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Gästezimmer im Palast der Göttlichen - IshgardBedrohlich legte sich ein Schatten über die Ausläufer der Berge und Wälder im Grenzbereich von Ta no Kuni. Für kurze Momente verdunkelte sich die Sonne, wenn das große Flugwesen sich mit seinen mächtigen Schwingen vorwärtsbewegte und dadurch einen Bereich zusätzlich abdunkelte. Wahrscheinlich konnte man sagen die Verwirbelung hören, wenn der Drache mit seinen Flügeln die Luft zerteilte. Es war vielleicht nicht die bequemste Art zu reisen, unabhängig von dem fortwährend mulmigen Gefühl, das wohl zu gleichen Teil aus der Furcht vor diesen Wesen als auch durch Höhenangst zu Stande kam, was in Wellen immer wieder in hier hoch kam. Doch gleichsam war es beeindruckend, die Welt von oben zu sehen. Es wirkte so majestätisch. Im Dorf würde sie damit sicher großen Eindruck schinden, doch wahrscheinlich war es gar nicht leicht für den Drachen dort zu landen. Und... wollte sie wirklich Aufsehen erregen? Normalerweise würde sie nun ja sagen, doch diese Art von Aufmerksamkeit würde sicher weder dem Drachen gefallen, noch würde sie vermutlich schnell vergehen, so dass sie eine Zeitlang belagert, aufgehalten werden würde.
„Dort sind die Straßen, die direkt zur Hauptstadt führen. Zu meinem zu Hause. Hier ist es sicherlich leichter für Euch zu landen. Wärt ihr daher so nett, mich hier herunter zu lassen?“ fragte Hana den Drachen höflich. Sie hatte das Gefühl, sie müsste gegen den Flugwind anschreien, da ihre Stimme sonst unterging.
Die Zeit war tatsächlich wie im Fluge vergangen. Es hatte nicht mal eine Stunde gefühlt gedauert, dass sie aufgebrochen war. Ja es fühlte sich sogar an, als hätte sie gerade eben erst von Suu, dem kleinem Husky-Welpen und Ishgard verabschiedet. Als wäre sie gerade eben erst von einem Tempel fortgeführt worden. Und nun, nun war sie schon fast in Otogakure. Es würde vielleicht noch höchstens eine Stunde dauern, dann wäre sie endlich wieder zu Hause in vertrauten Gefilden.
Der Drache stoppte in seiner Bewegung. Hana versuchte sich besser festzuhalten, befürchtete jedoch womöglich dennoch herunter fallen zu können, so ruckartig war das Wesen ihren Worten gefolgt. Für einen Moment blieb der Drache in der Luft stehen, ehe er sich langsam gen Boden bewegte. Kontrolliert und langsamer bewegten sich nun seine Schwingen, ehe er mit einer Erschütterung auf dem Boden aufsetzte. Erneut hatte Hana das Gefühl, fast vom Drachen zu fallen. Und erneut konnte sie sich gerade so fangen. Ob sie das je wieder tun würde? Wahrscheinlich nicht. Ein wenig von Schwindel und dem immer noch vorherrschenden mulmigen Gefühl geplagt, versuchte sie vom Rücken das Drachen zu rutschten. Auf sicheren Boden gelandet, atmete sie zunächst tief ein, versuchte sich auf den Boden unter sich zu konzentrieren.
„Oh geliebter Boden, Ta no Kunis“. Dachte Hana schon ein wenig melodramatisch und ging nun um den Drachen herum, um sich zu seinem Kopf zu bewegen. Dort angekommen verbeugte sich förmlich, sprach ernstgemeinte Worte der Dankbarkeit aus und bat den Drachen, diese auch an die Göttliche auszusprechen. Eine weitere Verbeugung folgte, während sie zu sehen konnte, wie sich der majestätische Drache wieder in die Lüfte erhob und wohl seinen Rückflug in die eisigen Gebiete Ta no Kunis antrat. Ihr Blick folgte dem Wesen bis es am Horizont nur noch ein Schatten war.
Das Wetter hier in Ta no Kuni war feucht, aber dennoch bedeutend wärmer als im kalten Norden. Endlich konnte sie den Wintermantel wieder ausziehen und in einer ihrer Schriftrolle, somit ihrer Hüfttasche verstauen. Ihre Schultern füllten sich irgendwie wieder leichter an, der warme Stoff hatte schwerer auf ihnen gelastet als sie zunächst gedacht hatte. Nun würde sie wieder mehr wie Hana aussehen. Eine Templerin, die gar keine war. Und alles nur, weil sie eine Rüstung anstelle einer Chuninweste benutzte. Die kleinen Dörfer mussten sich eben anders helfen. Ihr Dorf war nie groß genug gewesen für so etwas wie Chuninwesten.
Erst als sie sich bei dieser Bewegung umdrehte, fiel ihr Blick auf einen weißhäutigen Jungen, der die Szenerie in gewisser Weise beobachtet zu haben schien. Er war wohl auf der Hauptstraße unterwegs, alleine. Ob er sich dessen bewusst war, dass es nicht immer klug war alleine zu reisen? Vor allem auf einer offenen Straße? Nachdenklich betrachtete sie nun den Jungen, der die gleichen strahlend blauen Augen wie sie zu haben schien. Seine weiße Haut wirkte unnatürlicher als die Blässe, die selbst Hana manchmal vorwies, noch kränklicher als bei manch anderen und das schwarze Haar, welches sich im Wind bewegte, kontrastierte das Weiß nur noch mehr. Ein eigenartiger Junge. Irgendetwas an seiner Ausstrahlung erinnerte sie ein wenig an sich selbst. Vielleicht war es dieses Gefühl, dass auch ein wenig so wirkte als wären seine Gedanken wo anders. Das Mädchen wusste gar nicht warum, aber diese gewisse Vertrautheit gab ihr den Anreiz dazu kurzzeitig zu lächeln. Wer war dieser Fremde? Niemand aus Otogakure, so viel war sicher. Sie kannte die meisten dort zumindest vom Sehen her. Ob er auf dem Weg dorthin war? Diese Straße führte immerhin genau dort hin. Was er wohl da wollte? Er sah nicht aus wie die Banditen, die sich als Wegelagerer hier verdingten. Wie ein Shinobi aber auch nicht. Erst recht nicht wie ein Händler. Doch was war er? Er sah eher aus wie ein einfacher Junge, doch so einer würde wohl kaum einfach alleine herum reisen? Eine gewisse Unzufriedenheit begann an Hana zu nagen, wollte sie doch mehr über diesen jungen Mann und seine Motive herausfinden. War es nicht auch der Junge, den sie zuvor vom Drachenrücken gesehen hatte als er mit ein paar Banditen sich einen kurzen Schlagabtausch geliefert hatte? Sie konnte es nicht genau sagen. Hatte sie es doch für unklug gehalten, sich zu weit und vor allem lange über die Seite hinweg zu lehnen, um nach unten zu schauen.
Unschlüssig darüber wie sie sich in dieser Situation verhalten sollte, ging sie auf ihn zu und verschränkte die Arme unter der Brust. Wahrscheinlich sollte sie etwas sagen. Sagten Leute nicht immer etwas in einer solchen Situation? Aber was. Ihren Namen? Sicher nicht. Freundlichkeit? Ja man konnte ja freundlich sein. Oder? Vielleicht würde er ja auch einfach an ihr vorbeigehen.
„Ihr seid auf dem Weg nach Otogakure nicht wahr?“ Eigentlich wollte sie nun ihre Hilfe anbieten – denn sie hatte mittlerweile oft genug erlebt, dass dies mit die erste Frage war, die man in einer solchen Situation so stellte. Aber wäre sie nicht lächerlich? Dieser Junge, wenn er das wirklich gewesen war, hatte gerade mehrere Banditen alleine ausgeschaltet und dabei sah er weder wie ein Kämpfer noch ein Shinobi aus. Auch nicht wie ein Feind. Doch diese konnten im Endeffekt ja alle anders aussehen. War es dann nicht sogar unklug mit ihm zu reden? Verletzt wirkte er auch nicht, eben höchstens ein wenig planlos, vielleicht auch weltfremd? Aber wenn er weiterhin der Straße folgte, würde er es schwer haben Otogakure zu verfehlen. Würde sie nichts sagen... er würde höchstwahrscheinlich einfach weitergehen und dafür sah er zu interessant aus, hatte ihr Interesse geweckt. Vielleicht, vielleicht sollte sie es doch fragen? Wie einfach die Welt doch wäre, wenn niemand es für merkwürdig halten würde, wenn sie jetzt einfach auf ihn zu laufen würde, um seine Gedanken zu lesen! „
Gibt es etwas... etwas, dass ich für Euch tun kann?“