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CF: Tetsu no Kuni -> Verschneiter Nadelwald
Noch im Nadelwald
So grazil wie eine Ballerina war Myra elegant vor Miyukis Füße gekullert, dabei fast vollständig in das eisige weiß eingehüllt. Die Schwarzhaarige hatte schon immer was für dramatische Auftritte übrig. Für peinliche auch. Ihre weißhaarige Begleitung fand dies natürlich überaus witzig. Wäre es warmer Schlamm könnte Myra vielleicht auch lachen. Aber Schnee, der ihr den Nacken und Rücken runter lief trug nicht zu ihrer Stimmung bei. Ganz im Gegenteil. Myra unterbreitete ihren beiden Begleitern den Vorschlag, sich direkt zum gesichteten Lager aufzumachen. Miyuki schien im ersten Moment verwirrt, stellte entsprechende Fragen. Die Schwarzhaarige wusste nur ein Schulterzucken als Antwort. Mir sind vorhin n' paar Flüchtlinge über'n Weg gelaufen. Die wollten dahin, weil sie eben glauben, dass die Drachen sie beschützen würden. Aber genau weiß ich es nicht. Und die tolle "Göttin" war nicht da, wo ich gelauscht habe. Zumindest hatte sie sich nicht gezeigt. Ich kann mich auch nicht daran erinnern, dass so eine Bezeichnung gefallen war. Der Typ hatte ziemlich viel geredet. Der kann sicher Romane nur mit seinen Monologen füllen. Allein bei dem Gedanken an der Torszene musste das Mädchen fast die Augen verdrehen. So viel aufgeblasenes Geschwafel hatte sie selten gehört. Oder hatte dabei zugehört. Solange sie das glücklich machte und für sie die Dinge erklärte, sollte Miyuki ruhig an ihre Göttin glauben. Schließlich schenkte die Yuki auch Myra ihr Vertrauen und bei der war es nicht ganz so sicher. Man konnte es durch die vielen Lagen Kleidung vielleicht nicht genau sehen, aber die Nuke zog die Augenbrauen zusammen. Miyuki wollte zu den Drachen, obwohl sie nicht wusste, ob sie ihr feindlich gesinnt waren oder nicht? Und genau daran sah man wieder, wie einfältig der Mensch mit seinem Götterglaube war. Nicht, dass Myra sich dem in vielen Angelegenheiten glich. Aber wenigstens konnte sie ohne ein Leben vollständig ohne "göttlichen Eingreifens" fristen. Denn alles, was dachte wie sie selbst, konnte schon mal kein Gott oder sowas ähnliches sein. Und obwohl die Gefahr groß sein konnte, willigte Miyuki Myras Plan ein. Denn früher oder später müsste sie sich dem stellen, ob nun heute Nacht noch oder erst am nächsten Tag. Myra war sich noch nicht sicher, was sie täte, wenn es tatsächlich zu einer Konfrontation mit Miyuki und den Drachen käme, aber irgendwie würde es sich lösen. Hoffen wir mal, dass die Gute per Du mit den Drachen ist... Murmelte Myra in ihren Schal. Ein wenig ernüchternd war die Tatsache, dass die Yuki wohl ebenfalls nicht viel mehr über die Drachen wusste, als Myra selbst aus Geschichten. Und, dass sie ihrer Göttin dermaßen viel Vertrauen schenkte, dass die Spitzöhrige sich am liebsten einmal Schnee zum abkühlen ins Gesicht gedrückt hätte. Klar. Warum sollte eine "Göttin" auch nicht, ihre "Untertanen" in den Tod schicken, um bestimmte Ziele zu erreichen? Alles, was wie sie dachte, war keine Gottheit. Und alles, was wie Myra dachte, war bösartig. Da gab es kein Vertun, kein Glaube, kein Vertrauen und keine Unschuld. Doch in diesem Sinne machten sich die drei auf den Weg. Der Schnee, die Kälte und Dunkelheit waren hart und Myra ziemlich erschöpft, aber irgendwie würden sie dieses Stück auch noch schaffen. Und angekommen würde sich die Nuke einfach ein einsames Plätzchen zur Ruhe suchen, während Miyuki sich um ihre Drachen kümmerte.
Am Fuße des Berges zu Dōhō·Ai
Hatte ich erwähnt, dass es ein harter Weg war? Streicht das. Es war mörderisch. Zumindest für Myra. Die Schwarzhaarige gab sich wahrlich alle Mühe, brachte alle ihre zuletzt verfügbaren Kräfte auf, um sich ihren Weg durch den Schnee zu bahnen. In reinen Nadelwäldern wie diesen, rings herum mit Schnee bedeckt verlor Myra deutlich schnell die Orientierung und hoffte, dass Miyuki noch die Richtung zu den Lichtern wusste. Nachdem sie die Bäume immer hinter sich ließen, war es einfacher und Felsen und Hügel halfen, ihr Ziel wiederzuerkennen und es mit jedem neuen Aussichtspunkt größer werden zu lassen. Aber wenn es nach den Wäldern nur bei hohem Schnee blieb. Sie waren in Tetsu. Dieses zählte einige der höchsten Gebirge aller bekannten Lande. Dementsprechend verhielt sich auch die Ebenmäßigkeit des Bodens. Es ging fast die meiste Zeit bergauf. Wenn so manches Training, manche Mission mit Van keine Qual war, dann war es definitiv das. Aber die Nuke prügelte sich selbst vorwärts. Es war so unsagbar kalt, aber wenn sie hielt, dann würde die restliche Wärme aus ihrem Körper weichen und diese war in den Momenten des Aufstiegs der kostbarste aller Schätze. Doch Sturheit sollte sich auszahlen, denn tatsächlich erreichten sie das Lager noch vor Tagesanbruch. Wenn man denn von Lager sprechen konnte. Einen Hügel zur Aussicht erklommen, nicht fern zu einem der Eingänge, lugte die Schwarzhaarige hinter einem hohen Felsen hervor und traute ihren Augen kaum. Lager? Scheiße! Die haben sich hier ja 'ne ganze Stadt gezimmert! Sie konnte definitiv nicht alles sehen, aber die paar fertigen und unfertigen Häuser mit ihren Lichtern und rauchenden Schornsteinen genügten, reichten um den Eindruck einer Stadt zu bescheren. Die Spitzöhrige brauchte einen Moment, ehe sie sich auf die wichtigen Geschehnisse konzentrieren konnte; die am Eingang. Im Schein von Fackeln standen zwei Rüstung tragende Männer und sprachen gerade mit einer kleinen Gruppe, die wohl Einlass in die Stadt erbat. Myra legte den Kopf leicht schräg und verengte die Augen. Ich kenne das Symbol von den Plattenfutzis auf ihrer Brust. Das sind die Hampelmänner von dem Herrn Propheten aus Kiri! Diese Kackspaten sind also tatsächlich hier! Die Nuke stöhnte laut und gequält auf. Es stimmte also. Das hatte dem Mädchen zu ihrem absoluten Glück noch gefehlt. Aber das war noch nicht genug, denn sie musste mit den Leuten nicht mal sprechen, damit sie ihr bereits auf den Sack gingen. Myra erspähte, wie die kleine Gruppe von Einreisenden einen Teil ihrer Bewaffnung abgeben mussten. Erschrocken, nein entsetzt trat Myra von ihrem Fels zurück und schaute zu Miyuki. Sie nehmen ihnen die Waffen ab! Man wird damit nicht reingelassen! Die Gruppe erhielt nun Einlass, aber das beruhigte Myra kein bisschen. Ganz. Im. Gegenteil. Ich werde meine Waffen nicht abgeben! Die sind viel zu wertvoll, als dass ich sie nicht mehr wiederkriege! Und ohne uns danach zu filzen, lassen sie uns nicht rein! Und wenn sie mich filzen, sehen sie, wie ich aussehe und schleifen mich als Abnormalität bestimmt vor ihren Chief! Das Mädchen schaute kurz an sich herab. Und wenn ich mich als andere Person tarne, fällt ihnen sicher mein Chakra auf. Erstaunlich, doch auf gewisse Weise wirkte Myra panisch. Nicht, weil die Drachen für sie eine Bedrohung sein konnten, weil die gute Shiva sich vielleicht nicht bestens mit ihnen verstand. Weil Drachen, wie man sie aus Geschichten kannte, Menschen nicht mit einem Bissen verschlingen und mit einem Prankenhieb zerschlagen konnten. Myra fürchtete die hier ansässigen Menschen und ihren Glauben. Denn Menschen, die eine Gottheit brauchten, um sich die komplizierten Dinge im Leben zu erklären, waren einfältig. Und einfältige Menschen kamen nicht mit Andersartigkeit klar. Die "Gottheit" musste ihnen diese erst erklären. Und die Alte war wirklich das Letzte, was Myra heute noch zu Gesicht bekommen wollte.