Für den jungen Yamanaka fühlte sich sein Zustand noch immer ziemlich ungewohnt an, vor allem wenn er von zwei Orten gleichzeitig aktiv Informationen einholte, doch war es ohne jeden Zweifel hilfreich bei dem was er tat. Während er in seinem eigenen Körper dabei war Ast für Ast vor sich zu einem Schaft für spätere Pfeile zu formen las ein Teil von ihm mit seinem zweites Paar Augen in der Puppe wieder und wieder die Aufzeichnungen seines Tantchens, wobei er nur ab und an aufstand und die Schiftrolle etwas bewegte, wenn er das Gefühl hatte einen Teil ausreichend verinnerlicht zu haben oder wenn es sich hinterher herausstellte, das er sich dazu geirrt hatte. Er hätte es auch mit der Puppe selbst machen können, es wäre ein Leichtes für ihn gewesen sie mit dem Teil seiner Seele, der in ihr steckte und die Schriftrolle las, zu Bewegen und ihm den Aufwand zu ersparen, doch würde ihn das mehr von seinem Chakra kosten als er gewillt war für so eine beiläufige Sache aufzuwenden, nach seinem Training von vorhin war er ohnehin nicht ganz auf der Höhe und er würde es später noch brauchen.
Jetzt erstmal war das Thema Pfeile dran, auch wenn er zwischenzeitlich mal etwa zwanzig Minten darauf verwendete den Abschnitt über Kurzbögen zu studieren, doch dazu würde er erst später kommen. Für den Anfang wollte Shin es sich so einfach wie möglich machen und hatte sich daher bewusst eine Sorte Bogen ausgesucht, die nicht darauf ausgelegt war Präzision auf hohe Distanzen zu erfordern. Solche, so wusste er aus der Schriftrolle, erforderten nicht nur ein größeres Maß an Übung, sondern waren auch schwieriger zu bauen und setzten besser ausbalancierte Pfeile voraus mit gut zurecht geschnittener Fiederung, all das war dem jungen Puppenspieler für seine ersten Schritte auf diesem Gebiet zu viel. Sein Ziel war ein einfacher Kurzbogen, mit etwas Übung würde er mit ihm problemlos alle paar Sekunden einen Pfeil abfeuern können, auch wenn er dafür an Reichweite einbüßen würde wäre das ein guter Anfang. Die Pfeile, die er jetzt dafür fertigte, waren so einfach wie er es sich nur wünschen konnte: Keine spezielle Spitze, auf Fiederung verzichtete er auch vollends und dazu waren sie deutlich kürzer als gewöhnliche Pfeile, aus der Beschreibung, der er mit seinem zweiten Augenpaar folgte, waren sie fast schon näher daran Bolzen für eine Armbrust zu sein, auch wenn sie dafür etwas dünn waren, dennoch war es für Shinkis Hände noch immer keine so leichte Aufgabe wie man meinen wollte. Neun Versuche benötigte der Junge bis er überhaupt einmal ein passables Ergebnis hervorbrachte, davor scheiterte er mehrmals daran, dass der Schaft schief wurde, er zu tief Einschnitt oder ganz einfach ein von vorneherein unpassendes Stück Holz verwendete und damit seine Zeit verschwendete, doch selbst nach diesem ersten Erfolg ging es langsam voran und es folgte noch eine gute Stunde die mit mehr Fehlversuchen als Erfolgen gefüllt war bis Shin eine ausreichende Routine für die Arbeit hatte, sodass ihm die meisten Pfeile recht gut gelangen. Jetzt also mehr als genug Munition ausgestattet ging es für ihn weiter zum schwierigeren Teil, der Waffe selbst und damit auch dem Kern neuen Mechanik, mit der er sich an diesem Nachmittag beschäftigen wollte.
"Okay, dann seh ich mir das doch jetzt mal an. Wie spanne ich etwas so in die eine Richtung, das etwas damit in die andere Richtung fliegt und da dann böse Leute trifft? Das sollte doch machbar sein", dachte sich Shinki und nahm nun neben seiner Puppe platz, für das erste würden sie nun gemeinsam in der Schriftrolle lesen, denn auch wenn es sich von außen vielleicht simpler anhörte, in Details betrachtet war es schon eine wesentlich kompliziertere Sache.
Zum einen waren Bögen lediglich die Spitze des Eisberges und Shin war nicht der Typ für halbe Sachen, denn genau das war das Zeug das ihm bei seinem Glück hinterher in den Hintern beißen würde, er kannte das schon: Er lernte etwa neunzig Prozent von irgendwas und hinterher käme es auf die restlichen zehn Prozent an, ne er würde dem Zufall, diesem fiesen Mistkerl, so wenig Gelegenheiten wie möglich bieten ihn mit der Hose in den Kniekehlen zu erwischen, also arbeitete sich Shin zusammen mit seiner Puppe durch. Hier war es ziemlich gut das sie nicht einfach nur zwei Typen waren, die zusammen etwas auswendig lernten, ein gemeinsamer Geist hatte den Vorteil von ziemlich automatischer Synchronität, so kam es immer das einer sich die Bildchen und Notizen dazu ansehen konnte während der andere gleichzeitig seine Augen auf den Text daneben richtete, so arbeiteten sie sich ziemlich schnell durch und es war kein großer Aufwand etwas, bei dem sich der junge Puppenspieler unsicher war, hinterher noch einmal nachzulesen.
Alles in allem kam er ziemlich gut voran, passenderweise waren Bögen der Einstieg zu dem Kapitel, darauf folgte die Armbrust mit ihrer etwas komplizierten Mechanik, die dafür einfacher in der Anwendung und leichter zu verbauen war und dann einige einfachere Mechanismen die er direkt in Puppen verbauen könnte um beispielsweise Hari mit einer größeren Wucht hervorschnellen zu lassen oder um kleine Fallen in den Puppen zu verbauen die sich beispielsweise bei Erschütterungen ohne zutun des Puppenspielers auslösen würden. Doch so langsam wurden die Beschreibungen arg spezifisch, hilfreich sicher in den passenden Momenten, doch wich Shinki immer wieder von dem eigentlichen Thema ab, sodass er entschied das es nun gut war. Gerade wollte er sich daran machen seinen ersten Bogen zu bauen, da dämmerte ihm plötzlich etwas ... heute war etwas wichtiges gewesen, er hatte es sich nicht eingebildet, nur verwechselt was es gewesen war. Damit musste seine Arbeit hier erstmal ruhen.
Eilig versiegelte Shinki seine Puppe und das Bündel fast fertiger Pfeile, die könnten überraschend nützlich werden, sollte es nicht zu spät sein, und schon eilte er vom Grundstück weg ... er konnte nur hoffen das seine Eltern nicht zurück kämen und das Chaos im Garten sehen würden.
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