren "Bruder" entgegen, dieser sah jedoch noch immer auf die Flüssigkeit.
Ich werde dich beschützen. antwortete das Mädchen ruhig, doch lächelte sie kurz. Plötzlich hörte Yukina ein gurgelndes Geräusch von unter sich. Sie blickte erneut zu der seltsamen Flüssigkeit, welche nun ablief und so eine Platte frei legte. Eine Platte der Yautja, dies erkannte das Mädchen sofort. Yukina folgte ihrem Bruder zu der Platte. Sie beide betrachteten die Symbole und beiden schien recht schnell zu dämmern, was damit gemeint war. Doch Kojou war es, der es aussprach. Ruhig nickte sie.
Ja, ich glaube auch, dass das eine Art Trainingsgelände war. meinte sie. Als er jedoch meinte, dass auch sie dadurch stärker werden würde, blieb ihr Blick gebannt auf der Platte hängen.
Oder nur sein Einfluss auf mich wird stärker und es fällt mir schwerer, ich zu bleiben. sprach sie ruhig und versuchte diese ganze Sache aus einem anderen Blickwinkel zu beleuchten. Plötzlich endschuldigte sich Kojou. Fragend sah Yukina zu ihm auf, doch noch ehe sie etwas sagen konnte, spürte sie seine Hände an ihren Brüsten. Sie stöhnte kurz auf, Röte legte sich auf ihre Wangen. Sie biss sich auf die Unterlippe und spürte, wie dieser Griff eindeutig mehr mit ihrem Körper machte, als Kojou wohl beabsichtigt hatte. So schnell wie die Hände gekommen waren, nahm der Junge sie auch wieder zurück.
Nicht aufhören... schoss es dem Mädchen durch den Kopf. Sie suchte den Blick ihres "Bruders". Dieser biss sich in sein Handgelenk, sodass Blut hervor quoll. Auch aus seiner Nase lief das Blut.
Kojou... sagte sie besorgt. Er hielt ihr sein Handgelenk hin und er wollte, offensichtlich, dass sie von diesem trank. Yukina schluckte.
Aber was, wenn ich mich wieder verändere? meinte sie vorsichtig. Ihr Blick wanderte zu ihrer Hand. Auch spürte sie noch Schmerzen in ihrem Inneren, welche sicherlich von den mehrmaligen, kräftigen Treffern kamen und sie erinnerte sich daran zurück, dass sie auch Blut gespuckt hatte. Sie schluckte.
Es tut mir leid... sagte sie noch, ehe sie seinen Arm und seine Hand umfasste, sodass die offene Bisswunde zwischen ihren Händen war. Sie führte die Wunde zu ihrem Mund, setzte die Lippen an und trank.
Augenblicklich spürte sie, wie sich ihr Körper zu erneuern schien. Sie schielte auf ihre verletzte Hand und sah, wie sich die verbrannte löste und wieder neu zusammen setzte. Sie schluckte Kojous Blut hinunter. Heiß lief es ihre Kehle hinab. Noch ein Schluck. Sie spürte, wie ihr Herzschlag stärker wurde und wie es heftiger gegen ihre Brust schlug. Noch ein Schluck. Ihr Körper begann zu kribbeln und zu pulsieren. Sie hatte das Gefühl, ihr Kopf würde sich mit einem Nebelschleier füllen. Noch ein Schluck. Lust... so viel Lust. Sie wollte Kojou. Mehr als nur sein Blut. Er sollte seinen Griff weiter fortsetzen. Weiter ihre Brüste hinab fahren. In tiefere Gegenden. Yukina spürte, wie sie die Kontrolle verlor. Ihr Griff um seine Hand und seinen Arm wurde stärker. Doch plötzlich schaffte sie es, sich schwungvoll von ihm zu entfernen. Sie fiel auf den Po. Atmete schwer und schneller. Wischte sich mit dem Handrücken ein wenig Blut aus dem Mundwinkel. Ihre Augen hatten sich die Farbe eines tiefen Rottones angenommen. Ihr Körper zitterte.
Kojou.... sprach sie flüsternd, mit wackelnder Stimme. Doch dieser hatte etwas neues Entdeckt. Techniken, welche sie abschreiben sollten. Yukina bewegte sich vor, sodass sie auf den knien hockte. Sie nickte.
Komm her. sagte sie und würde in der Zeit, die sein Bruder brauchte, eine von ihren Schriftrollen hervor holen. Sobald Kojou bei ihr wäre, würde sie erneut sein blutiges Handgelenk nehmen. Ihr rechter Zeigefinger würde über die Wunde streichen, sodass dieser in Blut getränkt wäre. Anschließend schrieb sie die Techniken mit dem roten Lebenssaft ab.
Wir haben keinen Stift. Also: Ganz auf Yautja Art. sprach sie lächelnd. Auch Tomo kroch allmählich wieder aus seinem Versteck hervor und leistete seinen "Eltern" wieder gesellschaft. Der Herzschlag und der Atem des Mädchens normalisierten sich allmählich wieder. Auch der Schleier in ihrem Kopf nahm ab und Yukina gewann wieder die vollkommene Kontrolle über ihren Körper.
Als sie fertig abgeschrieben hatte, rollte sie die Rolle zusammen und richtete sich auf.
Wir sollten diesen Ort verlassen und irgendwie dafür sorgen, dass niemals wieder jemand hier her kommt. Diese Informationen sollten verborgen bleiben. So lange niemand sie entdeckt, umso besser für uns. sprach Yukina in Gedanken an die große Jagd. Sie sah sich suchend um, fand aber nichts, womit sie die Höhle zum Einsturz bringen könnten. Außer...
Kojou, kannst du deine Macht aktivieren, wenn wir hier raus sind, um die Höhle einstürzen zu lassen? fragte das Mädchen kurz. Doch da gab es noch ein anderes Problem.
A propos raus sind... wie kommen wir nun eigentlich hier raus? meinte Yukina nachdenklich. Ihr Blick wanderte erneut zu der Platte zu ihren Füßen in der Hoffnung hier irgendwelche Anhaltspunkte zu finden. Tatsächlich fand sie etwas, was einem Griff sehr ähnlich war. Sie ging in die Hocke und zog an diesem. Mit ein wenig Kraftaufwand erhob sich die Platte nach oben und gab einen dunklen Schacht in die Tiefe frei. Nachdenklich blickte Yukina zu ihrem Bruder auf.
Keine Ahnung, wo das hin führt, aber man könnte den Weg ja mal ausprobieren. Und bleibt ja nicht viel anderes übrig. meinte sie nachdenklich. Das seltsame Wesen hatte schließlich auch gesagt, sie würden nicht einfach so hier raus kommen. Also ein Schild mit "Ausgang" würde es hier sicherlich nicht geben. Mutig bewegte sich Yukina in den Schacht hinein und wurde schließlich von der Dunkelheit verschlungen. Der Schacht ging einige Meter weit runter, sodass sie sich wenig später in einer Art Kanal wieder fand. Zumindest sah es hier so aus und roch auch so. Sie würde warten, ehe Kojou ebenfalls nach unten gekommen wäre, und die Höhle zum Einsturz gebracht hätte. Der Kanaltunnel würde dies jedoch wohl sicher überstehen.
TBC:
Unterirdischer Tunnel