Mit etwas im Magen, endlich, kam Shin nun wieder etwas besser gelaunt auf dem Trainingsplatz an. Auch wenn seine Mundwinkel noch immer nicht den Weg nach oben gefunden hatten, so hatte er nun wenigstens ein festes Ziel vor Augen, zumindest mehr oder weniger, und dem folgend entfaltete der junge Puppenspieler sofort eine seiner Schriftrollen, besah sie jedoch nur soweit bis er den Abschnitt über das Steuern mehrere Puppen ausfindig gemacht hatte und verstaute sie mit einem kleinen Zweig an der entsprechenden Stelle zusammengerollt in seiner Tasche. "Bevor ich mich mit der Theorie herumschlage probiere ich doch für den Anfang mal einen etwas praktischeren Ansatz", dachte sich Shinki und kam sich dabei allzu gerissen vor, während sich von seiner rechten Hand aus fünf Chakrafäden ihren Weg zu einem der nahen Bäume schlängelten bis sie mit ihrem Ende einen der abstehenden Äste berührten und von da an versuchte der Junge diesen immer wieder stoßweise zu bewegen auszureißen. Sein Grundgedanke dahinter war simpel: Wenn er zwei Puppen gleichzeitig steuern wollte musste es ihm zunächst einmal gelingen eine davon mit nur einer Hand in den Griff zu bekommen, doch hatte der Junge im Moment lediglich eine Puppe, also was langfristig tun? Nun, ein Baum wäre etwas viel, aber es gab Äste mit Zweigen und solange er sein Chakra nur darauf konzentrierte sie zu steuern sollte das eigentlich möglich sein sie mit der Kraft, die sie durch seine Fäden, sein Chakra und das Puppenspiel bekamen, auszureißen, zumindest wenn er sich auf die mittelgroßen Äste beschränkte. Gleichzeitig konnte er die Kräfte auf weniger gezielt auf die Zweige lenken, wie er sonst Arme und Beine seiner Puppe steuerte, der Preis seines Trainings wäre halt dann ein gerupfter, abgebrochener Ast ... oder langfristig gesehen eine ganze Menge davon und wer würde es dem Jungen verdenken wenn er das anfallende Holz später für seine eigenen Zwecke weiterverarbeitete ... es war schließlich als Folge eines Trainings entstanden und war so ein Trainingsplatz nicht genau dafür da?
"Ich hab meine Zweifel das sich irgendwer überhaupt über die Bäume hier scheren würde. Es gibt so viele und der Platz sieht so aus als würde hier Regelmäßig ein Teil davon verwüstet werden, aber eine Ausrede parat zu haben schadet ganz sicher nie ... und man kann ja kaum von mir erwarten das ich versuche Trainingspuppen zu zerreißen, das wäre nun wirklich Verschwendung", dachte Shin während er weiter damit beschäftigt war sein einarmiges Puppenspiel zu üben und damit eine möglichst beträchtliche Menge Fallholz in seinen Besitz zu bringen. Die ersten beiden Versuche verliefen dabei sogar einigermaßen schnell mit dem gewünschten Erfolg. Nachdem der dürre Puppenspieler erst sich erst einmal auf die neue Übung eingestellt hatte, mit dem Chakra über seine Fäden hinaus den Ast und dessen Zweige unter seine Kontrolle gebracht hatte und sie separat seine Kraft auf den Baum ausüben ließ. Zunächst rissen die kleineren Äste ab, die trotz der Verteilung der Kräfte weniger Widerstand aufboten und so den Jungen dazu zwangen seine Fäden neu zu justieren, bis der Ast kahl war und Shin ihm seine ganze Aufmerksamkeit schenkte. Etwa eine Minute des Zerrens und des Knarrens bis der Ast endlich nach einem Dutzend kleinerer Knackser nachgab und plötzlich der Schwerkraft ausgesetzt war. Der überraschte und von der Anstrengung leicht aus Puste gekommene Junge wurde nun sichtlich auf dem falschen Fuß erwischt und musste zusehen wie der Ast beinahe den halben Weg nach unten zurückgelegt hatte bis er ihn vor dem Aufprall stoppen konnte. Eigentlich wollte er ihn kurz in der Luft halten und etwas bewegen, was für ein einfacheres Ziel gäbe es schließlich für ihn und seine Übungen schließlich als ein einfaches Stück Holz das gerade einmal einen Bruchteil des Gewichtes einer Puppe aufwies, doch die ungewohnte Situation erwies sich dann doch als schwieriges Hindernis und so konnte er den Fall gerade einmal ein wenig bremsen und selbst auf dem Boden waren die Bewegungen, die Shin Zustande brachte eher grob und schmächtig, nicht zu vergleichen mit der Eleganz die er sonst so an den Tag legte. "Pah, zusammenreißen und weitermachen wo es geht", schalt sich Shin, komplett bewegliche Ziele waren für den Anfang wohl einfach etwas zu zäh ... in kleinen Schritten dann eben.
Beim nächsten Ast ging es dann deutlich schneller, nicht zuletzt weil dieser sogar kleiner war als der erste und damit die Herausforderung sichtlich schwand. Lediglich das Bewegen des kahlen und abgerissenen Astes erwies sich wieder als etwas zu schwierig für den Jungen, zumindest um es einen nennenswerten Fortschritt zu nennen. Trotzdem ging es mit gesteigerter Zuversicht an das dritte Ziel heran, ein größeres Exemplar welches im gesamten sicherlich gute fünf Kilo auf die Waage bringen würde ... und an dem zerrte und zerrte er mit seinen Fäden ohne das es nachgeben wollte, trotzdem würde er die Flinte nicht so einfach ins Korn werfen, manchmal war der Weg zum Fortschritt eben Sturheit.
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