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Konohagakure -> Tor von KonohaErnüchtert ließ sich die Amell in ihr schmales Bett nieder und lehnte sich an dessen Kopfende. Sie nahm die dampfende Tasse Tee vom Nachttisch und führte sie zum Mund. Der sollte ihr hoffentlich beim einschlafen helfen. Eigentlich hatte sich die junge Frau ja mehr von dem Tag erhofft, gerade weil auch Amon hinter sich hatten. Nur leider schien die Welt sich mittlerweile schneller zu drehen, als früher. Zumindest Zeiten Katastrophen reicher. Dem Archäologen die erneute Verschiebung der Mission mitzuteilen war kein angenehmes Gespräch. Sie durfte dabei einen mittelschweren Wutanfall über sich ergehen lassen. Und dabei zügelte er sich noch, um das meiste für die Regierung aufzuheben. Wenn er die überhaupt zu sprechen bekam. Auch er hatte die Nachricht über das Turnier erhalten und wusste, dass die Kage eine der ersten Teilnehmerinnen darstellte. Aber wirklich interessieren tat ihn das offensichtlich nicht. Fast empfand Aniya ein nörgelndes Kind angenehmer, als den Mann. Aber vielleicht wurde es doch noch was mit der Mission und bis dahin wollte sie sich weiterhin mit ihm gut stellen. Der Abend wandelte sich in die dunkle Nacht, drum führte ihr letzter Weg die Braunhaarige nur noch in die eigenen vier Wände. Ihre Eltern - oder viel mehr ihre Mutter - in ihrer schierer Sorge um das Turnier und fluchend, warum man nicht mal ein halbes Jahr Ruhe vor dem Mist hatte. Wie immer wirkte ihr Vater als der beruhigende Part und auch Aniya half bei verarbeiten der Informationen. Denselben Beruhigungstee, den sie zuvor ihrer Mutter machte, hatte sich die junge Frau nun selbst eingegossen und hoffte davon, sanfter in den Schlaf zu gleiten. Ihr müder Blick studierte dabei die Titel auf den Buchrücken im Regal. In letzter Zeit kam sie viel seltener zum lesen. Auch in der Bibliothek müsste man sie mittlerweile vermissen. Eigentlich hatte Aniya gehofft, dieser Leidenschaft wieder nachzukommen, doch sahen die Zeiten anderes für sie vor. Und nicht nur die. Diese Nacht hoffte die Medic noch jemand anderes zu treffen. Zwar nur im Traum, einem sehr bewussten Traum. Aber Gespräche die das angestrebte waren längst überfällig und langsam beschlich sie das Gefühl, als wäre es dafür bald auch zu spät. Nachdem die Tasse geleert war, stellte sie diese wieder neben ihrem Bett ab und erlöschte das verbliebene Licht im Raum. Ein paar mal hin und her gewälzt, bis die richtige Schlafposition gefunden war und dann konnte Aniya in das Reich der Träume übertreten.
Vermutlich war es schon früher morgen, als Aniya die gänzlich schwarze Ebene ihres Unterbewusstseins betrat. Sie wusste das auch, denn träumen taten Menschen erst nach der Tiefschlafphase. Eine geschickte Form zur Verarbeitung von Informationen und zum Selbstschutz von Gehirn und Persönlichkeit. Gerne würde sich Aniya mit diesem überaus interessantem Thema über die verborgenen Elemente der menschlichen Psyche weiter auseinandersetzen. Nur müsste sie dafür ihr Leben der Forschung dessen verschreiben und als Shinobi wäre ihr das vermutlich nicht möglich. Wie jedes Mal, wenn sie diese Ebene betrat bewunderte Aniya die bunten Licht, die wie aus einer Flüssigkeit zur Decke hinauf schwebten und in einer solche wieder verschwanden. Sie sollten die Emotionen der jungen Frau darstellen. Ganz so einfach war es vermutlich dann doch nicht. Aber der eigene Geist tat verrücktes, damit er eben solche Dinge verstand. Aniya schätzte, dass dieser Ort nichts anderes war, als eine schlichte Projektion für ihr Verständnis. Doch war die Braunhaarige nicht hier, um die schönen Lichter zu bewundern. Obwohl das durchaus ein angenehmer Gedanke war. Sie wollte mit dem Wesen sprechen, dass sich hier so dreist eingenistet hatte. Nur wie immer, wenn Aniya Nea einen Besuch abstattete, schien sie unauffindbar. Die Braunhaarige sah sich um. Nicht, dass es besonders viel zu sehen gäbe, aber manchmal tauchte das Wesen auch einfach wie aus dem Nichts auf. Dennoch überraschte es die Amell, als die Fläche zu ihren Füßen sich in Eis verwandelt hatte.
Warum bist du wieder hier? Ertönte die monotone Stimme der Weißhaarigen hinter Aniya. Trotz der Entfernung glaubte sie, ihren eisigen Atem im Nacken zu spüren. Die Medic wandte sich zu ihrer Untermieterin.
Weil ich dich verstehen will. Hörbar atmete die junge Frau aus und eine gewisse Hoffnung glänzte in ihrem Blick. Allerdings war sie nicht in der Lage, Neas Züge zu lesen. Die schwarze Farbe um Augen und am Mund verzerrten ihr Antlitz künstlich. Und ihre Blut unterlaufenden Augen schienen Aniya regelrecht erstechen zu wollen.
Du hast lange nicht mehr zu mir gesprochen. Und trotzdem habe ich das Gefühl, als würdest du mir gegenüber beständig feindseliger werden. Ich möchte nur wissen... warum? Nea senkte den Kopf, starrte die Braunhaarige vor sich aber weiterhin an. Machte keine Anstalten, auf diese Frage zu antworten. Aniya öffnete die Arme und trat auf das Wesen zu.
Bitte Nea. Du siehst doch selbst, dass es nicht hilft wenn du jedes Gespräch mit mir verweigerst. Wir arbeiten gegeneinander, dabei sollten wir das genaue Gegenteil tun. Die Weißhaarige wich bei dem Näherungsversuch der Amell zurück und die junge Frau hielt sogleich inne.
Ich tue, was du nicht kannst. Es verging ein schwerer Moment, ehe sie weiter sprach.
Ich verteidige uns. Das musst du nicht. Ich kann mich verteidigen. Aber du tust es nicht. Ihre Worte hallten schwer von dem Vorwurf.
Konflikte müssen nicht mit Gewalt gelöst werden. Manche werden nicht sprechen. Und das Turnier ist auch nicht zum sprechen da. Sie erwarten, dass du kämpfst. Und wenn du es nicht tust, versagst du. Aniya wurde sich nun ihrer Umgebung bewusster. Sie kühlte langsam, aber beständig runter. Die Lichter schienen schwerfälliger beim Aufstieg.
Aber es geht nicht darum, dass jeder Einzelne sich im Kampf den anderen beweist. Wir sind im Team. Und im Team braucht es mehr, als nur starke und mächtige Kämpfer. Die, die kämpfen brauchen einen starken Rücken. Und der werde ich sein. Ich sorge dafür, dass die Starken kämpfen können. Ich ebne ihnen den Weg dazu. Sie befanden sich noch immer in einer Traumwelt. Daran musste sich Aniya erinnern, als Nea in nur einem Wimpernschlag nur noch einen Meter von ihr entfernt stand. Mit sich brachte sie die Kälte und die Medic spürte den hauchdünnen Frost auf ihrer Haut.
Wenn du mit einem deiner Schüler in der Arena stehst und der in Gefahr ist... Was wirst du unternehmen? Diese Frage schnürte der Braunhaarigen den Hals zu und ließ sie schwer schlucken. Ja... was sollte sie dann unternehmen?
Die Kämpfer werden keine Gnade kennen. Haben sie erst die Chance zum Sieg, werden sie die ohne zögern ergreifen. Wirst du dasselbe tun? Nea war verschwunden. Zumindest aus Aniyas Blickfeld. Sie stand nun hinter der jungen Frau.
In diesem Turnier geht es nicht um Werte und Moralvorstellungen. Und wenn du nicht handelst, werde ich es tun! Auf ihre Worte wurde Aniya von einer eisigen Welle erfasst und spürte, wie die sich in ihren Leib fraß wie Insekten durch einen Kadaver.
Noch vom Schlafsand träge und leicht verklebt, blinzelte die Jounin mit den Augen und drehte sich in ihrem Bett. Im Traum zu erfrieren war keine angenehme Art aufzuwachen. Aber Nea hatte eine eindeutige Botschaft gesetzt. Ihr ging es um den Erhalt, vermutlich am ehesten um den persönlichen. Und sie würde im Ernstfall keine Rücksicht auf Aniya nehmen. Es klang irgendwie paradox, hatte Aniya vor langem bereits festgestellt, dass das Hyoton Chakra ihr auf Dauer schaden konnte. Aber vermutlich wusste Nea sich nicht besser zu verteidigen. Aniya fuhr sich müde durch das Gesicht. Langsam konnte sie sich ein Bild von ihrer geistigen Untermieterin machen. Aber so stoisch wie sie schien, bräuchte es noch viele weitere Gespräche und Annäherungen, damit sich das Wesen langsam erwärmte. Aniya nahm dies jedenfalls zum Anlass, ihr Bett zu verlssen und sich für den neuen Tag vorzubereiten. Es war noch so früh, dass ihre Eltern noch schliefen und Herkules vermutlich bei ihnen. Die Braunhaarige bereitete Frühstück, wusch sich danach und dann war auch ihre Familie aus den Federn gefallen. Zusammen saßen sie am Frühstückstisch, seit geraumer Zeit ein seltener Anblick.
Weißt du, An, ich habe mir Gedanken gemacht. Begann ihr Vater, bevor er einen Schluck von seinem Kaffee nahm. Fragend blickte seine Tochter ihn an. Bei ihrem Blick zu ihrer Mutter, schien auch die im ersten Moment skeptisch.
Du solltest vielleicht ausziehen. Beiden Frauen klappten die Unterkiefer runter. Erstaunt fand zuerst Aniya wieder zur Besinnung.
Und das kommt von dir? Sah er sie selbst mit ihren 20 Jahren noch immer wie der kleine Engel, der damals ihren ersten Schritt in die Akademie setzte und selbst die Lehrer mit ihrem Allgemeinwissen disste. Auch ihre Mutter schaltete sich an. Diese schien allerdings verärgerter.
Ach? Und ich darf dann noch öfter mit dem Hund raus, oder was? Neben sich hörten sie den Hund der Familie hecheln und sofort kam er auf seinem stummeligen Beinchen angetapst, als hätte man ihn gerufen.
Es geht einfach um die ganzen letzten Geschehnisse. Der Nuke Angriff, dann Amon und jetzt das Turnier. Teile des Dorfes wurden in den letzten zwei Jahren häufiger in Trümmer gelegt, als in meiner gesamten Lebenszeit. Und bisher hatten wir immer Glück, dass es nicht unser Haus traf. Erklärte er nun seinen Gedanken. Die Frauen schmunzelten und sahen sich gegenseitig an. Er hatte nicht unrecht. Warum es ihr Haus bisher noch nicht traf konnte nur ein Wunder sein.
Und du bist eine der wenigen Medics des Dorfes, also nicht unbedingt eine unwichtige Person. Sollte es nochmal zum Angriff kommen und dann wirklich unser Haus treffen, würde das Dorf gleich drei Shinobi und davon eine Medic verlieren. Die Mutter machte eine wegwerfende Handbewegung.
Wie wahrscheinlich ist es, dass wir dann ausgerechnet hier sind? Wann haben wir bitte das letzte Mal so zusammen gefrühstückt? Selbst wenn man unser Haus zerbombt, aller Wahrscheinlichkeit stirbt dann nur der Hund, weil eh keiner da ist. Von unten hörte man ein leises Winseln und Aniya tätschelte dem kleinen Herkules beruhigend den Kopf. Kraulte ihm hinter dem spitzen Ohr.
Keine Angst, sie meint es nicht so. Ihre Mutter trank nur einen Schluck aus der Tasse.
Schon. Nur sehe ich das noch als zusätzliche Absicherung. Und an Wohnraum sollte es mittlerweile auch nicht mangeln. Für diese Worte kassierte er direkt einen missbilligenden Blick von seiner Tochter, dann schaute Aniya wieder in ihre Tasse. Als stände dort die allwissende Antwort.
Mir gefällt es nicht, darüber überhaupt nachzudenken. Kurz herrschte betretenes Schweigen am Tisch. Nur Herkules hörte man aus seinem Wassernapf schlabbern. Ihre Mutter schnalzte mit der Zunge.
Mmh. Naja. Eigentlich ist es wirklich nicht so schlecht, wenn du das Nest langsam verlässt. Du bist alt genug und du kannst wahrscheinlich besser für dich selbst sorgen, als einer von uns beiden für uns. Außerdem stört dich niemand, wenn du dann mal jemand nettes mit nach Hause nimmst. Die Frau zwinkerte ihrer Tochter verheißungsvoll zu, während die sie nur mit gerunzelter Stirn anstarrte. Nun war es der Vater, dem der Mund vor Schreck offen stand.
O-Oder ich glaube, du solltest noch ein Weilchen hier bleiben. So mit 30 können wir ja dann nochmal darüber reden. Ihre Mutter schüttelte breit grinsend den Kopf, hingegen Aniya etwas in ihrem Stuhl versank und das Gesicht in ihren Händen verbarg. In diesem Moment war sie überzeugt von dem Auszug. Dann müsste sie derlei Situationen mit ihren Eltern nicht mehr ertragen.