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Beginn Trainingspost: Wasser ist Leben 0/3150 Wörter]
Aniya schaute auf ihre Hände runter. Noch waren sie vollkommen sauber. Bald würden sie vermutlich bis zu den Ellenbogen mit Blut verschmiert sein.
Heute werden viele sterben. Allein wegen der Tatsache, dass wir nicht schnell genug heilen können. Es dauert einfach zu lange. Während wir einen retten, wird ein anderer sterben. Sie ballte ihre Hände zu Fäusten. Es verbitterte die Iryonin. Eigentlich konnte sie sonst gut mit diesem Gedanken leben. Oder hat damit leben gelernt. Aber gerade jetzt wurmte es sie ungemein. Dass es nicht ihre Fähigkeiten, sondern die Zeit war, die über das Leben eines Verletzten entscheiden konnte. Das Shosen konnte nicht schneller heilen. Es dauerte einfach. Erneut verlor sie sich mit ihrem Blick im klaren Wasser. Aniya konnte das Kiesbett sehen. Sie ging in die Hocke und wusch sich das Gesicht mit dem kühlen Nass. Es war nicht nur erfrischend, sondern verhalf ihr auch zu klareren Gedanken. Die würde sie gleich brauchen. Aber sie machte jetzt schon Gebrauch davon. Das Gefühl des kalten Wassers auf ihrer Haut brachte einige Mechanismen in Gang. Mit gerunzelter Stirn betrachtete sie weiterhin das Wasser, wirkte höchst nachdenklich.
Wasser... Wasser bindet Zellen. Sie erhob sich und wischte sich die Nässe mit einem Ärmel aus dem Gesicht.
Bei dem Shosen rege ich die Zellen zur eigenen Regeneration an. Dabei nehmen sie das, was sie zur Heilung benötigen aus den körperlichen Reserven. Wasser, Eiweiß, Fett, Zucker... Viel schneller kann der Körper die Reserven aber nicht transportieren und muss sie neu beziehen. Vor ihrem inneren Auge bildete sich der Aufbau des menschlichen Körpers ab. Die Medic stellte sich genau vor, wie und von wo die Zellen besagtes für den Neuaufbau herziehen würden.
Wenn ich aber während der Heilung die benötigten Stoffe mit meinem Chakra gleichzeitig liefere, brauch der Körper selber weniger hinzufügen. Damit kam die Erkenntnis.
Und die Heilung geht schneller! Dies traf die Amell so hart, dass sie sich mit der Faust einmal vor die Stirn schlug. Warum war sie nicht früher darauf gekommen? Immer hatte sie sich gefragt, weswegen man das Chakra beim Shosen so ausbalancieren musste. Jetzt hatte sie ihre Antwort: der Körper konnte nicht schneller liefern. Wenn man aber aus externer Quelle benötigtes zum Zellaufbau gleich mitbrachte, konnte man die Heilung beschleunigen. Es war so simpel und dennoch brauchte es einen Ort wie dieses Schlachtfeld, damit Aniya ihr Oberstübchen derart anstrengte.
Aber woher nehme ich die ganzen Bestandteile? Ich kann ja nicht meine Eiweiße oder Fette auf meinen Patienten übertragen. Nun schob sich die Abbildung einer Zelle in Aniyas Vorstellung und damit hatte sie ihre Antwort.
Wasser kann ich übertragen. Wenn ich mit meinem Chakra die bestehenden Zellen das Wasser aufnehmen lasse, müssen sie es erst nicht neu gewinnen, sondern können gleich die Brücken für die Nährstoffe bilden. Und so wird der gesamte Prozess beschleunigt. Obgleich sich die Medic für diesen genialen Einfall begeisterte, so war er doch noch höchst theoretisch und die tatsächliche Umsetzung war nicht nur eine Frage ihrer Fähigkeiten, sondern auch der Willkür dieser. Aber sie hatte es bereits einmal geschafft, Wasser und Chakra zur Heilung zu verbinden. Warum wollte es auch dieses Mal nicht klappen? Die Medic zückte also ein Kunai und schnitt sich damit beachtlich in den Oberarm, biss dabei die Zähne hart zusammen. Um etwas zu heilen, brauchte sie eine Verletzung. Es war kein besonders tiefer Schnitt und womöglich war er ruckzuck verheilt. Die Amell bändigte mit ihrem Suiton-Chakra das Wasser aus dem Fluss, sodass es sich von der einen Hand über den anderen Oberarm legte und fügte dem ihr Chakra zu. Da es sich um eine Heilung handelte, begann dieses unter dem Wasser grünlich zu schimmern. Außer der gewöhnlichen Heilung geschah nicht besonders viel und als der Schnitt schwand, kehrte das Wasser auch in den Fluss zurück.
Das Chakra lässt sich nach wie vor gut an das Wasser binden. Jetzt muss ich nur noch dafür sorgen, dass es das Wasser zu Nutzen weiß. Für gewöhnlich war es für die Amell ein leichtes, ihr Chakra zu kontrollieren. Es neuen Umständen anzupassen. Und Aniya hatte sich auch nicht erhofft, dass sie so schnell an die Grenzen ihrer Konrolle stoßen würde. Denn so einfach, wie sich die Zufuhr von Wasser mithilfe des Chakra dachte, so kompliziert und nervenaufreibend würde es sich herausstellen. Erneut schnitt sie sich in den Arm und ließ das Wasser geschwind dem Fluss entsteigen. Dieses Mal schuf sie keine Brücke, denn nicht das Chakra war es, das wandern sollte. Es legte sich direkt um die Verletzung und mit der anderen Hand das benötigte Chakra konzentrierend, tat sich auch schon das erste Problem auf. Juchz in dem Moment, in welchen sie versuchte parallel zwei unterschiedliche Methoden zur Konzentration anzuwenden, verlor das Wasser jeglichen magischen Halt und klatschte einfach zu Boden. Aniya stöhnte aufgrund ihrer eigenen Blödheit auf. Sie musste ihr Suiton und normales Chakra schon an derselben Stelle konzentrieren. Sonst geschah genau das. Dieses Mal richtig, legte sich Wasser um eine Hand und darin konzentrierte sie auch ihr Chakra weiterhin. Dann legte sie diese auf den schmerzenden Schnitt. Wie geahnt begriff ihr Chakra nicht, was es tun sollte und so ging eine einfache Heilung von statten. Aniya verzog leicht den Mund. Ein wenig einfacher hatte sie sich den Transport von Wasser doch vorgestellt. Aber es war etwas anderes, Materie mit seinem Chakra zu transportieren, statt Chakra durch Materie. Sie musste wohl ein noch tieferes Verständnis für die Manipulation von Zellen aufbringen, als vorher nötig war. Und eigentlich musste sie auch den Überblick vom Lager behalten.
Ein paar Mal kann ich es noch probieren! Aniya wusste, wenn sie die ihre Gedanken noch heute Realität werden ließ, dann würde sie viel mehr Leben retten, als von sich selbst erhofft. Und dafür musste sie sich jetzt einfach sputen. Wieder das Kunai in der Hand, schnitt sich die junge Frau nicht in den Arm, sondern stach es tief hinein. Scharf sog Aniya die Lund unter dem Schmerz ein und legte das Kunai beiseite.
Medic Techniken zu lernen ist wirklich eine scheiß Angelegenheit... Murmelte sie mit jammernder Tonlage, während sie erneut das Wasser aus dem Fluss und ihr Chakra in der Hand konzentrierte. Die Augen schließend, ließ sich die Iryonin auf den Fluss des Chakra ein. An sich selbst hatte sie ein viel besseres Gefühl über die Konzentration des Chakra und konnte fast haargenau bestimmen, ob die aufgebrachte Menge für die Heilung der Wunde reichte. Oder sogar über ihr Ziel hinaus schoss. Nun erspürte sie nicht nur den Fluss, wie er sich auf die Zellen ausbreitete und sie anregte, sondern auch auf die Umgebung. Chakra band sich nach ihrem Willen. So "befahl" sie es, dass Wasser wahrzunehmen. Selbstverständlich erkannte das Chakra es als seinen Träger, aber hierfür sollte sich die Beziehung ändern. Zuvor hatte die Medic ihr Chakra nach der Gewohnheit und dem Bekannten laufen lassen. Nun musste sie es etwas neues beibringen. Fast so, als würde die Jounin Herkules einen neuen Trick zeigen. Nur war das Chakra sie. Sie musste sich also um gewöhnen. Statt sich voll und ganz auf die Heilung der Verletzung zu versteifen, ließ das Chakra das Wasser wahrnehmen. Regelrecht betasten und damit bekannt machen. Es sollte die neuen Möglichkeiten damit erkennen. Erst als die Medic glaubte, eine neue Beziehung zu dem Wasser geschaffen zu haben, begann sie ihr Chakra wieder auf die Zelle auszubreiten. Und das Nass mit einzubeziehen. Das Verständnis mochte besser sein, denn tatsächlich konnte das Chakra das Wasser nun leiten, aber noch nicht weiter damit arbeiten. Die Zellen wollten es noch nicht aufnehmen. All das spürte die Amell, während sie tief mit ihrer geistigen Energie verbunden war. Sie regelrecht wie ein externes Medium steuerte. Die Wunde heilte in gewöhnlicher Geschwindigkeit. Die Prozedur wiederholte sich. Manch einer, der diesen Ablauf beobachtete könnte glauben, Aniya besäße eine sadomasochistische Ader. Leider ließen sich neue Iryonin nicht anders erlernen, als durch Verletzungen und Schmerz. Man musste erst jemandem Leid zufügen, um dann ein Mittel zum Beenden des Leids zu schaffen. Eine traurige Ironie. Die Augen schließend, begab sich Aniya zurück in diese geistige Ebene. Es kam fast einer Trance gleich. Als würde sie ihr Bewusstsein in ihr Chakra übertragen. Ihre geistige Energie derart zu steuern hatte etwas meisterliches. Statt direkt zu heilen, begann sie mit dem Ertasten des Chakra an das Wasser. Es schien nicht vergessen zu haben, um was für eine Materie es sich handelte. Dass es damit arbeiten sollte. Zuvor hatte das Chakra das Wasser getragen, aber es schien den Zellen noch nicht vermittelt zu haben, dass sie das Wasser nutzen sollten. Das wollte sie nun ändern. Das Chakra beschnupperte das Wasser erst ein wenig, ehe die Beziehung sich festigte. Dann wich es zu den Zellen. Es umtanzte die Zellen und vermittelte die Botschaft zur raschen Heilung. Aniya mahnte die Berücksichtigung des wassers. Das Chakra entfernte sich spürbar von den Zellen und stellte wieder den Kontakt zum Wasser her. Erst im zweiten Anlauf wusste ihre geistige Energie, die Nässe mit zu den Zellen zu bringen. Doch war es nur dort, schwebte darüber wie eine unbeteiligte Wolke. Das alles spürte, sah sie regelrecht durch ihr Chakra. Statt zu heilen, konzentrierte sie sich weiterhin auf das Wasser. Das Chakra band es, kümmerte sich dann erneut um die Zellen. Es regte zur Regeneration, das Wasser weiterhin unbeteiligt. Erneut die Heilung stoppend, befahl die Jounin, das Wasser den Zellen zu übergeben und dann zu heilen. Es war sehr schwierig, komplex. Und erforderte höchste geistige Anstrengung. Als würde man unter einem Mikroskop Mlilimeterarbeit mit einer Pinzette betreiben. Aber sie schaffte es. Ihre geistige Energie übermittelte das Wasser zu den Zellen und befahl ihnen dann die Regeneration. Aber es tat sich nichts. Die Heilung ging wieder mit derselben Geschwindigkeit. Als die Wunde verheilt war, schmunzelte Aniya beim Betrachten ihres Armes. Eigentlich hatte sie alles richtig gemacht. Chakra konnte das wasser an die Zellen leiten, die haben es aufgenommen. Und dennoch hat das Chakra wie gewöhnlich geheilt.
Vielleicht muss ich die Konzentration erhöhen. Die momentane Menge kann vielleicht die Wunde heilen, aber das Wasser nicht richtig verwenden. Es hat begriffen, dass es da ist. Das es das Wasser leiten soll. Aber noch nicht, dass es die Zellen dazu verleiten, dass externe zu Nutzen, statt auf die körpereigenen Reserven zurück zu greifen. Ich glaube ich muss das wirklich mehr Chakra investieren. Dann kann es vielleicht mit den parallel laufenden Aktionen umgehen. Die Amell atmete aus und gönnte sich einen Moment der Pause. Sie massierte sich ihre Schläfen. Es war zwar keine körperlich, aber eine geistig anstrengenden Arbeit. Und eigentlich sollte sie sich schonen, denn später würde sich Aniya noch zur Genüge verausgaben. Aber das konnte sie nicht. Nicht in Anbetracht einer Möglichkeit, noch mehr Leben retten zu können. Drum machte sie direkt weiter. Ihren Arm müssten schon dutzende Narben zieren, doch war ihre Heilung stets einwandfrei. Etwas, worauf die Iryonin stolz war. Niemand wusste, wie oft sie sich bereits selbst verletzt hatte, um neue Medic-Techniken zu testen. Mit dem Entschluss, mit dieser neuen Technik heute noch Leben zu retten, verlagerte die Braunhaarige ihren Geist wieder auf ihr Chakra. Dieses Mal ließ sie es intensiver fließen. Deutlich intensiver. Es umschloss die Wunde wie ein Schwarm. Wie gierige Ameisen, die sich auf ihr Fressen stürzten. Aber sie mahnte es zur Besonnenheit. Jeden Moment, in welchem es nicht der eigentlichen Aufgabe von Heilung nachkam, wurde es ungezügelter und es fiel der Amell ehrlich schwer, ihr Chakra an die Verbindung zum Wasser zu erinnern. Nur mit viel Mühe wurde die Beziehung aufgebaut und es verlangte mindestens genauso viel von ihr, um die zu halten. Mit jeglicher verfügbaren Geisteskraft zwang sie das Chakra regelrecht, das Wasser zur Heilung der Zellen zu verwenden. Es sträubte sich fast wie ein kleines Kind. Die gewohnte Anwendung war doch so viel schöner. Und einfacher. Aber es sollte nicht einfach sein. Es sollte schnell sein. Und mit Nachdruck vermittelte sie dies ihrem Chakra. Unerwartet unterwarf es sich und band das Wasser an die Zellen, befehligte sie zur Regeneration unter Verwendung der Flüssigkeit. Die Zellen selbst schienen zu zögern, handelte es sich schließlich nicht um eine körpereigene Quelle, sondern um eine externe Reserve. Fast schon abstoßend. Aber das Chakra kannte kein Pardon. Und so mussten sich die Zellen ebenfalls beugen. Aniya verschlug es beinahe den Atem, als die Wunde unter Verwendung des Wasser so rasant verheilte, dass sie im ersten Moment gar nicht realisierte wie ihr Chakra verflog und das Wasser einfach plump auf den Boden fiel. Die Augen öffnend starrte sie verblüfft auf ihren Arm und verspürte nun einen widerlichen Juckreiz. Unweigerlich kratzte sie an der verheilten Stelle und verzog dabei das Gesicht.
Okay... ich muss das mit dem Chakra auspegeln. Die Kontrolle noch etwas üben. Vor allem bei anderen. Da ist es schwieriger, die richtige Chakramenge zu investieren. Die verheilte Stelle vom kratzen nun ziemlich gerötet, lächelte die Jounin sanft.
Aber es wird. Damit werde ich vielen helfen können. [
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