(Trainingspost 1797/1600)Das Gespräch entwickelte sich noch ein wenig weiter, aber letztendlich war es absehbar wie es enden würde. Der Mizu Bunshin nickte mit einem ruhigen Lächeln, behielt den Schutzgeist jedoch im Auge. Die Worte der Yagami nahm der Bunshin ruhig entgegen, antwortete aber nur auf die letzte Frage die sie an ihn hatte. In jedem Fall hatte er ihr einige Informationen gegeben, die sicher nützlich sein konnten.
„Wir sehen uns sicher wieder. Wenn du Nukenin suchst – schau dich in Spelunken und einigen abgelegenen Gebieten um. Vielleicht wirst du ja im Tetsu no Kuni fündig. Dort habe ich letztens eine Gruppe Nukenin gesehen, aber es könnte sein das die Situation dort bald eskaliert.“ Die Yagami verabschiedete sich und der Bunshin sah ihr nach, bevor er sich umwandte. Das Original nickte ihm zu, als er es passierte und lächelte. Der Bunshin schmunzelte und schloss die Augen, bevor er sich in Wasser auflöste.
Der Nukenin hatte einiges vor. Ihm war bewusst, das er stärker werden musste um mögliche Kämpfe zu bestreiten, die sicherlich auf ihn und Shinji warten würden. Aber um den Uchiha machte sich der Fuuma nur geringfügig Sorgen. Nein, Shinji würde schon überleben, ganz so wie eine Kakerlake. Da er nun seine medizinischen Kenntnisse auf einen hohen Stand gebracht hatte war es evident das er sich in dieser Richtung erst einmal anpassen musste. Alles zu seiner Zeit, hatte seine Sensei dereinst gesagt. Und verdammt nochmal, sie hatte damals Recht gehabt! Tashiro vermisste sie ein wenig, denn die Zeit mit ihr war angenehm gewesen. Damals war noch alles gut gewesen, aber es brachte nichts sich ewig in der Vergangenheit zu wälzen. Der Shinobi strich sich die Haare zurück, atmete hörbar aus und schloss die Augen. Sein Brustkorb hob sich merklich, bevor er sich wieder senkte. Es war Zeit, dass er stärker wurde. Der Shinobi hatte einen passenden Ort gesucht: Er befand sich abgelegen in einem Waldgebiet, das im Grenzgebiet zwischen Ta no Kuni und dem Reich der Samurai lag. Hier hatte er seine Ruhe und vor allem würde er mit seinen Jutsuversuchen keinen Schaden anrichten den Mutter Natur nicht wieder geradebiegen konnte.
Vor einigen Wochen war er noch in einer Spelunke gewesen. Nun, Spelunke konnte man den Ort nicht nennen. Gülden und matt hatte sich das Licht der Öllampen und der Kerzen durch den Raum geschwelgt. Ein weiches Tuch des Lichtes legte sich über die Menschen und Feiernden und wurde von den sanften Klängen der Shamisenspielern umgarnt. In den Kristallen spiegelten sich die Flammen wieder und warfen bizarr anmutende Schatten auf den Boden. Abstrakte Linien vermischten sich mit Schattengestalten, die mal einem Vogel, dann einem Geparden zu ähneln schienen. Ein filigraner Tagesfalter flog mit tausend Flügelschlägen vom Innenhof in den prachtvollen Hauptraum, sein knochenfarbene Flügel mit zarten schwarzen Tupfern wurde magisch von dem Licht der Kristalle und Kerzen angelockt und suchte den Weg zu jenem Quell, der für ihn der Mond erschien. Doch seine Gestalt erreichte die Flamme einer Kerze und seine empfindlichen Flügel wurden vom der Feuerzunge verbrannt und verzerrt, leise knisternd starb der Falter in der Hoffnung das Mondlicht zu erreichen, womöglich sogar noch glücklich dieses erreicht zu haben und erst in der letzten Sekunde seines Ablebens mit Schrecken zu erkennen, dass er sich geirrt hatte. Die schweren Gerüche von fein zerstoßenen Hanfkörnern, dem wilden und rot blühenden Mohn, der einen Menschen in göttliche Traumgefilde zu entsenden vermochte, hatten ihn dann wieder vertrieben. Tashiro schüttelte den Kopf. Er musste einen klaren Kopf bewahren.
Der einstige Otonin konzentrierte sich. Mit dem Fuuton hatte er sich eher selten beschäftigt aber mittlerweile sah es Tashiro als nützlichstes Element an. Seine tödliche schneidende Wirkung und die durch den Wind hervorgerufene Zerstörungskapazität war enorm und wurde nur von dem Katon rivalisiert. Sicher, auch das Raiton war gefährlich und das Suiton in bestimmter Menge eine größere Gefahr als das Fuuton, aber grundlegend war es für den Körper gefährlicher, auseinander geschnitten als verbrannt oder gewässert zu werden. Es gab für einen Stromschlag eine Gegenmaßnahme, aber was tat man mit jemanden, der in viele Teile geschnitten worden war? Der Nukenin lächelte grimmig, während er die Augen schloss. In seiner Zeit in Otogakure hatte er ein Jutsu gesehen, dass er als Fuuton: Atsugai kennen gelernt hatte. Tashiro spürte in seinen Händen, nachdem er die nötigen Fingerzeichen geformt hatte, das bekannte Fuuton Chakra aufsteigen aber es war etwas ganz anderes als das Fuuton: Daitoppa das er bereits beherrschte. Dieses Jutsu war chakrafressener, aufwendiger und auf einem anderen Level...
Das Jutsu entlud sich wie geplant und entfachte einen Wind, dessen Stärke der Otonin falsch eingeschätzt hatte. Stärker als geplant tobte nun ein kräftiger Sturm gegen einige nahe Bäume, riss durch totes Gehölz und wirbelte eine Menge Staub auf. Tashiros Brauen wanderten in die Höhe. Hochinteressant! Die Stärke dieses Jutsus war außerordentlich und sicherlich etwas wovor man sich in Acht nehmen musste. Der Fuuma wusste, dass diese Technik eine gute Waffe werden konnte wenn er sie richtig einsetzte. Wenn... aber nun müsste er sie erst einmal richtig beherrschen.
Einst hatte der Akatsuki Kakuzu diese Technik angewandt und beherrscht, was Tashiro freilich nicht wusste. Kakuzus Umgang mit der Technik war so enorm dass er mehrere hochrangige Gegner damit von den Füßen reißen und schwere Verwüstungen anrichten konnte. Der hohe Druck der Technik bedeutete gleichermaßen, dass sie weniger die schneidende Wirkung des Windes nutzte sondern vielmehr die Kraft und den Druck, alles zurück zu stoßen. Tashiro estimierte, dass die Technik wohl in der Lage war viele andere Techniken zu deflektieren und gleichermaßen in der Offensive zerstörerisch zu wirken. Die Zerstörung größerer Areale durch diese Technik war somit leichthin möglich und kein Problem, zumindest wenn es wirklich gelang sie zu meistern. Das Fuuton hatte der Fuuma bereits gemeistert und wusste es einzusetzen, aber noch war er nicht in der Lage das komplette Potential der Technik auszuschöpfen. Erneut schloss der Fuuma die Augen. Er musste die Kontrolle über das Chakra verbessern, dann würde er es auch besser hinbekommen. Leichter gesagt als getan! Tashiro wusste, dass das Fuuton kann einfach zu beherrschendes Element war. So gesehen war kein Element leicht zu kontrollieren und nur wenige Shinobi meisterten die Kontrolle zweier oder mehrerer Elemente.
Aber es war mehr als nur ein kleiner Schritt. Bis dato war Tashiro kein Kämpfer gewesen, aber er wusste dass er sich entwickeln musste wenn er überleben wollte. Es gab da ein paar Jutsus, die ihm sicher helfen konnten wenn er stark genug war sie zu lernen. Aber jetzt, im Moment, hatte er zunächst mit diesem Jutsu hier genug zu tun. Das Fuuton: Atsugai würde seine Angriffstechnik werden wenn er jemanden von sich wegstoßen wollen würde. Sicher würde das nicht bei jedem klappen, aber es würde zumindest genug Wirkung erzielen damit er andere Techniken einsetzen konnte. Techniken, die er noch lernen musste und an denen er sicher mehr feilen würde als an diesem Jutsu, das im Vergleich zu den Techniken, die er begehrte, blass aussah. Seiji hatte es schon angesprochen. Tashiro war wie viele andere Ninja interessiert an Edo Tensei, jener unirdischen Technik, die die Toten für einen kämpfen ließ. Erneut schloss der Shinobi die Augen. Konzentrieren! Der ehemalige Otonin spürte in sich das Fuuton und dessen Potential, die Stärke dieser Technik die er begehrte und die er sich zu eigen machen würde. Nach wie vor hielt er die Augen geschlossen, ließ sich Zeit damit die Technik zu fühlen, das Chakra zu spüren und zu formen.
Der Fuuma öffnete nun die Augen. Langsam, wie eine Schlange wirkend, erfasste er seine Umgebung und visierte nun das Ziel an. Er musste das Fuuton anders aus dem Körper bekommen als durch seine Hände. Das letzte Mal hatte er das Gefühl, dass das Chakra seine Weg unrichtigerweise gesucht hatte und nun dort entwichen war wo Tashiro häufiger Jutsus anwandte; durch die Hände. Als Iryonin war das freilich nichts ungewöhnliches aber für ein Fuuton Jutsu sicher gefährlich, denn die schneidende Kraft des Fuuton war eine Gefahr für sich allein. Er musste einen anderen Weg fi-... halt! Der Fuuma hielt inne. Seine Gedanken hatten sich um etwas aus seiner Vergangenheit gesponnen. Dieser Genin dereinst, als er sein Chunin Auswahlverfahren hatte... er hatte das Fuuton mit dem Mund eingesetzt. Der Mund! Natürlich! Tashiro würde lachen wenn er nicht so konzentriert gewesen wäre! Das perfideste war ihm natürlich nicht eingefallen!
Er musste sein Chakra also im Magen kneten und umwandeln und dann vom Mund aus pusten! Das war einfacher als gedacht, aber Heiland – es würde ihm Spaß das machen dem Gegner praktisch ins Gesicht zu spucken. Auch wenn das etwas windiger werden würde, aber für einen solchen Scherz war der Fuuma durchaus zu haben. Nur nicht auf seine Kosten, verstand sich! „Fuuton: Atsugai!“, murmelte er dann als er sich sicher war, dass das Jutsu endlich bereit war. Und dann lief es wie am Schnürchen. Im Magen das Chakra formen und kneten und dann über den Mund das Fuuton-Chakra auf den Gegner speien! Und wie effektiver es war! Der Wind war enorm und krachte durch den Wald, riss Bäume um und entwurzelte, zerriss, zerschnitt. Tashiro stand inmitten der Zerstörung wie ein schuldiges Kind, das mit hämischer Freude auf seinen Unsinn blickte. Ha! Damit hatte er nun auch dieses Jutsu gemeistert. Es hatte gedauert, aber er hatte es geschafft. Um ihn herum war immer noch sehr viel Staub in der Luft. Das Jutsu hatte seine Wirkung wirklich nicht verfehlt. Tatsache war, dass es wohl damit die bis dato zerstörerischste Technik des Fuuma wurde.
Keine andere seiner Techniken konnte solche Verwüstungen anrichten. Bis jetzt.
Der Shinobi setzte sich auf, schulterte sein Gepäck, dass er abgesetzt hatte um mehr Raum und Körperfühligkeit zu haben. Bald würde er sich weiter aufmachen und sehen, was er noch erreichen konnte. Mit diesem Jutsu hatte er aber einen Schritt gemacht der ihm sehr gefiel. Sicher würde er seine vernichtende Wirkung bald gegen Menschen testen. Tashiro estimierte, dass die Wirkung gefährlich aber nicht tödlich war. Es kam wohl darauf an wie man landete wenn man von dieser mächtigen Fuuton-Welle getroffen wurde. Genickbruch, Brüche im allgemein und alles weitere war möglich. Es lag auch stark an der Umgebung. Zufrieden nickte der Shinobi, während er noch ein wenig stolz wirkend über die Zerstörung blickte. Die Natur würde sich heilen. Keine großen Schäden. Sie würde den Schmerz nicht fühlen. Und wenn, war er nur ein Momento und sicher wieder vergangen. Die Selbstheilungskräfte der Natur und Pflanzen überstiegen die des Menschen bei weitem. Von daher war es sicherlich nicht so schlimm. Oder? Ach, was soll's!
Tashiros Leib straffte sich. Der innere Dialog war sinnlos. Er hatte hier nichts mehr verloren. Er hatte was er wollte. Vielleicht würde bald jemand aufmerksam werden auf die Zerstörung. Und wenn irgendjemand von Otogakure hierher geschickt werden würde wollte er nicht da sein. Er hatte noch andere Dinge zu tun. Wichtige Dinge, die keinen Aufschub duldeten. Damit verschwand er im Wald und für eine Weile aus diesem Gebiet der weiten Welt.
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Konohagakure no Sato » Bergige Einöde