Es wurde ihm warm um das Herz, wenn er an Koe dachte. Und er liess sich von ihr weiterziehen. Doch, erging es nur ihm so? Er wusste es nicht... und dass machte ihm auch irgendwie Angst. Was wäre, wenn er wieder nur enttäuscht wird?
Er dachte den Strang nicht fertig, sondern erreichte mit seinem Schwarm den Speisesaal. -Wow... als ob sie wüsste, was ich denke.- Bei dem Gedanken zauberte die Shudenihm ein Lächeln ins Gesicht und er bewegte sich schnurstracks zu den Bananen, die er schon vorher essen wollte. Er hörte, wie die Tür hinter ihm geschlossen wurde. Koe wollte also ungestört bleiben? Zu selten waren sie es. Während er seine Banane schälte, richtete sich sein Blick zu der Shuden. Sie ging zum Waschbecken und wollte wohl ihre Handschuhe putzen. Taima schritt näher zu ihr, wollte er doch das Gespräch anfangen mit der gewonnenen Wette, aber falsch gedacht. Koe fragte etwas, was er schon wieder fast vergessen hätte. Es stand die Diskussion wegen seiner besonderen Vorliebe boch offen. Taima stoppte abrupt und schluckte hörbar herunter. Mit der freien Hand hielt er sich kurz die Stirn und liess sie sprechen. Nein, er war auch kein Engel, dass wusste er. Seine Hand von der Stirn nehmend, blieb er inmitten des Raumes stehen, sein Blick wanderte zu Boden. "Koe..." Für einen Moment herrschte Stille zwischen den beiden Nukenin. Taima versuchte, seine Gedanken zu sammeln. Er wollte sie nicht einfach anstammeln oder gar belügen, schliesslich wollte er ehrlich zu ihr bleiben. Einige Schritte machte er noch auf sie zu, bevor es dann beginnen sollte.
"Seit dem einen Tag... an dem ich mich nicht ganz erinnern kann, an dem Tag, da kam 'Sie' in mein Leben... Momoko. Damals war ich noch so jung. Es begann eigentlich... mit ihr. Das, was du jetzt siehst, darf kein anderer wissen. Ich... ich zeig dir das Kostbarste, was ich habe... vielleicht verstehst du mich dann ein Bisschen besser... Erschreck dich bitte nicht..." Er kam der Shuden noch etwas näher. Sein Lächeln war schon längst verschwunden, doch sein Blick verharrte auf ihr. Dann würde er ihr sanft über die Wange streichen und das gleiche Jutsu anwenden, wie es der Grünschopf bei Momoko tat. "Saisei no Jutsu." sprach er im ruhigen Ton und konzentrierte seine Gedanken und Erinnerungen. Die Umgebung wurde immer dunkler und dunkler und Taima schloss seine Augen, um seine Vergangenheit komplett an Koe hinzugeben...
Und plötzlich war dieses Blubbern in der stillen Schwärze.
Er öffnete die Augen. Grüne Flüssigkeit umgab ihn, er konnte sie nicht fühlen aber deutlich sehen. Seine Arme, nein sein ganzer Körper fühlte sich betäubt an. Er hob die Arme und erschrack, als seine Hände sah. Eine Hand schwarz, die andere weiss. Er blickte nach unten und sah, dass das nicht nur die Hände betraf... sondern, den ganzen Körper!
Und dann bemerkte er, dass er nackt war und wurde echt nervös.
Er war in einem unbekannten Gefäss drin, gefangen, allein...
Taima blickte nach vorn und sah verschwommen eine Kreatur, die ihn beobachtete. Als er sie sah, wollte er förmlich in die Hosen machen, wenn er eine an hätte.
Doch er wollte nicht, wie die anderen Kinder sein. Er war zwar geschockt von diesen Augen, dieser glänzenden Haut, er konnte erkennen, dass es sich nicht um einen Mensch handeln musste. Er fragte sich nur... was ihn damals auf der Wiese gefunden hatte. Es war Momoko Takagashi, der Grund für sein jetziges Wesen und überhaupt für seine Existenz. Keine andere Frau hatte ihn so geprägt, wie sie und ihr Experiment. Koe würde die Buchstaben erkennen, die der junge Taima an die Scheibe strich, "Freund". Dann verstummte das Blubbern im Gehör und die Umgebung verschwand mit der Silhouette der Schlangenfrau...
Ein Moment verstrich im Nichts der Leere. Bis die nächste Erinnerung begann. Taima war im Bett, sein Blick war andie Decke gerichtet und er betrachtete seine neu erlangte Hautfarbe. Immer wieder drehte er den Arm, hinten und vorne, der Ellbogen, alles wurde unter die Lupe genommen. Doch er fand nichts, keine Stelle, die seinem früheren Ich glich. Er hüpfte vom Bett, um ins Bad zu gehen und er betrachtete sich im Spiegel. Er war nun halbschwarz und halbweiss. "Was... was werden die anderen wohl darüber denken?" Es war nicht eine Stunde her, als er gefunden wurde. Unten waren die Eltern heftig am zanken, Schuldzuweisungen wurden hin und hergeschoben. Oben war der Sternenhimmel, klar und stumm. Ein kleiner Windhauch verirrte sich in das Zimmer von Taima. Der kleine Grünschopf, noch kaum ein Akademist, war zu nervös, um zu begreifen, was überhaupt geschah. Er sah vor seinem inneren Auge diese unmenschliche Gestalt, die ihn verwandelte. Seine Gedanken drehten sich im Kreis. Wer war sie? Was wollte sie von ihm? Kannte sie ihn? Er hatte darauf keine Antwort. Unbemerkt dessen stieg in ihm ein Drang auf. Noch immer blickte er in den Spiegel. Was würden die anderen Kinder von ihm denken, wenn sie ihn so sehen würden, fragte er sich. Er fand keine Antwort darauf. "Warum werde ich jetzt bestraft?" fragte er sein Spiegelbild. "Wer sagt, dass dies eine Bestrafung ist, Taima? Es ist nur eine Veränderung." sprach es zu ihm zurück. Doch diese Veränderung wollte der Junge nicht. Die anderen Kinder würden ihn bestimmt wieder auslachen und schikanieren. In ihm stieg die Wut. Seine Hände zitterten. Dann begann er mehrere Male gegen das Waschbecken zu schlagen. "Warum?..."[/color] fragte er immer wieder, während unten seine Eltern immer lauter streiteten. Er hämmerte gegen das Waschbecken. Langsam sackte er in sich zusammen, doch bevor er zu Boden sank, landete sein letzter Schlag in das Spiegelglas und zerschlug ihn. Seine angestaute Wut war für einen Moment verflogen. Er war nun am Boden mit den Scherben zusammen. Einige Tränen liefen ihm herunter, doch blieb er ruhig. Sein Blick wanderte auf die blutige Hand, schwarz und flüssiges Rot. Dann begann er, dem Drang nachzugeben. Er sah nur seine Hand an... und kaute zuerst die Fingernägel weg. Seine Tränen häuften sich und überall, wo er hinblickte, reflektierten Scherben sein widerliches Äusseres. Als dies getan war, richtete er seine Aufmerksamkeit den Fingern, genauer gesagt... seinen Fingerkuppen. Eine nach der anderen wurde blutig aufgebissen... Er wollte nie so aussehen...
Und das Bild um den Jungen wurde schwarz und verschwamm. Nun durfte Koe Situationen in seinem Leben sehen, die den Drang immer weiter verstärkten. In der Akademie, biss er sich selbst die Finger wund, wenn er gehänselt wurde. Seine Mutter biss er, wenn sie ihn anschrie, in die Hand, was sehr selten passierte. Einst biss er einem Kind den Daumen ab, der wieder angenäht werden musste.
Doch die Geräusche um den Streit blieben. Sie gingen über in Kampfgeräusche, ein wildes Gerangel. Und dann Stille. Dann erschien aus dem dunkeln eine weitere Gestalt, die Taima so gut kannte wie kein anderer. Es war Makkuro. Er stand mit Taima im Wohnzimmer. Die Arbeit war getan. Mutter und Vater des Fukuda waren verspiesen. Taima schlemmte das letzte Stück der Suppe herunter. Er hatte es tatsächlich vollbrscht. Sein Drang innerlich erlosch. "Gut gemacht, Taima." sagte die dunkle Gestalt. "Sie waren ein Teil von dir, der dich daran hinderte, du selbst zu sein." Ja, er war anders als andere Menschen. Er wollte nicht so sein wie die Kinder früher. Er wollte nicht sein wie die unterdrückenden Grossreiche. "Fühlst du dich jetzt nicht besser? Jetzt können nicht mehr mal sie etwas dagegen sagen und der Weg ist frei." fragte ihn Makkuro. Taima schloss für einen Moment die Augen. Er fühlte sich wirklich besser. Für einen Moment vergass er all das um ihn herum. Er hörte nur seinen Herzschlag. Das Essen in seinem Bauch hatte vor einigen Momenten noch zu ihm hinaufgeschaut. Und nun war es verschwunden, es stand niemand mehr im Weg, zwischen ihm, Makkuro und den Grossreichen. "Jetzt können wir uns auf machen gegen das Reich des Feuers, oder das Reich der Erde." Taima öffnete die Augen wieder. Das Blut, dass seinen Hals runtergeronnen war, erfüllte ihn mit einem Lebensschub, den Triumph, den er genoss und er lächelte. "Ich werde nun Verantwortung übernehmen." flüsterte er nach oben in der Hoffnung, seine Eltern würden ihn hören können, nachdem er sie auf Verlangen von Makkuro tötete. Sein bester Freund hatte ihm dies geraten, die Eltern wären bloss ein Stein, der ihn an seiner ganzen Kreativität hindern würde. Und mit dem Echo der Stimme verblasste das Bild mit jedem Herzschlag mehr und mehr.
Bis Taima die Augen wieder öffnete. Tränen wanderten ihm über die Wangen, wie dem kleinen Jungen von damals. Er zuckte mit der Hand von ihrer Wange zurück. Sein Blick schweifte durch den Speisesaal des Verstecks von Momoko, unsicher, ob dies das hier und jetzt war. Er sah Koe in die Augen. Und gegensätzlich, wie er halt war, lächelte er, nachdem er eine Träne mit der Zunge wegwischte. "Verstehst du? Ich... fühl mich wie ein Spiegel der Gesellschaft, schon längst zerborsten. Ich bereue keine Tat, die ich beging. Doch... ich verstehe selber nicht, weshalb ich diesen Drang in mir habe. Ich weiss nur... dass er mich seit Jahren begleitet, der unstillbare Hunger auf Fleisch. Für mich ist es kein Problem dich zu beissen..." Während er dies sagte, machte Taima einen Schritt zurück. "... aber... aber ich hab dir versprochen, dir nichts zu tun. Und das kann ich. Nur... ich hab so Angst alleine zu sein... alleine zu sterben... nur wegen diesem einen Tag, an dem ich Momoko traf. Ich glaube... es hat was mit den Genen zu tun... doch ich bin mir selbst nicht mehr sicher. Und... manchmal zweifle ich sogar über meine Existenz selbst..." Ehrlichkeit konnte ein zweischneidiges Schwert sein. Entweder, die Wahrheit wurde verziehen und schön geredet, oder die Wahrheit wurde abgeschlagen und einfach nicht geglaubt. Taima hatte mit beiden Dingen Erfahrungen gemacht. Doch in seinem Fall war die Wahrheit nicht nur hässlich, sondern grässlich, ekelerregend und verwirrend war.
An der Oberfläche:
CF-Bunshins: Hi no Kuni - Sora-Ku
Neben dem Nukenin raschelte und stapfte es. Die Gruppe der Doppelgänger hatte sein Ziel unentdeckt erreicht. An vorderster Front war die Koe-Doppelgängerin, begleitet von den Taima-Bunshin. Sie trugen die beiden betäubten Anbu mit sich, die sie der grossen Schlangenfrau übergeben sollten. Die Gruppe trat dem dunkelhäutigen Nukenin entgegen und begrüssten ihn mit einem gleichzeitigem Nicken, mehr nicht. Die Anbu's waren dem Chakratod nahe, schwach brannte in ihnen das Feuer des Lebens und sollten dennoch ihren Zweck der Forschung erfüllen.