Einen ganzen Tag verbrachte Shinki mit seinem neuen Boss in seiner alten Heimat bis es endgültig für sie feststand: Hier gab es für sie nichts mehr zu holen. Nach einem Tag des Durchsuchens, hauptsächlich indem Shinki einen Teil seines Geistes in die neue Puppe schickte und sich damit auf die Suche zwischen den zertrümmerten Überresten der Gebäude machte, hatten der Junge zwei brauchbare Treffer gelandet. Der unterirdische Teil des Krankenhauses war halbwegs erhalten geblieben und Shinki hatte dort mehrere Träger mit Reagenzgläsern gefunden, zehn davon mit je zwanzig Gläsern versiegelte er daraufhin in einer Schriftrolle, das sollte seinen Bedarf vorerst Decken. Dazu hatte es noch eine kleine Backstube gegeben, relativ weit vom Zentrum entfernt, jedoch gerade so nah dass die Druckwelle ausgereicht hatte das Haus halb einstürzen zu lassen und nur etwa drei Viertel des Bestandes dem Wasser preiszugeben. Der Rest war schon ziemlich hart geworden, aber wenn Shinki etwas aus seinen letzten zwei Wochen mitgenommen hatte, dann war es das mit dem Essen nicht mehr zu wählerisch zu sein. Außerdem gab es noch Klamotten, beinahe alle nass und dreckig, die bei der Druckwelle wegen ihrem Gewicht im Gegensatz zu den Häusern in denen sie gelagert hatten einfach etwas weiter geflogen waren, Shinki hatte die Gelegenheit genutzt sich ein paar für sich einzustecken, jedoch würde er eine Gelegenheit zum Trocknen erst einmal abwarten müssen, und dazu seiner Puppe einen Satz zusammen mit einer Perücke verpasst, bei schlechtem Licht würde er sie vielleicht wirklich als Mensch durchgehen lassen können.
Seinen Boss fand Shinki erst am Abend vor, als der Junge bereits wieder im Schlafraum der Wachleute nahe des Tores eingezogen war. Die Unterkunft war zwar ziemlich spartanisch, aber eindeutig das Beste was der Junge seit Kirigakures Zerstörung bezogen hatte.
"Etwas gefunden?", fragte der Junge, als er die Schlange sah und ein Blick reichte aus um ihm zu offenbaren, wie fruchtlos die Suche seine Begleiters gewesen sein musste, auch wenn Shinki sich noch immer nicht sicher war wen das Tier überhaupt finden wollte. Shinki selbst sah für ein paar Augenblicke zur Decke, wobei er jedoch noch seine Puppe draußen im Kopf hatte und mit ihren Augen sah. Jetzt sah er etwas milde interessantes.
"Eichhörnchen?", fragte er und richtete sich auf. Die Schlange hatte sich mittlerweile auf einem Tisch eingerollt und grübelte grimmig vor sich hin, doch bei der Frage kam etwas Zwiespältiges im Blick des Tieres hervor, Shinki kannte das ziemlich gut von seinem eigenen Spiegelbild. Sein tierischer Sklavenhalter stand vor der Entscheidung über aktuelle Probleme zu schmollen oder das hinter sich zu lassen und auf Positiveres zu konzentrieren, die Versuchung war Shinki wohl bekannt und zunächst sah es so aus als würde die Schlange sich einfach schnaubend abwenden, dann blaffte Zenchu jedoch hervor
"Frisch?" Sein Ton hatte etwas von "wehe wenn nicht" und Shinki musste unwillkürlich grinsen, auch wenn er selbst nicht ganz verstand warum.
"Lebt noch. Zumindest für einen Moment", antwortete er, sehr mit sich selbst zufrieden, dabei löste sich draußen ein Pfeil von der Sehne.
Shinki war besser darin geworden den Bogen zu bedienen, vor allem als ihm klar geworden war einfach mehr als eine Erweiterung seines Puppenspiels zu betrachten anstatt wie ein Mensch zu zielen, allerdings hieß besser in seinem Fall auch nur, dass der Pfeil einigermaßen in der richtigen Richtung traf. Das Geschoss schlug zwei Handbreiten über dem Tier ein, das aufgeschreckt das Weite vor dem unerwartetem, nahen Geräusch suchte und den Stamm in die entgegensetzte Richtung nach unten kletterte. Shinki in seiner Marionette hastete nach vorne, ließ ein paar Kunai aus dessen rechter Hand fliegen um dem Tier den Weg abzuschneiden und es zu bremsen, indem er es zwang die Richtung zu wechseln, damit hatte er es dann auch schon buchstäblich in seiner Hand, in der rechten. Das Tier strampelte und wollte beißen, doch die hölzerne Hand empfand bei so etwas keinen Schmerz. Shinki holte den Pfeil zurück und ging mit der Puppe ins Innere, wo er sich selbst auf dem Bett liegen sah, dann wandte sich die Marionette Zenchu zu.
"So frisch wie möglich", kommentierte Shinki ohne aufzustehen, stattdessen strich er die Decke über sich. Das Eichhörnchen wurde übergeben, die Puppe schloss die Tür und nahm Platz, den Blick auf die Tür gerichtet.
"Bist vielleicht doch gar nicht so nutzlos", schmatzte Zenchu fast schon gut gelaunt, nachdem er das Eichhörnchen mit seinem Kiefer zerquetscht und sofort in einem Stück hinunter geschlungen hatte. Das verbuchte der junge Yamanaka fast schon als Kompliment, als er einschlief.
"Gibt es hier noch etwas zu holen?", erkundigte sich Zenchu am morgen, wobei Shinki sich gerade erst schlaftrunken erhob. Der Ton der Schlange war noch immer recht harsch, allerdings schwang mittlerweile sichtlich weniger Verachtung und nur noch mittelmäßige Unzufriedenheit mit, das war zumindest schon mal so etwas wie Fortschritt.
"Zumindest nichts offensichtliches. Vielleicht waren wir auch nicht die ersten hier. Ich vermute mal das es in ein paar der Schmieden noch Waffen und Ausrüstung geben könnte, was auch immer dir das wert ist, aber ich komm da nicht ran und ich hab auch meine Limits was ich transportieren kann." Beim Aufstehen warf Shinki einen kurzen Blick in den Kopf der Puppe, dort hatte er gestern noch etwa ein viertel einer Ratte hineingeworfen und die kleinen Spinnen hatten sich darauf gestürzt. Es roch etwas streng wenn er zu nah dran war, doch sah er dafür schon eine Menge Nachwuchs, die kleinen Tierchen waren äußerst fruchtbar wie es schien, das war gut für ihn und sein kleines Laster. In den letzten Tagen hatte er sich lediglich ab und an eine kleine Dosis von dem schwächeren Zeug genehmigt, meistens vor dem einschlafen und einen Tag vor ihrer Ankunft hatte Shinki ein Fünftel seiner Spinnen um ihres Giftes töten müssen, doch würde sich das Netz im Kopf seiner Puppe in ein paar Tagen wohl wieder massiv vergrößern, dann hätte er einen guten Vorrat, dafür besorgte er ihnen gerne ab und an ein Kleintier.
"Wir müssen zu den umliegenden Inseln", erklärte Zenchu seinem Lakaien, worauf dieser trotz seiner Benommenheit aufhorchte, das war neu ... und klang eigentlich gar nicht so blöd. Kirigakure mochte zerstört sein, das hier war vielleicht kein Ort für richtige Shinobi mehr, aber das hier war nur die größte Insel von vielen und auf den anderen gab es zumindest kleine Dörfer, dort konnten sich durchaus noch Menschen aufhalten, aber war es das was die Schlange suchte. Shinki tippte noch immer darauf, das sie nach einem Menschen ausschau hielt, aber wen? Waren das nicht bloß ein paar kleine Fischerdörfer?
"Wen suchen wir eigentlich?", erdreistete Shinki sich zu fragen, während er sich bereit machte aufzubrechen.
"Es gibt hier vielleicht ein paar Leute die uns, und damit meine ich mir, nutzen können. Sie hatten noch nicht das Vergnügen mich kennenzulernen", erzählte Zenchu zunächst etwas unsicher, Shinki wunderte sich überhaupt darüber das die Schlange geantwortet hatte, kam jedoch dann wieder auf seinen erhabenen Prinzenton zurück.
"Ein gemieteter Lakai reicht für einen Prinzen der Hebi nicht aus?", fragte Shinki und ging zur Tür.
"Natürlich nicht. Aber du scheinst zu lernen", gab Zenchu nicht unzufrieden zurück.
"Dann also zum Hafen. Der ist bei einem kleinen Fischerdorf und sollte noch intakt sein. Ich war da schon ein paar Mal, der Weg sollte sich leicht finden", erklärte Shinki und machte sich auf den Weg. Links neben ihm ging die Puppe und zwischen ihnen kroch Zenchu über den Boden, wurde damit von den beiden menschlichen Gestalten flankiert und wirkte gar nicht so unzufrieden damit.
tbc.:
Hafen