Eine ungewöhnliche Stille hatte sich um Taima gelegt. Lange blieb es schwarz um den Fukuda, ohne irgendetwas vernehmen zu können, er lag gedankenlos da, bis sich auch in ihm etwas regte.
Dann öffnete er langsam seine Augen. Und da war es wieder... die grünliche Flüssigkeit, die seinen nackten, kindlichen Körper umschloss... das Gefühl der Leichtigkeit, die ihn darin auftrieb... das Blubbern der Blasen, die um ihn herum aufstiegen... die verschwommene Sicht... und ihre Silhouette, Momoko's Silhouette. Taima war stark erschöpft. Er war wieder lange mit den Sternen beschäftigt gewesen und hatte zu ihnen gesprochen, so seltsam das klingen möge. Er hatte nach Hilfe gesucht, jemandem, der ihm seine Einsamkeit nehmen konnte, die ihm durch die anderen Kinder eingetrichtert wurde. Der kleine Junge war damals schon in sich gekehrt, sein Alltag unterschied sich massiv von dem der gleichaltrigen Generation, wenn man ihn mit den stets glücklich spielenden Kindern verglich. Er wird nie vergessen, was es heissen wird, alleine zu sein, dieses Gefühl, ausgeschlossen zu werden... er hasste es zutiefst. In seiner Erinnerung fragte er noch verzweifelt nach Hilfe. Doch... hatten sie ihm geantwortet? Hatte ihn der Nachthimmel erhört? Hatte irgendjemand Erbarmen mit dem Jungen gehabt? Er wusste es nicht. Das einzige, was er nun wollte, war klar: Taima muss dieser Einsamkeit entkommen. Er schaute seine Hände an. Weiss, schwarz, wie immer schon... oder etwa nicht?
-Doch.- Er war sich sicher, welchen Weg er nun gehen sollte. -Das hier... bin ich, ob schwarz odr weiss, das hier... das ist mein Fleisch.- Er richtete seinen Blick nach vorne. "*Bluubblubblubb*!" ("Momoko!") Von der Atemmaske an seinem Mund drangen bloss drei grössere und etliche kleinere Luftblasen aus, anstelle des Namens seiner Schöpferin, doch sie schien ihn verstanden zu haben. Sie trat näher an ihn heran und wurde für seine Augen immer besser sichtbar. Ja, sie war es. Und sie lächelte, verschlagen aber vertraut. An ihren Anblick hatte er sich gewöhnt. Der Fukuda war froh, dass sie es was, die sein Schicksal veränderte. Sie war seine Schöpferin, der Grund seines Daseins und sowas wie eine Mutter, so seltsam es doch schien. Als der Grünschopf daran denken musste, konnte er nicht anders. Er lächelte zurück und hob die Hand an die Scheibe zwischen ihm und der Schlangengöttin. Und sie... hob sie genauso an, doch bevor sie dieselbe Höhe erreichte wie die Hand des Fukuda, blitzten ihre Augen auf. Ihre Lippen formten ein Wort, nein, einen Namen, den er nicht hören konnte, doch den er immer wieder erkennen würde, sobald ihn jemand ausspricht. "Taima..." Sie ballte ihre Finger zu einer Faust und schnellte zurück, nur um im nächsten Moment einmal auf die Scheibe zu schlagen. Taima erschrack in dem Moment, wo sie den Tank berührte, denn er konnte dumpf den Aufprall hören und auch am ganzen Körper fühlen, eine Welle durchstiess ihn von seiner Hand bis zu den Füssen und liess mehr Blasen aufsteigen. An der Scheibe erkannte er, wie sich ein Riss bildete. Im ersten Moment geschah nichts weiteres. Er blinzelte kurz. Als er dann die Hand von der Scheibe nahm, begann sich der Riss in rasanter Geschwindigkeit auszubreiten, bis er schliesslich die Front in einigen Sekunden vollständig überzog... und Momoko nur noch einmal daran tippte, um Taima zu befreien.
In dem Moment durchdrang ihn wieder eine Welle, doch diese war volllkommen anders als erwartet. Zwanghaft musste er seine Augen schliessen, denn er spürte einen starken und intensiven Schmerz, während die Flüssigkeit aus dem Tank lief. Er knallte mit ihr zu Boden. Sein Körper fühlte sich nass an, wohl von der Flüssigkeit. Es war eine Qual, sich unter den Schmerzen aufrichten zu müssen, die überall an seinem Körper nagten. Taima schaffte es gerade noch, auf die Knie zu kommen und stützte sich mit den Händen nach vorn, sein Kopf war gesenkt. Dann öffnete er wieder seine Augen.
Die Schwärze verschwand nur Stellenweise, an einem Ort mehr und an anderen weniger. Er war wieder an der Oberfläche. Der Schmerz wurde noch stärker, je mehr er einatmete. -Verdammt, was ist das für ein Rauch?!- schoss es durch seinen Kopf. Und dann erinnerte er sich. Der stechende Husten kehrte schlagartig zurück und raubte ihm weiter seine Kräfte, die er nicht mehr aufbringen konnte um sich dagegen zu wehren. Abermals hustete er den Schmerz aus, es wollte aber nicht weniger werden. Er blickte zur Seite. Dort war sie wieder, Momoko, genauso wie ein leidender Ashi, der ähnliches durchmachte wie Taima. Dann spürte er eine unheimliche Präsenz vor sich. Er wagte es kaum, den Blick nach vorne zu richten, doch er musste, es ging nicht anders. Und dort waren sie. Die gehörnte Ninja, die für den quälenden Rauch verantwortlich war, wieder hustete er in das Ellbogengelenk und ringte nach Luft. Schon nur ihre Stärke war... doch furchteinflössend, genau wie ihre ungewöhnliche Begleitung, das Geschöpf, das Taima schwer einschätzen konnte. Es schien nicht von dieser Welt zu kommen, zu abartig sah es aus, wie auch dessen Herrin. Sie hatte etwas dämonisch Schönes an sich mit den zwei Hörnern, die ihren Haupt verzierten. Er kannte ihren Namen nicht, doch wusste er den Namen ihrer Begleitung. Es war kein anderer als Minato Uzumaki, dem Schlächter Sunagakure's. Wer weiss, wieviele Seelen dieser Shinobi in den Abgrund stürzte. Als er den blonden Akatsuki erblickte, konnte er dessen dunkle Kraft förmlich schmecken, wie der schwarze Rauch, der ihm und Ashi heftige Probleme bereitete. Minato schien viel grösser zu sein, als es Taima in Erinnerung hatte, wie seine Meisterin und die dunkelhaarige Akatsuki auch. -Ich... werde... nicht weggehen...- Er wollte nicht. Etwas in ihm drängte ihn, das Weite zu suchen, doch er sträubte sich dagegen. Seine Schöpferin alleine lassen? Das wäre nicht er selbst. Er schüttelte den Kopf. -Nein. Momoko gab mir diese Gabe, dieses... Geschenk. Ich... schulde es ihr, meine Hilfe und mein Können für sie einzusetzen!- Der Rauch schien immer mehr zu werden und die Gruppe einzuhüllen. Er kam Taima immer näher, nicht wegen einem Windstoss, nein. Es sah so aus, als ob er leben würde, als ob er weiter wachsen würde. Und stoppte gefährlich nahe an Taima's Antlitzt. Minato und seine Begleiterin waren im Rauch verschwunden, wie Momoko und Ashi auch. Jetzt war nur noch hier... und eine Stimme, die er schon lange nicht mehr hörte. "...ima...ma...ma..." vernahm der Fukuda irgendwo in der Ferne.
Doch die Worte kamen näher. Und aus dem schwarzen Nebel vor ihm wuchs etwas heraus, eine Kugel, die sich schnell verformte und einige weitere Auswüchse bekam. Es wandelte sich weiter und schnell konnte der Grünschopf erkennen, dass aus diesen Auswüchsen eine Nase, Lippen und ein Kinn wurden. Und dann öffneten sich zwei leuchtende Augen, deren Hass er genau kannte. Sie gaben dem Gesicht das, was es noch brauchte, um von Taima erkannt zu werden.
"Makkuro!" Er wusste nicht, wie er darauf reagieren sollte. Völlig verblüfft schaute er der grinsenden Grimasse zu, wie sie im Rauch hin und her schwebte, schon vergessen, was vorhin noch passiert war. Der Schmerz klang langsam ab. "Wie ich sehe, vergisst du mich noch immer nicht?" Die Worte hallten viele Male wider, was Taima's volle Konzentration benötigte, um dem Schemen zu zuhören. Die Augen wurden mit dem Gesicht zusammen grösser. Der Raum, in dem er sich dank dem Rauch befand, auch. Taima richtete sich und stand auf. Der schwarze Schemen zog seine Runden um den Nukenin. "Wonach ersuchst du mich in dieser gottlosen Welt, kleiner Kannibale?" fragte der Schatten. "Ich... suche gar nichts?" antwortete er. "Dann... warum suchst du nach deinem Freund in den Träumen?" ... Darauf wusste er keine Antwort. Genau so auf die Frage, wo sie nun waren. Der Rauch verdichtete sich und wurde zu einer leeren Schwärze, in der das feine Gesicht seine Kreise um ihn machte. War es Taima, der für Makkuro's Auftauchen verantwortlich war? Da konnte er sich nicht sicher sein. "Jaja, Mysterium um Mysterium. Dein Wesen ist immernoch gleich naiv wie vor fast einem Jahrzehnt, Taima. Dafür hab ich dich beneidet." Plötzlich blieb das Gesicht des Schattens vor ihm stehen. "Diese Menschen und euer Vertrauen." meinte er bloss, bevor das Gesicht mit einer beeindruckenden Geschwindigkeit nach oben schoss. Noch bevor die Worte verhallt waren, war es aus der Sichtweite des Fukuda verschwunden. Die Strecke bis dahin, liess Taima noch viel kleiner wirken. Als er nach oben schaute, konnte er einer weiteren Erinnerung aus seinem Gedächtnis zuschauen. Der Begegnung im Bambuswald mit Akito. Taima konnte alles aus einer ungewohnten Perspektive, wie ausserhalb seines Körpers beobachten. Er wollte ihm seinen Arm schenken, für das Vertrauen seinerseits. Es war sehr knapp, denn hätte Taima nichts gesagt, hätte der Shuden gnadenlos den Arm mit einem Kunai durchtrennt. Kaum war diese Szene vorbei, begann eine neue: Der Kannibale richtete die Leichen vor sich so hin, dass es so aussah, als würden die beiden Toten Arm in Arm miteinander schlafen und vielleicht gleich zum Akt übergehen wollten. Hinter ihm, wartend, die Fuchsdame Kaori. Sie setzte das Vertrauen in ihm, wie seine Meisterin. Dann wurde es wieder schwarz, bevor ihm die nächste Szene eröffnet wurde. Doch dieses Mal war es etwas anders. Er hörte seine eigenen Worte, viele Leute um sie herum, Geschirr, Gläser wurden gehoben. Und dann die von ihm alles entscheidende Frage, ob die Nukenins zu Tisch ihm und der Schlange folgen würden. "Ich nehme an... so klinge ich für Linquay." Die Klangatmossphäre brach abrupt zusammen, bevor er mehr sehen sollte. Er schaute weiterhin nach oben. Ein Standbild, dass er kannte, wurde ihm gezeigt. Sora-Ku. Einen kurzen Moment blinzelte er wieder, doch kaum waren die Augen offen, war er neben Kaori in dieser verlassenen Stadt. Die Trockenheit konnte er auf seiner Zunge spüren. Einen Augenblick später kam sie auf die beiden zugerannt und umarmte den Fukuda. Er wusste, damals war er in grosser Sorge um sie, Koe, sie hatte sich von ihm getrennt, um ihm zu helfen. Die Umarmung fühlte sich richtig gut an, sie erweichte abermals sein Herz. Diesen Moment könnte er ewigs auskosten. Die Zeit schien für einen weiteren Moment still zu stehen, ohne das Koe oder Taima von der Umarmung abliessen. Und dann hörte er wieder diese Stimme. "Kannst du dir sicher sein, diesen 'Menschen' zu vertrauen? War es nicht ich, der dir zeigte, was diese Welt verbirgt?" Und wieder blinzelte er. Er war wieder zurück in der Leere, sein Blick immernoch nach oben gerichtet, wo die Grimasse den ganzen Himmel einnahm, so gross kam sie dem Nukenin nun vor. Die Stimme hallte noch immer an den nicht existenten Wänden um ihn herum wieder und kam von allen Richtungen. "Deine Eltern hatten wohl kaum so viel Gefühl von dir erwarten können wie diese dahergelaufenen Leute von der Strasse?" Seine Hand fuhr auf seinen Haupt zu den zwei Blumen, die er immer an sich trug. "...Geschweige denn, dein bester Freund. Dieser Blinde zum Beispiel. Warum schloss er sich deinen Machenschaften an? Kannst du seinem Tun sicher sein, dass er dich nicht verrät und links liegen lässt wie vergammelter Jahrmarktsfisch?" Taima senkte nachdenklich seinen Blick. "Oder Kaori, sie ist eine Füchsin! Und ich denke, auch dein zwar naives Köpfchen kennt die Eigenschaften, mit denen man Füchse assoziiert. Genau gleich bei Momoko. Das werde ich nicht weiter ausführen. Doch... was ist mit der Shuden?" Nun wurde der Blick des Kannibalen finster. Solche Worte hätte er nicht von seinem besten Freund erwartet. Seine Hand ballte er zu einer Faust. Die Worte machten den Fukuda wütend. "Sie kommt von einer Bruderschaft, in der die Gabe des Sprechens verteufelt wird! Glaubst du, du als naiver Tollpatsch, wie ich dich kenne, würdest ihre Lügen durchblicken können? Würden sie dich vor dem Tod beschützen, wenn sie die Möglichkeit dazu hätten? All das Gerede um Vertrauen... Dieses Vertrauen existiert hier nicht! Dies ist deine Welt, Taima, hier helfen dir keine Freundschaften, sieh der Wahrheit ins Gesicht!..." brüllte das schemenhafte Antlitz zuletzt dem wütenden Fukuda entgegen. Dann stürzte es mitsamt dem 'Himmel' auf ihn hinunter, es zog eine kilometerlange, schwarze Schwade hinter sich, die nicht kleiner werden sollte. Der Schemen kam immer näher und drohte, auf ihn niederzuprallen. "...Wach auf!" brüllte sie dem Grünschopf entgegen, der mit einem hasserfüllten Blick ihr entgegenschaute und auf einen Schlag vom Rauch verschlungen wurde.