Geschäftig, geschäftig... Dachte die Schwarzhaarige sich, während sie einem wohlhabenderen Kaufmann und seiner Muskelbepackten Gefolgschaft nach schielte. Auch solche Personen trieb es zum Handel in den Schwarzmarkt, denn wer einmal in Genuss des vielen Geldes gekommen war, der wollte es selbstverständlich vermehren. In ihr stieg das unbändige Verlangen, der kleinen Gruppen aufzuschließen und den Mann um ein gutes Stück seines Reichtums zu erleichtern. Sei es dabei die Geldbörse, die goldenen Ringe an den Fingern oder einfach nur der Gürtel aus exotischem Wildleder. Den Gürtel? Ja, Myra kannte sämtliche gewöhnlichen Ledersorten und die, die sie nicht kannte, müssten zwangsläufig hochwertiger sein. Alte Gewohnheiten starben nicht so leicht und so stark wie es der Nuke in den Fingern kribbelte, war sie nur einen Schritt davon entfernt, dem Verlangen nachzugeben. Doch schob sich sogleich ihr temporäres Gewissen in das Sichtfeld des Mädchens und sie vergaß kurzerhand den im Kopf bereits vollständig durch geplanten Raubzug. Miyuki winkte Myra aus der Entfernung bereits zu. Diese runzelte bei dieser Geste leicht die Stirn und seufzte leise. Warum machte das Mädchen nicht einfach gleich eine kleine Lichtershow? Sie und Yasuo waren ja ohnehin einen Hingucker wert, sei es nur wegen dem immensen Größenunterschied. Oder wegen dem weißen Haar. Zwar war der Tiger verschwiegen, dadurch entschieden ruhiger, dennoch bräuchten beide eine intensive Unterweisung in Sachen Diskretion und Unauffälligkeit. In wenigen Schritten waren die beiden dann auch schon bei der Spitzöhrigen und ehe sie es tun konnte, ergriff Miyuki auch sogleich das Wort. Sie wollte sich gerne ihre Mitfahrgelegenheit genauer ansehen und die Neugier war weder in Mimik noch Gestik zu leugnen. Myra blinzelte bei dieser Frage leicht. Ihr fiel es schwer, die Begeisterung der Weißhaarigen nachzuvollziehen, auch wenn diese Flamme bis vor einigen Jahren noch selbst in der Nuke brannte. Was auch immer Miyuki sich vielleicht von den Piraten und ihrem Schiff erhoffte, bei dieser Bande war es nur schwerlich zu finden. Hoffentlich hinterließen sie keinen schlechten Eindruck, in Hinsicht auf die eher herkömmliche Verhaltensweise von Piraten. Nicht alle waren so nett, wie die Rote Maid. Das müsste sie dem Mädchen später auch noch erklären. Ja... ja ich glaub', ich bin zufriedenstellend versorgt. Und? Hast du dir neuen Glitzerkram besorgt? Warte! Sag mir nicht was und für wo! Ich finde es später selbst heraus... Ein lüsternes Lächeln umspielte leicht Myras Lippen und spiegelte sich auch in ihrem Blick wieder. Doch schwand es so schnell, wie es kam. Wir können gerne zum Schiff, sofern die auch ihre Planken ausgelegt haben. Sonst würden wir mehr oder weniger bei ihnen einbrechen und so nett wie die Kerle auch sind, aber das fänden die glaube ich nicht so geil. Sie schenkte dem Mädchen dabei ein leichtes Lächeln. Ich muss dich aber warnen: Ich fürchte, das Schiff ist von innen nicht ganz so spektakulär, wie du es dir vielleicht vorstellst. Solider Bau mit passabler Segelgeschwindigkeit. Dann ließ sie kurz ihren Blick über Yasuo schweifen. Außerdem fürchte ich, dass die Kajüten für Tigerchen bei voller Größe ziemlich... kuschelig sein werden. Aber das können wir uns gleich genauer ansehen. Myra nickte mit dem Kopf kurz Richtung Hafen und ging voraus.
Myra erkannte das Schiff ihrer Piraten lediglich an ihrem simplen Erkennungsmerkmal und selbst das war unter vielen Modellen recht trivial. Eine rothaarige, nackte Frau als Gallionsfigur. Nicht besonders einfallsreich, aber der beste Spion war schließlich auch der, der nicht als Spion auffiel. Dasselbe galt auch für Piraten. Drum hätte sie auch fast die Rote Maid mit einem anderen Schiff an den Landungsstegen verwechselt. Eine steile Planke reichte vom Steg hoch zum Deck des Schiffs und Myra deutete kurz dorthin. Wir haben Glück. Es ist wohl jemand zuhause. In Anbetracht der ganzen Shinobi, schien es relativ überflüssig ein Schiff vor Einbrüchen zu schützen, indem man einfach keine Planke zum betreten auslegte. Doch um ein gesamtes Schiff in Fahrt zu setzen, benötigte es mehr, als nur einen Shinobi. Und Beutegut war entsprechend geschützt, weswegen ein Schiff auch an einem Ort wie dem Schwarzmarkt halbwegs sicher vor Anker liegen konnte. Ohne weitere Umschweife stieg die Schwarzhaarige die Planke hinauf und nach ihrem ersten Schritt an Deck bimmelte ein kleines Glöckchen neben ihr. Verwirrt fuhr sie herum und sah, dass sie auf entsprechendes Bändchen getreten war. Kurz darauf folgte die Reaktion, indem ein ihr bekanntes Gesicht aus einer Tür zum inneren des Schiffs linste. Natürlich erkannte der Mann die Nuke auch unter ihrer Kapuze sofort. Ah! Hallo Myra! Ich hab schon gehört, dass du es bist, die ihren Gefallen beim Kapitän einfordert. Er trat aus der Tür und an Deck. Einer der Maats, wenn sie sich richtig erinnerte. Und wie ich sehe hast du auch gleich deine Begleitung mitgebracht. Er neigte zum Gruß den Kopf und die Nuke trat auf ihn zu. Wie sieht's mit den Kajüten aus? Ist genug frei und könnten wir uns die ansehen? Er fuhr sich mit einer Hand den Nacken entlang. Ich hab' jetzt nicht die Zeit, euch viel zu zeigen, aber es sind noch zwei mit unserem Kranken in Duas geblieben. Daher sollte für euch unter Deck Platz sein. Die mit den offenen Türen sind die Freien. Du weißt ja, wo sie sind. Myra nickte und überließ den Mann wieder seiner Arbeit, wandte sich mit fragendem Blick zu Yasuo und Miyuki, sollten sie ebenfalls mit an Bord gekommen sein.