„ Wie nervig...“ murmelte Furô vor sich hin und kratzte sich dabei kurz am Kopf, gefolgt von einem weiteren Zug am Strohhalm. Doch damit meinte er nicht einmal die Worte Shokubos, die sich nach dem Grund erkundigte, warum genau er sich nicht angeschlossen hatte. Natürlich würde Furô es niemanden verwehren zu fragen, geschweige denn nicht wahrheitsgemäß antworten. Doch die Worte hatten die Versuche seines Ziehvaters wach gerufen, wie er bereits sein ganzes Leben versucht hatte, ihn in diese Richtung zu drängen. Sei es mit dem Holzschwert, dem richtigen Schwert, das angebotene Training... und noch die vielen anderen Versuche. Bei seinem Vater hatte er sich häufiger darüber beschwert, doch die Hoffnung war bei Kenshin stets geblieben, er könnte Furô doch noch dazu überreden. Und heutzutage... da waren es seine Großeltern und vor allem seine Geschwister. Sie hatten zwar schneller aufgegeben oder waren zumindest nicht derart hartnäckig, doch einzig seine Mutter ließ ihn mit diesem Thema wohl in Ruhe. „Wasser bedeutet Leben.“ Fing er zu Shokubo gewandt an und schwenkte des restliche Wasser in seinem Trinkbecher herum. Die Bewegungen des Wassers erinnerte ihn an den steten Wandel dem dieses Element unterlegen war. Diese Worte, waren sein ganz persönlich Nindo, der Weg als Ninja. „Als Hozuki bin ich von Wasser mehr abhängig als manch anderer. Unsere Fähigkeiten bauen auf unserem Wasserelement auf. Nicht alle – aber viele. Die Vorstellung es zu verlieren, quält mich. Ich würde es nicht über mich bringen, freiwillig auf das zu verzichten, was ich bin... was mich ausmacht.“ Beantworte er die Frage des rosanen Fabelwesens. Kaede hatte damals zwar ihr Erbe erwecken können, doch der Bund der Zwillinge war derart hoch gewesen, dass sie einen anderen Weg ohne ihr Erbe beschritten hatte, seit dem es sich bei ihrem Bruder nie gezeigt hatte. Und bei Akina oder ihrem Ziehvater hatte es nie eine Rolle gespielt. Nur er musste sich mit dieser Frage wohl wirklich auseinandersetzen. Letztendlich schenkt er Seijitsu dann noch ein dankbares Lächeln. Immerhin hatte er mit seinen Worten ihn ermutigt, dass er in diesem Falle nichts Falsches sagen konnte. Dieses Gefühl tat gut. Genauso wie die fürsorgliche Berührung seiner Schulter. Nicht das Furô gelogen hätte, aber ein wenig Verständnis für seine Entscheidung... oder zumindest seine Gedanken die er sich machte, erleichterte das Herz. „Captain Yageyu-san hat mir verraten, ich könnte womöglich den größeren Teil meiner Fertigkeiten behalten, aber... ich finde diese Entscheidung sehr schwierig.“
Als es dann um die Heimat des blauhaarigen Jungen ging, hörte Furô genau zu. Es war daran interessiert mehr über sein Gegenüber zu lernen und somit das Band zu ihm zu verstärken. Otogakure... überlegte der Hozuki. Hatte er davon schon öfter gehört? Nicht wirklich viel. Es war eines der Länder auf dem Festland, wohl ein Nebenreich. Er konnte mit Garantie sagen, noch nie dort gewesen zu sein. Das hätte er sich wahrscheinlich gemerkt. Ein Land voll mit nur Reisfelder, bedeutete wohl, dass es dort auch sehr feucht und wasserreich zu gehen musste. Denn ein solches Klima war doch für den Anbau von Reis erforderlich, wenn er sich nicht irrte. Womöglich aß Seijitsu dadurch wohl viel lieber Reis als Nudeln? Es wäre interessant dies weiterzuverfolgen. Vielleicht sollte Furô ihn einmal zum Essen einladen. Seitdem er wieder bei der Familie wohnte, hatte er nicht mehr für sich oder andere gekocht. Es wäre womöglich auch problematisch für Seijitsu zu kochen. Meist kochte er ja nur salzarm und fischiges, nicht wirklich etwas mit Reis. Noch interessanter war es jedoch zu erfahren, warum der Junge nicht nach Hause zurückkehrte. Er wirkte nicht als würde er das wollen, aber hatte er nicht zuvor noch vom hohen Gut der Familie gesprochen? Doch womöglich lag die Erklärung in seinen weiteren Worten. Nukenin... wiederholte Furô in Gedanken. So sah der Junge gar nicht aus. Intensiv ihn musternd dachte er darüber nach. Nein, das tat er nun wirklich nicht, wirkte er doch eher zerbrechlich und schwächlich, denn wirklich gefährlich. Doch es schien als hätte er für seine Taten gebüßt und dürfte nun unter der Regierung Ishgards ein neues Kapitel anfangen. Und nur das zählt für Furô. Es war für ihn kein Grund seine Bande nun zu kappen. Viel eher ein weiterer Grund sich nur noch stärker darum zu bemühen, dem Jungen zu helfen, vielleicht sogar noch mehr über ihn selbst zu erfahren. Kurz lachte der Hozuki Junge auf, als Seijitsu zu gab, dies hier wäre sein Lieblingsplatz. Er würde auch bei Furô hoch in der Liste stehen, aber sein Zuhause wäre da wohl ungeschlagen bei. Aber Ishgard war nicht Kirigakure und alle Lieblingsplätze wäre wohl immer noch in dieser Stadt zu finden gewesen.
Um den Vergleich der beiden Städte miteinander ging es dann auch. Seijitsu hatte ihn gefragt, ob er sich gut eingelebt hatte. Als Furô sich nach hinten hatte fallen gelassen und seine wohlüberlegte Antwort formulierte, schien Seijitsu ihn genau zu beobachten. Doch dessen Worte überraschten ihn und dieser Ausdruck legte sich auch auf sein Gesicht, bevor er von einem sehr fröhlichen gefolgt wurde. Sein strahlendes Gesicht wurde durch ein fröhliches Lächeln vervollständig. Dankbarkeit war in seiner Stimme zu hören als er dem Templer antwortete. „Wirklich, das würdest du für mich tun? Das ist wirklich sehr nett und zuvorkommend von dir. Ich nehme dein Angebot, gemeinsam Kratos-sama aufzusuchen sehr gerne an. Mit dir an meiner Seite das Anliegen vorzutragen... da habe ich dann den Mut dazu.“ Es schien dem Tokubetsu Jonin als würde Seijitsu seine Sorgen nicht nur sehr ernst nehmen, sondern sich ihm gegenüber genauso fürsorglich und freundlich geben, wie Furô es ihm gegenüber war. Er spürte förmlich wie sich das Band zu diesem jungen Mann zu verdichten schien.
Und als dieser von seiner nächsten Sorge „Eissäule“ wieder anfing, stimmt Seijitsu in sein Lachen mit ein. Erst dort wurde ihm bewusst, wie lange er bereits nicht mehr mit anderen zusammen gelacht hatte. Doch es tat gut, keine Frage. Wenn gleich es nicht so fröhlich klang wie noch vor einigen Jahren. Dieser Junge war besonders und das nicht nur, weil er der erste war, der Furô seine absurden Theorien glaubte und sie sogar ernst nahm, sondern auch weil er wohl so offenherzig wie kaum ein anderer zu sein schien. Er hatte die gleich noch etwas kindliche Art wie Furô sie manchmal an den Tag legte, aber das störte ihn nicht, viel mehr bestätigte es ihn darin, dass es sich bei Seijitsu wohl kaum um einen wirklichen Nukenin handeln konnte. „Meine Wassertemperatur zu halten... Und dafür eben alles Mögliche zu tun. Ich trage in Ishgard immer dickere Kleidung und habe einen Topf heißem Wasser bei mir für den Notfall“ gab er nachdenklich und zum Ende auf den Topf deutend von sich. „Ja er ist wirklich ein netter Junge.“ Sprach er zu Shokubo und wandte sich darauf wieder zu Seijitsu. „Aber pass auf, dass dies niemand ausnutzen. Die Welt mag Leute wohl uns meist am wenigstens. Und mach bitte kein trauriges Gesicht, dass macht mich sonst nur traurig. Ich verspreche gut auf mich aufzupassen damit sowas nicht passiert. Die Hakuma, Sakebi, Terumii und sogar die Katonjutsuka habe ich doch bisher auch überlebt!“
Dann jedoch schien Seijitsu nachdenklicher und zögerlicher zu werden. Ob Furô wohl etwas Falsches gesagt hatte? Beunruhigt legte er den Kopf schief. „Ja natürlich!“ forderte er ihn auf, um zu wissen, was genau dem Jungen denn nun auf der Seele brannte. Was er wohl über Furô wissen wollte? Was gab es denn so interessantes persönliches von ihm zu erfahren? Neugierig wartete er auf die Frage, welche auch nicht lange auf sich warten ließ. „Meine Narbe... auf dem Rücken?“ schluckend und stockend wiederholte er die Worte und sah dann zur Seite. Hatte er diesen Makel etwa gesehen? Was für eine Schande. Hatte er womöglich auch seine Brandwunden am Arm gesehen? Doch nein, er hatte doch auch sie überschminkt, genauso wie an seinen Beinen und seine Narben im Gesicht. „Ich habe sie...“ Doch weiter kam er nicht. Sein Atem ging plötzlich schneller, heftiger, tiefer, unregelmäßiger. Sein Mimik verformte sich zu einer unnatürlich Mischung aus Hass, Panik und Verzweiflung während er seine Hände verkrampfte. Sein Herz pochte unentwegt schnell gegen seine Brust, brachte sein Blut nur noch mehr in Wallung. Ich habe sie getötet. Ging es ihm durch den Kopf. Ich wollte sie beschützen, habe mich davor geworfen und letztendlich hat sie ihren geschundenen Körper für meinen gegeben. Ich war nicht fähig sie zu beschützen. Ich habe versagt. Immer unregelmäßiger wurde seine Atmung, während er seine Hände nun neben seinen Schläfen in die die weißen Haare verkrampften und an ihnen zog. Unnatürliche, verzweifelte Schreie waren aus seinem Mund zu hören, während er anfing mit einer Hand gegen seine Schläfen zu schlagen. Eine Reaktion, die sich während seiner Traumaattacken bereits öfter gezeigt hatte. Es war der verzweifelte Versuch diese Gedanken endlich los zu werden, sie aus dem eigenen Kopf zu schlagen. Durch die Erschütterung begann Blut aus seiner Nase zu laufen, tropfte stetig auf seine Kleidung, doch all dies war ihm egal. Er bemerkte es kaum, zu sehr steigerte er sich in die Gedanken an Kuraiko, dessen Tod er auf seine eigene Kappe nahm und er keinen Ausweg daraus sah sich wieder zu beruhigen. Mit der anderen Hand zog er weiter an seinen Haaren, als würde der Schmerz zusätzlich helfen diese Gedanken, diesen Schmerz zu übertünchen.