--> Hafen von YukiEs war beinahe Mitternacht, als die Schiffe der Seeblockade am Horizont auftauchten. Es dauerte eine weitere Stunde, bis wir an eines der Schiffe angelegt hatten und die Waren von A nach B geschafft hatten. Der Versorgungsdampfer machte sich wieder auf den Rückweg und ich blieb bei dem Captain des Blockadeschiffes. Es war nur eines von dutzenden, die ich um uns herum erkennen konnte. Sie bildeten eine lose Linie, trieben mehr oder weniger im Eismeer vor sich her und bildeten so eine Grenze zwischen der einen und der anderen Seite. Yukis Seite und der Rest der Welt. In der Ferne sah ich, wie ein einzelnes Schiff sich aus der Blockade löste und auf ein entgegenkommendes Handelsschiff zuhielt um zu prüfen, ob dieses passieren durfte. Das war im Moment wohl die Hauptaufgabe der Blockade hier. Zu recht viel mehr war die Besatzung auch nicht im Stande. Ein dutzend Personen stellten die Besatzung des Schiffes dar. Sie hielten es am Laufen, aber einen wirklichen Angriff würden sie damit nicht starten können. Dafür waren sie einfach zu wenige. Und so sah es nach Aussage des Captains auf jedem Schiff aus. Ein paar Shinobi hätten sich unter die Besatzungen gemischt, aber so wirklich starke schienen da auch nicht dabei zu sein. Hauptsächlich ältere Genin und Chunin, viele Taijutsukas, die dazu in der Lage waren die schweren Arbeiten im Maschinenraum auszuführen. Ein Jonin an Board schien die absolute Ausnahme zu sein. Meinen Cousin zu finden könnte auf der einen Seite ganz einfach werden, da jeder jeden kannte, auf der anderen Seite war es möglich, das er gedeckt wurde. Ich machte mir da allerdings nicht viele Sorgen. Noch in dieser Nacht setzte ich eine kurze Nachricht auf, welche der Captain von Schiff zu Schiff reichen sollte. Wer vermutete, Higeki auf seinem Schiff zu haben, würde am nächsten Mittag für eine viertel Stunde eine bestimmte, so gut wie überflüssige Fahne, falsch herum hissen.
[Trainingsbeginn: Suiton: Nami nori ni iku |1400 Wörter benötigt]
Mir blieb also nichts Anderes übrig als zu warten. Ich suchte mir ein Plätzchen zum Schlafen für den Rest der Nacht und stand den halben Vormittag an der Rehling. Das Team war eingespielt - sie brauchten mich nicht. Wenn sie gewusst hätten, das ich ein Hozuki bin bestimmt um das Deck schnell und effizient zu reinigen oder dergleichen, aber sie wussten es nun mal nicht. Gewisse Vorteile hätte mein Erbe natürlich hier schon... Auch außerhalb eines Deckputzes. Wenn ich mir ansah, was meine Mutter als geübte Hozuki im Stande war zu tun, konnte ich neidisch werden. Ich war nicht dazu in der Lage riesige Wassermassen zu kontrollieren. Die Technik war einfach zu verräterisch, aber gerade hier, mitten auf dem Meer, wäre sie ideal. Ich konnte über das Wasser laufen, aber das dauerte. Es wäre einfach, einer Welle zu nehmen, mit ihr zu verschmelzen und sie bis zum nächsten Schiff zu reiten. Reiten war der falsche Begriff - ich würde schließlich nicht surfen. Wenn dann müsste ich die Welle nutzen können wie einen Zug, der genau dahin fährt, wo ich hin will. Schneller als ich mich normalerweise fortbewege natürlich, sonst machte das Ganze keinen Sinn. Auch wenn die Fahne tagsüber gehisst wurde, musste ich ja nicht zwingend sofort das Schiff wechseln. Ich konnte bis in die Dämmerung warten und die Technik ausprobieren, an welcher ich eben herum probierte. Je nachdem, wie viele Schiffe entfernt die Fahne auftauchte, würde ich mehrere Versuche haben... Ertrinken konnte ich als Hozuki kaum. Hier sah mich auch keiner von meinem Clan, also... warum sollte ich es nicht einfach ausprobieren? Ich legte beide Hände auf die Rehling und blickte hinunter auf die ruhige See. Ruhig, friedlich und unter Garantie eiskalt. Warum hatte sich so eine Gelegenheit nie in Kiri ergeben? Bei angenehmen Temperaturen? Gerade als ich mich über die Rehling schwingen wollte, wurde ich vom Mittagessen abgelenkt. Eben das war die Zeit, für welche wir das Zeichen abgemacht hatten. Es würde zu uns weitergetragen werden, egal wie weit entfernt Higeki sich aufhielt. Wir saßen also über einen wenig appetitlichen Eintopf als der Späher schließlich vier Schiffe weiter das vereinbarte Zeichen entdeckte. Mein Cousin war also in greifbarer Nähe. Vier Schiffe bedeuteten etliche Seemeilen und der Captain fragte mich, ob ich wirklich laufen wollte. Ich bestätigte das und alle hielten mich für verrückt. Sie wusste nicht, das ich das Boot wirklich nicht brauchen würde. Ich erklärte ihnen allerdings, das ich im Schutz der Dämmerung erst loslaufen würde - mein Cousin befand sich schließlich auf der Flucht vor mir - und so war ich nach dem Essen unbeobachtet. Ich schwang mich die Rehling hinter und lief mit wenigen Schritten den Rumpf hinab bis zur Wasseroberfläche, auf welcher ich zum stehen kam. Ich spürte jede kleine Welle. Sie stießen gegen meine Stiefel, hoben mich hoch und wiegten mich sanft hin und her. Ich schloss die Augen und fühlte mich in das Meer hinein. Noch nie hatte ich versucht, mich mit dem Wasser zu verbinden. Aus Erfahrung wusste ich aber, das meine Kleidung sich mit auflösen würde, zumindest wenn ich erfolgreich war. Und das Auflösen bekam ich im Normalfall hin. Ich musste mich dann nur in diesem riesigen Gewässer beisammen halten - das würde die Schwierigkeit werden. Aber ich konnte so lange hier stehen und darüber sinnieren wie ich wollte - am Ende musste ich es probieren. Ich biss also die Zähne zusammen und löste mich auf. Löste mich komplett auf, von Kopf bis Fuß, zerplatzte in eine Pfütze, die sich sofort mit dem Ozean verband. Und ja, es war verdammt kalt. Nach einen Moment des Schocks besann ich mich auf das, was eigentlich meine oberste Priorität sein sollte, und sammelte meinen Körper zusammen. Gerade noch so rechtzeitig. Zuerst bildete ich wieder einen Kopf, darunter einen verschwommen Körper, und begann die Welt wieder wo wahrzunehmen, wie ich sie gewöhnt war. Mit Augen und Ohren, wie ein Mensch. Ich spürte, wie mich die Wellen immer noch hoben und senkten, nur jetzt war es intensiver. Mit jeder Welle, die mich anhob, atmete ich ein und baute mich ein Stück weiter auf. Mein Kopf gewann an Form und Farbe, mein Oberkörper bildete sich wieder deutlich ab und erhob sich aus dem Wasser. An meinen Händen bildeten sich wieder einzelne Finger, aber alles war gläsern. Weich. Wässrig. Jetzt war ich nur ein Wasserwesen, wie es meine Mutter gestern im Gewächshaus gewesen war, und es war ein merkwürdiges Gefühl. "
Soweit, so gut...", murmelte ich zu mir selbst und probierte nebenbei meine Stimme aus. Klang ganz normal. Ich verstand dieses Erbe nicht wirklich - verstand es weniger als das Erbe, das mir verwehrt geblieben war - aber ich fand es irgendwo faszinierend. Das fand ich immer, wenn ich mich damit beschäftigte, aber die Gelegenheit hatte ich selten. Jetzt musste ich mich an das eigentliche Jutsu machen und dafür musste ich mich fortbewegen. Bis jetzt schob mich eine jede Welle nur ein wenig näher an das Schiff heran - irgendwann würden sie mich darunter hindurch drücken. Es würde mich nicht umbringen, aber hilfreich war etwas anderes. Meine erste Aufgabe war also, von dem Schiff weg zu kommen... langsam, ganz langsam. Ich versuchte mit meinen nicht materialisierten Beinen zu laufen und es funktionierte. Nach wenigen Sekunden bewegte ich mich wieder von dem Rumpf weg, brachte einige Meter zwischen uns, aber es ging nicht besonders schnell. Als Wasserfigur Wasser treten war nicht besonders effektiv. Ich musste weg von meiner gewohnten Denkweise. Ich musste aufhören, Fortbewegung mit meinen Beinen zu verbinden. Mithilfe des Wassers als Wasser musste ich mich bewegen. So und nur so würde ich an mein Ziel kommen und dieses Ziel war das nächste Schiff. Ich fasste es ins Auge und steuerte darauf zu. Zuerst schien es gut zu laufen, dann verließ ich den Wellenschatten des ersten Dampfers und sah mich vollends dem Meer ausgesetzt. Hier auf freier See war es bedeutend stärker. Meine Mutter hatte oft genug zu mir gesagt, das ich die Kraft des Wassers nicht unterschätzen durfte. Damals ging es um Suitontechniken, aber jetzt traf diese Warnung wieder ein. Es dauerte einige Minuten, bis ich mich gefangen hatte und wieder halbwegs zielgerichtet auf dem Weg zum nächsten Schiff war. Es war schwer, die Beine auszublenden und in den Wellen aufzugehen. Nach und nach bildete sich eine kleine Gischt um mich herum. Vor meinem halbwegs festen Oberkörper entstand eine winzige Welle, wie sie ein fahrendes Schiff vor sich herschob und ich merkte, wie ich ganz langsam an Fahrt aufnahm. Ich wurde immer sicher im Wasser, traute mir zu mich aufzurichten und auch nach hinten zu blicken - ich schien von dem Schiff aus beobachtet zu werden, das ich verlassen hatte. Na hoffentlich machte diese Geschichte nicht die Runde - mein Clan würde es nicht gut aufnehmen. Die dreiviertelte Strecke hatte ich bereits hinter mir als ich merkte, wie sehr diese Technik, diese ungewohnte Chakraanwendung an meinen Kräften und an meiner Konzentration zehrte. Als ich das nächste Schiff erreicht hatte und die Finger endlich um die Leitersprossen schließen konnte, war ich extrem erleichtert. Kaum war ich halbwegs aus dem Wasser, materialisierte ich mich wieder. Meine Stiefel wurden natürlich trotzdem nass, was mich aber nicht weiter störte. Ich rette mich auf Deck und setzte mich direkt neben den Ausstieg auf den Boden. Mein ganzer Körper schmerzte - Muskelkater? Fühlte sich so an, auch wenn ich nicht verstand wie das zusammenhing. Natürlich wurde ich an Deck bemerkt und auch, das es mir nicht so wahnsinnig gut ging. Nach zwei Stunden Schlaf unter Deck und ein bisschen was zu essen fühlte ich mich allerdings fit genug um die nächste Etappe anzutreten. Diesmal lief es mir das ganze viel leichter von der Hand. Ich konnte mich besser selbst zusammenhalten, war nicht so überfordert mit der Kälte des Wassers und gewann schnell an Geschwindigkeit. Trotzdem war ich erschöpft, als ich am nächsten Dampfer ankam und brauchte erst einmal meine Ruhe. Beim dritten Versuch brauchte ich mich nicht mehr komplett aufzulösen um in die Mischform aus Wassermensch und Welle zu gelangen und kam auch endlich ordentlich gegen die Wellen an. Meine eigene Welle wurde höher und breiter... und meine Art zu Reisen hatte sich bereits herumgesprochen als ich an dem Schiff ankam. Ich war erschöpft, diesmal aber nicht körperlich, sondern fast nur aus der Chakrasicht. Es dämmerte, als ich zur letzten Etappe ansetzte und als ich das letzte Deck erklomm, war ich mit meiner Technik zufrieden. Die Geschwindigkeit, die ich erreichte, war beachtlich. Vermutlich war ich schneller als viele Schiffe in voller Fahrt.
[Trainingspostende: 1409/1400 Wörtern]
Auf meinem Weg hatte ich natürlich nicht vergessen, weshalb ich hier war - Higeki. Und auch wenn mein Chakrahaushalt fast leer war, konnte er jetzt etwas erleben. Ich hatte nicht übel Lust ihn eine Runde tauchen zu schicken wegen all dem Ärger, den er uns bereitete. Aber er war nicht auf dem Schiff. Er war auch nicht auf dem Schiff, als sie die Fahne hissten. Er war auf dem Schiff gewesen, bis zum Vortag. Als ich vier Dampfer weiter anlegte, hatte ich ein Schiff gesehen, welches von einem der Blockadeschiffe abgefangen wurde. Es hatte sich um ein Schiff gehandelt, das vom Hafen Yukis kam und nach Duas unterwegs war. Es war nach illegalen Waren und Passagieren durchsucht worden, bevor man es durchwinkte - nachher war Higeki verschwunden. Er musste unbemerkt umgestiegen sein. Er hatte es also tatsächlich geschafft, auszureisen und ich würde ohne ihn zurück kehren müssen... eigentlich zumindest. Aber wie es der Zufall so wollte, würde das nächste Versorgungsschiff erst in einigen Tagen an eines der Schiffe in der Nähe anlegen und vorher kam noch ein weiteres Handelsschiff vorbei. Von Duas. Es wollte nach Yuki, hatte allerdings nicht die benötigte Genehmigung, um die Blockade durchqueren zu dürfen und musste umkehren. Mich behielt man natürlich im Auge, während der Kontrolle. Das selbe Missgeschick sollte keine zwei Mal geschehen... nur das ich dem Schiff eine halbe Stunde später nachsurfen konnte. Ich würde bestimmt nicht ohne Higeki zurück nach Yuki gehen.
--> Hafenstadt Duas