Schulkorridor

[Ritsu]

Zitternd lag Ritsu auf ihrem Bruder und hatte vor lauter Sorge gar keine Lust diesen wieder loszulassen. Seine Worte waren wie immer beruhigend und erdend. Natürlich hatte er recht. Sie musste erst einmal runterkommen und ihm erklären was überhaupt los war. Also Schritt für Schritt.

„Wo ich war? Was…was habe ich gemacht? Ja also ich war…ich war…“ sie löste sich langsam von ihm. Das Patten ihres Kopfes hatte schon mal geholfen das sie sich wieder beruhigen konnte. Als beide dann wieder standen und sie sich die Tränen langsam von der Maske schmierte konnte sie auch wieder klar denken.

„Also…ich war…ich war im Handwerksbereich…wie immer. Und es war…ja wie war es? Wie immer…ich habe ein hübsches Muster auf dem Pullover eines Mädchens gesehen…und naja dann wollte ich das Nachsticken. Daher bin ich in den Handwerksbereich gegangen…warte das habe ich schon gesagt.“ Ohne es zu merken hatte sie bei der Reinigung ihrer Maske auch die anderen Arm Paare hervorgeholt und so rieben die 6 Händen abwechselnd über Augen und Nasenbein.

„Ja und als ich dann an meiner Station saß, war alles so weit okay…aber dann hat dieser Junge mich angesprochen. En Junge…Mich! Das war toll. Er war nett…ein wenig laut …aber sehr nett. Er hat mir Komplimente gemacht…aber er war auch sehr direkt.“ Während sie eben noch relativ fröhlich wieder klang, wurde ihre Stimme nun wieder nervöser.

„Und er hat nach meiner Unterwäsche gefragt…aber darüber konnte ich nicht mit ihm sprechen. Er wollte irgendwas mit Wissenschaft machen. Aber ich habe es nicht wirklich verstanden und habe gesagt ich helfe ihm…“ meinte sie und zippte die Fingerkuppen nervös aneinander.

„Und dann hat er einfach jemanden Angesprochen. Einen Schmied. Der War sooooo groß!“ sie hielt die Arme soweit und hoch auseinander das man sich vorstellen konnte das sie von einer großen Person sprach.

„Der sah unheimlich aus und wenn der geschmiedet hat, da war…ganz viel gruseliges Zeugs. Ich kann es gar nicht beschreiben. Und der Junge…Der hat ihn einfach angesprochen. EINFACH SO!“ ihr Tonfall wurde wieder lauter und verzweifelter.

„Ich Wette der kriegt Ärger…und dann hat der Mann gesagt ich soll auch rüberkommen. Und seine Tochter hat mir gewunken…die war süß…aber er nicht der war gruselig und jetzt bin ich einfach weg gerannt…“ sie ließ den Kopf hängen.

„Ich habe den Jungen im Stich gelassen und kriege bestimmt Ärger, weil ich nicht zu dem Schmied mit gegangen bin. Was soll ich nur tun Onichan????“aufgeregt und völlig außer Atem schaute sie dann auf das Getränk, das ihr hingehalten wurde. Sie ergriff es und hielt sich daran fest, als ob ihr Leben daran hing. Sie schaute sich um, ob jemand die beiden sehen konnte, aber gerade waren alle anderen Studenten und Lehrer weit weg. Daher öffnete sie ihre Maske einen kleinen Spalt und trank von dem süßlichen Getränk durch den Strohhalm.

„Süüüüüß…das is voll lecker…“

[Taichi Seibou]

Ohne sie zu Unterbrechen ließ er seine Schwester ihre WOrte sortieren und sich ausdrücken. Sie wiederholte sich das ein oder andere mal aber das war ja Normal bei Ihr. Immer wenn sie Aufgeregt war hatte sie Probleme sich auszudrücken. VIeles blieb in den Ohren von Taichi hängen, er musste leicht lächeln als sie davon redete das sie von einem Jungen angesprochen wurde und dieser wohl sogar Nett war, das lächeln verschwand jedoch als Ritsu berichtete das er die Unterwäsche seiner Schwester sehen wollte. Man konnte förmlich greifen wie sehr Taichi nun diesen Jungen an die Gurgel wollte. "Verstehe....ich fürchte dann muss ich Ihn wohl kalt machen....lass mich nur die Sache übernehmen Ritsu, ich sorge dafür das dieses Problem verschwindet" Es ging hier immerhin um seine Schwester! Wie konnte jemand so dreist sein und nach ihrer Unterwäsche Fragen! Das sprach für die Todesstrafe ohne Wenn und Aber! So ein Trottel konnte es doch einfach nicht geben! Tief atmete er durch, immerhin wollte er ja auch keine Probleme machen, selbst WENN es die angebrachte Reaktion war dies tun zu wollen. "Okayg anz Ruhig.....es ist ja nichts passiert" Wie ein Mantra wiederholte er diese Worte ein paar Mal bevor er sich wieder voll und ganz auf seine Schwester fokussierte. "Okay gut, ich bin wieder unten. Dann wollen wir dir mal helfen, denn so schlimm wie du denkst ist es gar nicht keine Sorge. Du bist zwar abgehauen aber das macht nichts. Deswegen wird dir keiner den Kopf abreißen oder Böse sein. Du bist eben noch zu schnell Nervös und ergreifst die Flucht. Das kriegen wir schon noch hin daher kannst du hier beruhigt sein."

Es würde Taicho doch Arg wundern wenn jemand wegen so einer Aktion einen Aufstand machte. "Es mag dich Überraschen Ritsu, aber Menschen sprechen generell andere Menschen an. Das macht man ja wenn man etwas möchte, über die Art und Weise kann man reden, aber prinzipiell ist daran gar nichts auszusetzen. Entsprechend wird dieser Pis....ich meine Junge sicherlich keine Probleme bekommen haben. Falls doch muss er sich schon sehr dumm angestellt haben und dann hat er es auch einfach verdient." Eventuell konnte man raushören das die Aktion von diesem Jungen alles Andere als positiv aufgenommen wurde, nicht das Ansprechen versteht sich, sondern die Sache mit der Unterwäsche. "Also was passiert ist, ist passiert, du solltest diesem PI....ich meine diesem Jungen vielleicht einfach mit dem Terminal schreiben? Du wirst ja seinen Namen kennen und so kannst du ja in KOntakt bleiben." Wenn es nicht gerade die erste Person wäre die scheinbar ein Freund für Ritsu sein könnte, würde er ihr direkt sagen das sie Ihn maximal wegtreten sollte, aber so, wollte er Ihr die Chance geben und vielleicht würde es ja am Ende doch noch eine gute Freundschaft werden.

[Ritsu]

Taichi`s Stimme wurde ruhige rund…irgendwie…angespannt? War das das richtige Wort. Dori schaute zu ihm herauf. Sein Blick war in die Ferne fixiert als würde er jemanden anstarren der nicht da war. Sprach er davon Jemanden kalt zu machen? Nein das konnte nicht sein. Onichan würde so was nie sagen richtig? Er atmete einmal tief durch und seine Haltung entspannte sich, während Ritsu das Trinkpäckchen leerte. Dies Maske wieder zurecht gezogen hörte sie nun was ihr Bruder zu sagen hatte.


„M…meinst du nicht das sie denken…es ist total…unhöflich? Und was wenn der Mann ein Lehrer ist oder so was? Dann habe ich einen klaren Befehl verweigert!“ ihre kratzige Stimme war zwar wieder etwas leiser aber sie überschlug sich fast dabei. Zum Glück wusste Taichi sie zu beruhigen.

„Tun sie?“ murmelte sie mit. Er hatte speziell über „Menschen“ gesprochen. Also nicht sie. Klar meinte er alle Menschen und schloss sie nicht aus doch…wenn Ritsu so darüber nachdachte dann…fühlte sie sich als wäre sie ein Fremdkörper. Jemand dem man erklären müsste wie andere Funktionierten. Damit sie dazu gehören konnte.

„Nun…gut ja das…mag vielleicht stimmen.“ Sah sie ein. Sie hatte häufig andere beobachtet und sich darüber gewundert, wie sie alle ins Gespräch gekommen waren. Für sie war es lange Zeit verboten gewesen andere anzusprechen und auch wenn sie wusste das dies nun nicht mehr galt, war das noch nicht ganz in ihrer persönlichen Haltung angekommen.


„Oh! Ja das Terminal!“ sie zog es hervor und starrte es an. Und nun? Sie schaute wieder zurück zu Taichi.

„Ich…ich hab ihn gar nicht nach seiner Zimmer Nummer gefragt…“ sie schniefte wieder.

„Dann…kann ich ihm ja gar nicht schreiben damit ich ihn um Entschuldigung bitten zu können.“ Sie ließ ihre Arme mit dem Tablet in der Hand hängen.

„Ich hab es doch versaut…er war der erste der mich von sich aus angesprochen hatte…und…und ich hab nicht nach seiner Nummer gefragt…“ ein Arm paar fuhr in die Luft und sie kratzte sich am Kopf. Als würde sie versuchen ihre Haare auszureißen.

„Ich bin so blöd. Was mach ich denn jetzt? Ich kann nicht einfach jetzt zurück gehen!“ jammerte sie.

[Taichi Seibou]

WIe so oft machte sich seine kleine Schwester viel zu viele Gedanken. Er konnte sie natürlich nicht lesen so krass war er nicht, eine AHnung hatte er aber immer. Sie kannten sich ja immerhin schon ihr leben lang (duh). Für Taichi war es deutlich leichter mit Leuten ins Gespräch zu kommen, nicht nur das er von Natur aus ein Mann war der sich nicht die Butter vom Brot nehmen lassen würde wie es so schien hieß, nein er sah auch deutlich "normaler" aus als Ritsu. Er selbst empfand sie auch als Normal, doch das wusste sie, sie musste nur noch lernen sich selbst zu akzeptieren, statt zu versuchen irgendwie jemand zu sein, der sie einfach nicht war. Taichi musste diesen Weg nicht gehen, ja seine Zähne waren stellenweise deutlich spitzer als bei den Meisten. Auch hatte er 6 Arme welche er wegen Ritsu inzwischen verborgen hielt, damit Niemand von Ihn auf sie schließen konnte. Alleine wegen der Nachnamen war die Verwandtschaft ja klar. Die wollte man damit auch nicht verbergen, sondern nahezu jeder würde wohl erwarten, wenn der ältere Bruder 6 Arme hatte, das es bei der kleinen Schwester nicht Anders aussehen konnte. Also hatte er neben der Akademiejutsu auch noch was eigenes entwickelt, was er Ritsu auch noch in naher Zukunft beibringen wollte. "Natürlich spricht man andere Menschen einfach an, du sprichst mich doch auch einfach an oder nicht? Und nein nur weil ich dein Bruder bin heißt das nicht das es was Anderes ist. Am Ende bin ich ja auch eine andere Person, und so offen wie du mit mir sprichst, solltest du versuchen auch mit Anderen ins Gespräch zu kommen. Vielleicht nicht gleich Schwester oder Bruder nennen, aber einfach ein Hallo, wie gehts, wollen wir zusammen was unternehmen, so oder so Ähnlich und schon wirst du ganz schnell so einige Freunde finden neben mir selbst versteht sich."

AUch wenn sie Geschwister waren, und diese Verbindung weit tiefer ging als Freundschaft, gab es ja auch Geschwister die sich nicht leiden konnten, daher empfand er es als Richtig zu sagen das sie eben auch Freunde waren. Das war natürlich kein Vergleich zu dem was normale Freunde verband, das spielte für Taichi aber keine große Rolle. "Oh stimmt, man braucht ja die Zimmernummer um jemanden zu wie hießt es...adden oder?" Technisch war Taichi eher weniger versiert, da war es Ritsu die die Nase vorn hatte. "Zurückgehen musst du auch nicht. Ihr seht euch sicherlich so wieder, dann kannst du Ihn ja noch immer Fragen, oder du suchst einen Lehrer erklärst was du möchtest und eventuell ist er so Freundlich und gibt dir dann die entsprechenden Daten die dir fehlen. Am Ende hast du ja keine bösen Absichten. Wenn du also möchtest können wir zusammen einen Lehrer oder eine Lehrerin suchen die uns da weiterhelfen kann. Ich slebst hab auch keinerlei Leute außer dir in dem Ding da." Das hing unter Anderem damit zusammen das er eben echt wenig Ahnung von der nutzung hatte, öffnen, eintippen speichern, wieso sagte man nicht einfach wo man sich treffen wollte und wenn man das getan hatte, sah man sich eben am nächsten Tag wieder?! Aber nein, man hatte so ein Gerät dafür. Praktisch war es das stellte er nicht in Frage, es fühlte sich nur irgendwie weniger persönlich an, zumindest in seiner Wahrnehmung. "Versaut hast du gar nichts Ritsu, mach dir keinen Kopf, du hast doch schon einen großen Schritt gemacht. Immerhin hast du jetzt eine Person die du doch wiedersehen willst und die bin nicht mal ich richtig?"

[Ritsu]

Ja mit ihrem Bruder konnte sie gut reden. Er war ihr Safe Space, ihr Anker, ihr Fels in der Brandung. Schon seit sie klein war beschützte er sie. Entweder vor Gefahren, die sie umgaben, Fehler die sie im Begriff war zu begehen aber auch ihrer Mutter die das ein ums andere Mal ihre Pflichten, als ein solches Elternteil vernachlässigt hatte. Gerade weil sie diese Geschichte und Verbindung hatten fiel es ihr schwer einen Vergleich zu jeder X-beliebigen Person zu ziehen. Aber sie wollte Freunde haben also musste sie auf ihren Bruder hören. Der war sicher viel lässiger damit andere anzusprechen. Sie konnte sich gut vorstellen, wie er in einer belebten Gruppe umringt von anderen Schülern saß und mit ihnen zusammen lachte. Genau wusste sie es nicht immerhin hatte sie bisher nicht wie er den Unterricht besucht. Also nicht so häufig auf jeden Fall. Tja sie würde auf jeden Fall auch Freunde finden. Und mit Itsuki würde sie anfangen. Nur brauchte sie irgendwie seine Adresse damit sie ihm schreiben konnte. Aber darum musste sie sich später kümmern.

„Richtig Onichan. Es heißt adden.“ Meinte sie und hörte weiter zu wie er erklärte, das sie vermutlich alles nur überdramatisierte. Aber einen Lehrer wollte sie nicht um Hilfe bitten. Falls der äußerst unwahrscheinliche Fall eintraf und Seven sich doch irrte dann lief sie ja direkt in die Falle! Nein das musste anders gehen. Wie er gesagt hatte, würden sich Ritsu und Itsuki bestimmt einfach so über den Weg laufen.

„Nein nein…ich denke nicht da ich die Hilfe eines Lehrers brauche. Die…die haben auch wichtigeres zu tun.“ Meinte sie und beschwichtigte so ihren Bruder.

„Wo kommst du eigentlich her? Warst du im Unterricht? Oder hast du dich mit einem Freund getroffen?“ fragte sie dann neugierig. Sie hatte ihren Bruder seit gestern Abend nicht mehr gesehen. Immerhin mussten sie sich abends immer trennen damit jeder auf sein Zimmer gehen konnte.

„Und was machst du jetzt? Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung, was ich jetzt machen soll. Mein ganzes Zeug liegt noch im Handwerksbereich…ich muss später noch mal los es holen. Aber jetzt nicht!“ legte sie erst mal für sich fest.