Beitragvon Jizai » Sa 8. Jan 2011, 19:29
[~] Story:
[~] Das Wüstenkapitel:
Kōen’s Story ~ Die Sabaku no Hikami
Man sagt sich, es sei eine Legende, doch ich weiß nicht, ob sie stimmt.
Sie erzählten sie sich schon, seit dem man Drachen kennt.
Ihr Name war Kōen, die leuchtende Flamme der Wüste.
Sie nannten sie Feuergöttin, da sie das Feuer in die Wüsten brachte und die Nomaden von der Kälte befreite.
Dafür wurde sie verehrt und Kōen blieb in der Wüste, um sie zu beschützen.
Ich werde dir die Geschichte erzählen, doch du musst mir versprechen, sie nur jenen zu erzählen, die es würdig sind sie zu hören.
Es war kalt und der eisige Wind pfiff über die in Schatten getränkten Sanddünen hinweg, ein ungemütlicher Ort war es hier und immerzu kalt. Die meisten Menschen verstanden nicht, wie man in der Wüste überleben sollte, denn immerhin gab es hier nichts, was einen ansprach, um hier sein Lager aufzuschlagen und zu rasten. So war wirklich der Großteil der Menschheit der Meinung, die Wüste würde für ewig seelenlos bleiben, welcher Verrückte würde sich hier auch schon freiwillig nieder lassen? Die Kälte brachte einen um, zumindest in diesem Teil war es immer bitter kühl und ließ den Atem gefrieren... schon eigenartig. Wenn man einige Meilen nach Süden reiste herrschte dort eine brüllende Hitze, sobald die Sonne sich über den Horizont schob... tja und hier? Manchmal traute sich die Sonne sich noch nicht mal erst überhaupt zu erscheinen. Nun gut, es waren, wie gesagt, einige Meilen, aber diese Meilen veränderten ein Gebiet nicht so grundlegend, es musste eine andere Erklärung geben. Aber auch wenn sie Jahre lang suchten und die Landschaft durchreisten, sie fanden keine einzige Antwort für dieses Phänomen.
Dies war schon einige Jahrhunderter her und niemand kann sich auch heute noch darauf einigen, wieso es damals so eisig war, dennoch sollte dies nicht so lange wehren, nachdem die ersten scheinbaren Menschen die nördlichen Wüsten betraten. Sie hatten sich an das Klima gewöhnt und es störte sie nicht, dass sie hier die wohl einzigen Bewohner waren, somit hatten sie niemanden, der ihnen die Oasen leer trank. Woher diese Familie kam, das weiß niemand, man weiß nur, dass sie da waren, wie so vieles in den Wüsten. Nur eines wusste man, sie waren keine Menschen. Sie selbst sahen sich als Drachen, doch dies erwies sich nicht als die Wahrheit, jedoch hatten sie in ihrer Blutlinie den einen oder anderen Drachen und das verband sie. Man nannte sie Ryukami, doch dies soll nicht der Hauptpunkt dieser Legende sein.
Die Karawane lebte nicht lange dort, als die Kälte des Tages der Hitze weichen musste. Es war an einem Tag, an dem die Sonne mal wieder nicht zu aufgehen schien und es Nacht blieb, kein einziger Sonnenstrahl schien über den bleichen Sand. An Zucker erinnerte der Sand, er sah merkwürdig aus, so weiß und das Mondlicht reflektierend. Hier war das Reich der Finsternis und der Kälte, so sagte man sich damals, doch nachdem die Ryukami kamen, so kam auch der Tag wieder. Wieso sollte die Sonne denn heute nicht aufgehen? Schon schockiert, aber gleichzeitig fasziniert blickten die Nomaden gen Himmel, wo die Schwärze sie anlächelte und ihren Schleier über sie warf. Still funkelten die Sterne über ihnen, diese verdammten Sterne, wieso konnten sie nicht verschwinden und die Sonne endlich erscheinen? Es dauerte eine Weile, bis sie sich abwandten und sich in ihre Zelte zurück zogen, um den Tag auch ohne das Licht zu verbringen. Dann kam es ganz plötzlich und ohne Vorwarnung. Ein heftiger Wind und ein Beben erschütterte die Wüste, die Ryukami schreckten auf und stolperten in die Nacht hinein, so etwas war doch nicht normal. Fassungslos drehten sie sich im Kreis und suchten nach der Ursache für das Beben, es schien aber keine zu geben, weswegen sie durchatmeten. Zumindest manche, andere hielten weiter den Atem an, bis ein Rufen aus dem Osten des Lagers kam.
Ein sanftes rot flackerte über den Sanddünen am Horizont auf und zog sich weiter hoch. Ein fröhliches Raunen ging durch die Reihen der Nomaden, doch es war noch nicht vorbei. Ein riesiger Schatten erhob sich im Osten und kam immer näher. Das Raunen verstummte und es herrschte Stille, alle Augen waren auf den Schatten gerichtet, welcher den Tag gebracht zu haben schien. Der Sonnenaufgang war in roten Farben getränkt, wie ein loderndes Feuer. Es wurde sehr warm und die Nomaden zogen ihre dicken Fellmäntel aus. Es war, als hätte dieser Schatten die Sonne und die Wärme gebracht. Als der Schatten näher kam, erkannten die Nomaden, dass es ein Drache war, doch sie schreckten nicht zurück. Zu vertraut war ihnen die Gestalt eines Drachen... aber, war er ohne Grund gekommen? Elegant setzte der Drache zur Landung an und wirbelte Sand auf, welcher sich aber schnell wieder legte. Mit seinen Rubinroten Augen musterte er das Lager, genau in dem Moment fingen ein paar Holzscheitel Feuer und spendete eine wohltuende Wärme.
Mit zittriger Stimme wollten sie wissen, wer der Neuankömmling war, doch ein undeutbarer Blick brachte sie zum Schweigen, hatten sie etwa was falsches gesagt? Aus einem nicht ergreifbaren Grund fühlten sie sich in der Nähe des Drachen sehr wohl, denn er hatte ja die Sonne zu ihnen gebracht. Lang Zeit sahen sich die beiden Parteien stillschweigend an, dann breitete die große Gestalt ihre Flügel aus und knurrte mit einer grollenden, weiblichen Stimme, dass sie wiederkommen würde.
Man nannte sie Kōen und man sagte ihr nach, dass sie die Sonne zurück und die Wärme in die Wüste brachte. Allerdings ist dies nur eine Legende und man weiß nicht, ob es sich wirklich so abgespielt hatte, viele sprachen auch von einem Zufall, dass die Sonne genau zu diesem Zeitpunkt aufging. Dennoch galt diese Legende in den Kreisen der Nomadenfamilie als eine der schönsten Legenden. Natürlich existieren noch andere Legenden um den Drachen und jede ist anders als die andere, doch alle teilen sie eins: Das Kōen die Macht des Feuers besaß und durch Blicke Flammen entfachen konnte und dass sie die Wüste des Nomadenstammes beschützte.
Woher sie nun wirklich kam ist ein Rätsel, man vermutete jedoch, dass sie Jenseits des Meeres kam aus einem Land, welches man bis jetzt noch nicht entdeckt hat. Sie erzählte hin und wieder mal, wenn man bei ihr war, von ihrer früheren Heimat und nichts ähnelte dieser Beschreibung, weswegen man irgendwann einfach von „ihrer Welt“ sprach.
Kōen zog sich in eine große Ruine im Norden des Nomadengebiets zurück, damit man sie nicht unnötig störte und auch sie selbst niemanden behinderte. Diese Ruine war vor langer Zeit eine Stadt mitten in der Wüste gewesen und erinnert an eine Festung, weswegen man sie auch Sabakutoride [=Wüstenfestung] nennt. Doch so stark die Festung auch aussehen mag, irgendwann ist auch sie der Zeit verfallen und ist nun nur noch eine hochaufragende Ruine auf einem großen Felsen. Selbst von sehr weiter Ferne ist dieses Gebäudekomplex zu sehen, man kann es also nicht verfehlen und scheint ein Leuchtfeuer für jeden Reisenden zu sein. Dort weilte sie also, die Hikami, im ehemaligen Juwel der nördlichen Wüste. Niemanden machte es etwas aus, man nutzte die Ruinen ohnehin nicht. Die meisten trauten sich noch nicht einmal in seine Nähe, da man sich sagte, dass dort ein Unheil hausen würde... nun, jetzt konnte man dies wohl mit Fug und Recht behaupten, obwohl die Hikami kein Unheil oder Ungeheuer war.
[Allgemeine Beschreibung zu der Ruine //Außerhalb der Story//]
Sabakutoride besteht aus drei Hauptteilen, welche jeweils nur zu erreichen sind, wenn man den davor liegenden Teil durchquert hat. Dies sollte Schutz bieten und Gegner länger aufhalten, während man die Bewohner in die sicheren Ebenen brachte. Jeder dieser Ebenen hat eine bestimmte Aufgabe oder einen Zweck, also gibt es kein Gebäude, welches Unnütz erbaut worden ist. Der erste Abschnitt der Ruine nennt man auch den Steinernen Ring, weil sich die Gebäude an den Sandfarbenen Stein schmiegen, wie ein Ring eben und ihn vor Schaden schützt. Die Gebäude sind groß und haben sehr viel Innenraum, allerdings schmucklos an den Wänden, weshalb man vermuten kann, dass es sich hier um Lagerräume oder Unterkünfte für Wachen im Dienst handelt. Auch wenn die Räume sehr groß sind, sind sie leer und Kōen ließ sich auch nicht blicken. Der Grund dafür war, dass sie nicht in diese Räume passte und nur in ausgewählten Zimmern ein paar Schmuckstücke gelagert wurden, allerdings waren diese schon entwendet worden. Hin und wieder kam ihre Gefährtin Yakkaina in die unterste Ebene, um dort ihre Schätze zu begutachten. Diese liegen noch heute irgendwo, jedoch sehr gut versteckt, sodass nur Yakkaina weiß, wo sie sich befinden. Ansonsten kann man nicht viel zu diesem Abschnitt sagen, außer dass ein Hüfthoher Steinwall um die Häuser und den Felsen errichtet wurde, um kleinere Gefahren aufhalten zu können. Im Norden befindet sich eine Treppe zur zweiten Etage von Sabakutoride, diese Treppe verläuft durch einen Tunnel im Fels und wird durch zahlreiche Türen versperrt, wobei diese schon morsch und größtenteils leicht zu durchbrechen sind. Von einer Gablung kommt man wieder nach unten, jedoch weiter in den Felsen hinein. Wer die Treppe bis zum Ende geht, wird einen großen Unterirdischen See entdecken, dieser diente damals als Wasserquelle der Stadt, aber da sie nun verlassen ist, ist sie noch immer da und fast unberührt. Viel ist dazu nicht zusagen, da man den Zugang zu mehr Wasser bisher noch nicht gefunden hat, man hat aber auch nicht weiter danach gesucht. Kōen kam durch einen anderen Weg in die Höhle, dieser Weg ist ein großes Loch in der Decke, von wo aus sie hinunter und wieder hoch kam. Dieses Loch reicht bis zu den obersten Stockwerken und ist ein riesiger Durchgang. Man vermutet, dass dieses Loch damals ein Mittel zu Opferritualen war, um den Wassergott anzubeten, dass er die Quelle nicht versiegen lassen sollte. Ob das stimmt ist allerdings nicht bekannt und Kōen scheint auch nichts darüber gewusst zu haben.
Die zweite Etage ist die der Bewohner gewesen und man findet viele verlassene Ruinen, die an Wohnungen erinnern. Yakkaina befand sich oft hier, da sie hier ihre wertvollsten Schätze hortete, da es in dem obersten Stockwerk keinen Platz dafür gab. Dieser Abschnitt verläuft über zwei Stockwerke, wobei die reicheren Bewohner in der oberen Etage zu wohnen schienen. Die Gebäude sahen aus, als wären sie aus dem Stein gehauen worden und ragen nun einige Meter aus dem Fels heraus. Viel gibt es auch hier nicht zu sagen, da die meisten Häuser verfallen und eben verlassen sind, manchmal stehen noch ein paar Möbel in den Ecken und Staub sammelt sich darauf, aber wirklich Interessantes ist nur in den Wohnungen der Reichen zu entdecken. Man steigt wieder eine Treppe hinauf, diese führt um den Felsen herum und nicht direkt hindurch. Die Gebäude hier sind reich verziert und man findet überall sogar noch kleine Edelsteine in den Türrahmen. In den Wohnung sind noch die meisten Möbel enthalten und man könnte sich wohl sogar ein paar Tage hier niederlassen, wenn man genug Proviant dabei hat. Zwischen diesem und dem dritten Abschnitt befindet sich eine Art Schutzzone, welche die Hauptetage schützt, sobald die anderen unteren Etagen von Feinden eingenommen werden sollte. Zahllose Toren und Gitter befinden sich innerhalb der Schutzzone und den Tunneln, zwischen dieser und den Etagen darunter und darüber. Diese wurde von Yakkaina aufwendig gepflegt, nun mal so, wie es in ihrer Macht stand und normalerweise kommt man auch nicht über diese Zone hinweg. Nur wenn man weiß wie, kann man die Fallen und Türen überwinden, diese haben weder Yakkaina, noch Kōen angefertigt, sondern waren schon da, als Kōen gekommen war. Sie haben die Fallen nur wieder in Schuss gebracht, allerdings würden sie niemals wieder so gut funktionieren wie vorher, da beide keinerlei Ahnung davon hatten.
Nach dieser Etage beginnt die wirkliche Heimat der Hikami, denn hier liegt ein kleines Tempelgebiet, direkt auf der Spitze. Die unermesslichen Reichtümer der Drachendame liegen hier in den Kammern und wurden immer wieder von ihr betrachtet. Alles ist hier sehr reich verziert, doch das wahre Schmuckstück liegt in der Haupthalle. Auf der Spitze ragt das höchste Gebäude auf und dort hat sich die Hikami die meiste Zeit aufgehalten. Außerdem scheint diese Ruine nicht so stark verfallen zu sein, da noch das meiste steht. Die Fenster sind aus buntem Glas, mit seltsamen Mustern verziert, wenn das Licht der Sonne hindurch fällt glaubt man, die Muster würden auf dem Boden oder auf den Wänden tanzen. In der Mitte dieser Halle befindet sich das Loch, welches zum See hinunter führt. Über diesem Loch wird ein großer gellroter Kristall von Armen aus Stein gehalten. Das Licht des Sonnen auf- und Untergangs wird davon aufgefangen und man glaubt eine Flamme zu erkennen, welche im Inneren des Kristalls aufflackert.
Yakkaina’s Story ~ Die Gefährtin der Hikami
Ein kleiner schwarzer Drache setzte zur Landung an und krallte sich an einer Klippe fest, mit einem mürrischen Blick schwang er sich über den Vorsprung und nahm darauf Platz. Der Wind rauschte unablässig an ihm vorbei und wurde von den Flügeln des Drachen aufgefangen. Genervt faltete dieser die Flügel weiter zusammen und knurrte in einem tiefen und dunklen Tonfall, woraufhin der Wind auf mysteriöser Weise aufhörte. Dies war aber nur ein Zufall gewesen, es hätte sowieso nichts geändert, selbst, wenn es keiner gewesen wäre. Der mürrische Blick ging an der grauen Felswand hinter dem Drachen hinauf, als dieser sich umdrehte, dabei wurde er noch finsterer und ein leichtes Grollen entfuhr seiner Kehle. Dann wandte er sich wieder ab und hing seinen düsteren Gedanken nach, diese waren von vielem erfüllt, doch etwas positives war darin nicht zu finden. Über ihm segelten drei Drachen hinweg und verschwanden hinter den Bergen. ’Da fliegen sie also wieder... oft sehe ich das, so viele Geschichten habe ich gehört... aber diese Landschaften... diese Länder... die habe ich noch nie gesehen.’ Ging es dem schwarzen Drachen durch den Kopf und eine leichte Melancholie machte sich in ihm breit. Immer schon wollte er die Länder jenseits des Horizonts sehen, aber es war ihm verboten worden, doch den Grund, wieso er das nicht durfte, den kannte er nicht. Vielleicht lag es daran, dass er so klein war. Schließlich war er ja nicht besonders groß und konnte seinen großen Artgenossen nichts vormachen.
Dann landete ein größerer Drache mit dunkelroten Schuppen neben dem kleinen Schwarzen und sah ihn mit einem mitleidigen Blick an, es schien, als würde er den selben Schmerz empfinden gefangen zu sein. Doch der Blick war nur aufgesetzt, dass wusste der kleine schwarze Drache nur zu gut, niemand konnte ihn wirklich verstehen, denn sie durften alle fliegen, nur er eben nicht. »Wie geht es dir, Inheruno? «, fragte der rote Drache ohne sich etwas anmerken zu lassen. Inheruno schnaufte verächtlich über diese Frage und antwortete erst gar nicht, der Drachendame war das viel zu lächerlich. Daraufhin sprach der größere Drache einfach weiter. »Hinter den Hügeln dahinten liegen ein paar Dörfer, die meisten fliegen dort jetzt hin. «
»Ist mir egal. «, antwortete der kleine Drache trotzig.
»Was hast du? «
Die Augen zu zwei Schlitzen zusammengekniffen und die Zähne gebleckt starrte Inheruno ihren Gegenüber zornig an. »Wie soll es mir schon gehen, wenn ich seit meiner Geburt hier auf diesem verdammten Berg hocke und jeden einzelnen Stein schon fünf Mal gesehen habe, während die anderen über ganze Länder fliegen dürfen?! « Sie grub vor Zorn ihre Klauen in den grauen Fels unter ihr und ihre Schwanzspitze zuckte unaufhörlich, wie die einer Katze, wenn sie wütend war. Der Neuankömmling schwieg eine Weile und schien seine Gedanken zu sortieren. »Was willst du denn? «
»Ich will fliegen! Ich will die Länder mit meinen eigenen Augen sehen und nicht nur Erzählungen der Alten lauschen. «, erklärte Inheruno mit einer sehr ungeduldigen Stimme. »Oder willst du dein Leben lang auf dem Berg leben und den anderen zuhören, wenn sie von ihren Erlebnissen berichten? «
»Natürlich nicht. «
»Und ich weiß nicht einmal, wieso ich nicht fliegen darf... es ist mir ein Rätsel. «
Seufzend schüttelte sich der rote Drache. »Der Rat ist nicht dumm, sie wissen was passieren wird, wenn du einmal weg bist. Wenn du einmal die Freiheit hast zu gehen, dann wirst du nicht mehr wieder kommen und das wollen sie nicht. «
»Lieber sperren sie mich hier in den unsichtbaren Käfig ein, anstatt zu riskieren, dass ich vielleicht für immer fort bleiben würde. Vielleicht komme ich wieder, wenn sie mir die Chance geben einmal zu fliegen, werde ich doch nicht sofort verschwinden. «
Mit den Schultern zuckend erhob sich der rote Drache wieder und flog davon ohne etwas zu sagen. Zurück blieb das Drachenweibchen, ihre Laune hatte sich nicht wirklich gebessert und mit einem langgezogenen Seufzer drückte auch sie sich von dem Felsen ab und schwang sich in die Lüfte, um zum Gipfel zu fliegen.
Vielleicht war es Zufall, oder einfach nur Schicksal, dennoch war es für Inheruno ein großes Ereignis in ihrem Leben. Wie lange das her war weiß sie nicht mehr, aber es müsste schon über ein Jahrhundert her sein, dass es geschah. Damals war ein großer Schatten auf dem Berg gelandet und ein paar Büsche in Brand gesteckt, was die Drachen schon ein wenig Angst einflößte, auch wenn Inheruno nicht verstand wieso. Was der Schatten sagte schwirrt ihr noch heute im Kopf herum: »Ich will sie mitnehmen. Inheruno kommt mit mir. « Der kleine schwarze Drache wäre fast umgefallen, als die große Drachendame mit den rubinroten Augen den Drachenrat angesehen und es hinausgeschleudert hatte, ohne eine Spur von Furcht oder sonstigem. Selbst als sie begannen zu diskutieren wollte die Fremde nicht davon ablassen die Schwarzschuppige mitzunehmen.
»Ich werde Inheruno mitnehmen und wenn ich euren kleinen Tempel in Schutt und Asche legen muss! «, knurrte Kōen entschlossen und senkte den Kopf und ihre Augen funkelten auf. Der Rat zeigte sich nicht wirklich begeistert und ein tiefes Raunen ging durch die Reihen. Allerdings schien selbst der Rat Respekt vor der Drachendame zu besitzen, schließlich wussten sie nicht, wer sie wirklich war auch sie hatten nur die Legenden gehört. Das sie nun wahrhaftig vor ihnen stand war wahrscheinlich auch für sie ein kleiner Schock.
Inheruno wartete hoffnungsvoll ab, vielleicht würde der Rat zustimmen und sie gehen lassen, immerhin war Kōen auch ein Drache und sie war auch ein loyales Wesen, immerhin beschützte sie schon die nördliche Wüste eine lange Zeit und war ihr immer treu geblieben. Außerdem beschützte sie ihre Einwohner, wieso sollte es dann schlecht sein, wenn die Kleine mitkam? Im Grunde genommen nichts.
»Nein. «, war die Antwort des Rats und bedeutete Kōen zu gehen. Sie richteten kein einziges Wort mehr an die Fremde, jedoch ließen sie sie nicht aus den Augen, sprach da etwa das Misstrauen.
»Ich werde sie mitnehmen. « Kōen rührte sich nicht von der Stelle und setzte sich demonstrativ auf ihre Hinterläufe, um zu zeigen, dass sie nicht gehen würde, ehe sie die Erlaubnis bekam Inheruno mitzunehmen. Langsam wurde der Rat ungeduldig, leises Knurren entrang ihren Kehlen, ein Ausdruck von Ärgernis, Kōen aber interessierte es nicht im geringsten und setzte einen ernsten Gesichtsausdruck auf, wie es für einen Drachen nun mal möglich war. Sie hatte nicht vor Schaden anzurichten, aber sie würde auch nicht ohne die kleine Drachin gehen, das hatte sie sich in den Kopf gesetzt.
’Ich muss mit und das will ich auch.’ Dachte Inheruno und trat vor, ihr war es gleichgültig, was der Rat dazu sagte, sie wollte einfach sprechen. »Ich verstehe nicht, wieso es ein Problem darstellen soll, dass ich mit Kōen nach Kaze no Kuni gehe. «, begann sie in einem ernsten Tonfall, was den Rat wohl erstaunte, da sich ihre Augen weiteten und sie ungläubig ansahen. Und auf einmal hatte Inheruno gesprochen, das Mitglied der Familie, welches still schwieg und kein Wort je an die Ältesten gerichtet hatte. »Ich darf den Berg nicht verlassen. Ich nütze gar nichts, ich kann nicht einmal für euch kämpfen. Ich möchte gehen. «
Der älteste Drache wiegte seinen Kopf, dann knurrte er etwas unverständliches, doch Inheruno verstand sofort. ’Ich werde nicht zurückkehren, wenn ich einmal fort bin... da hat er wohl recht. Aber wenn sie mich nicht frei lassen, werden sie nie wissen, ob sie Recht haben.’ Ihre Gedanken sprach sie noch einmal aus, um den anderen klar zu machen, dass sie bereit war die Situation auszusprechen, was die Ältesten auch wieder zu verwundern schien. Kōen schwieg bedächtig und betrachtete Inheruno, welche versuchte um ihre Freiheit zu ringen. Dann wandt sie ihren schmalen Kopf wieder zu den Ältesten. »Eine unserer wichtigsten Regeln ist, dass wir loyal bleiben und niemanden hintergehen. Du drohst diese Regel zu brechen, deshalb lassen wir dich nicht gehen. Du wirst hier bleiben, egal was Kōen verlangt oder droht. «
Inheruno kniff die Augen zu Schlitzen zusammen und grub die Klauen in den steinernen Boden. »Ich beantrage meinen Ausschluss aus der Familie! «
Stille.
Eine ungläubige Stille machte sich in dem Saal breit und alle hielten den Atem an, außer Inheruno, dessen Brustkorb sich unablässig in mächtigen Zügen hob und sank. Ihre Worte hallten wieder und drangen in die Ohren aller Anwesenden. ’Ich beantrage meinen Ausschluss aus der Familie.’ Niemand sagte etwas, jeder wartete darauf, dass jemand anderen das Wort ergriff. Doch diese Hoffnung wurde vernichtet, denn es blieb ruhig. Inheruno, schließlich, sah jedes Mitglied des Rats noch einmal vernichtend an, dann drehte sie sich um. »Ich werde mitkommen, Kōen. «
Kōen wandte sich ebenfalls ab. »Wir können gehen. Wir sind hier fertig. «, antwortete die große Drachendame. Ihr Schweif schwang hin und her und der Körper nahm eine verachtende Haltung ein, sie hatte wirklich keinen Respekt vor dem Rat, sie hatte auch noch nie hier hin gehört. Sie hatten beinahe den Raum verlassen, als eine Alte Stimme aus dem anderen Ende erhallte. »Wenn du diese Tür verlässt, wirst du nie wieder zurück kehren können, sei dir das bewusst. «
Inheruno schwang den Kopf herum und sah den ältesten Drachen an. »Dann werde ich nie wieder zurück kommen, lieber lebe ich ohne Familie, anstatt von dieser gefangen gehalten zu werden und zu sterben, bevor ich nicht hinter den Horizont geblickt habe. «
Draußen angekommen sahen die Drachen des Berges sie mit merkwürdigen, aber dennoch bewundernden Blicken an. »Inheruno hat sich von der Familie abgewandt. Sie will der Hikami dienen. Beeidruckend, nicht wahr? «, fragte einer der kleineren Drachen einen Großen, dieser nickte, allerdings war ein trauriger Glanz in seinen Augen. Die meisten mochten Inheruno sehr gerne und die Tatsache, dass sie nun für immer gehen würde stimmte viele traurig. Neben ihr schritt Kōen, sehr elegant und ohne viel Lärm zu machen, obwohl sie oft sogar größer war als andere Drachen, so bewegte sie sich doch eher wie eine Katze.
Die beiden Drachen breiteten ihre Schwingen aus und drückten sich vom Boden ab, während sie zu einem Flügelschlag ansetzten. In wenigen Sekunden waren sie auch schon in der Luft und Inheruno blickte noch einmal zurück, doch sie empfand keine Trauer. Endlich war sie frei.
~ Aus Yakkaina’s (Inheruno) Erinnerungen ~
Wir flogen über endlos scheinende Ebenen, selbst, wenn sie nicht auf dem direkten Weg zu den Ruinen von Sabakutoride lagen. Kōen wollte, dass ich die Welt hinter dem Horizont sehe, da ich sie noch nie erblickt habe. Ich war überrascht, wie weit diese Welt doch war und auf welchem kleinen Raum ich doch leben musste. Nun aber war ich frei und der Wind strich über meine Schuppen, als wolle er mich weiter über die Länder ziehen.
Ich weiß gar nicht, was ich alles gesehen habe, doch immer wenn ich heute an einen Ort komme weiß ich, dass ich ihn schon einmal gesehen habe und das er mir bekannt vorkommt. Es gibt nur wenige Stellen, die ich noch nie gesehen habe, aber das macht mir nichts aus.
Ungefähr ein Jahr waren wir unterwegs, eine unglaubliche Zeit, wenn ich daran denke, dass Kōen ihre Heimat sonst nie verlassen hatte. Als wir in Sabakutoride ankamen, schien sich nach Kōen’s Meinung, nichts verändert zu haben. Auf unseren reisen hatte ich meine ersten Schätze gesammelt, welche ich gewissenhaft in den Ruinen versteckte, damit niemand außer mich sie finden kann.
Die Tochter der Feuergöttin
Ein Schatten legte sich über die Wüste und ein leichte Wind wirbelte einige Sandkörner auf, um sie nach wenigen Metern wieder abzulegen. Wolken zogen über den nächtlichen Himmel, vielleicht würde es bald Regen geben, ein Segen für die Wüste und seine Bewohner. Zwischen den Sanddüne campierte eine kleine Karawane, ein paar Gesichter wurden erwartungsvoll zum Himmel gereckt, als erwarteten sie den kommenden Regen mit Freude. Doch in ihren Augen funkelte etwas unheilvolles, bevor sie den Blick wieder senkten und weiter ihren Arbeiten nachgingen. Hin und wieder huschte mal ein Schatten zwischen den luftigen Zelten der Karawane, dann verschwanden sie, so schnell sie auch gekommen waren. Es schien, als warteten sie auf irgendetwas, etwas, was nicht mehr in weiter ferne lag und sie waren ungeduldig.
Ein älterer Mann setzte sich in einem großen Stuhl vor dem größten Zelt und stützte seinen Kopf auf seine Hand. Mit einem düsteren Blick murmelte er etwas, was nur er verstand, dann wanderten seine Augen wieder zum Himmel, dann zum Horizont, ohne, dass sich etwas tat. Mit einem nicht erwartenden klopfen auf die Armlehne betrachtete er die anderen Karawanenmitglieder, welche von einem Zelt zum anderen liefen und manchmal ein paar Krüge mit sich herum schleppten. Er fragte sich, wieso sie noch zu so einer späten Stunde herum liefen, eigentlich sollten sie schlafen. Er war der einzige, der hier sitzen musste, in der Kälte und in der Dunkelheit. Irgendwann gesellte sich eine Frau zu dem Mann auf dem Stuhl und blickte ihn mit einem sorgsamen Blick an. »Zwölf Monate... «, knurrte der Alte, seine Hand, welche auf der linken Armlehne ruhte ballte sich zu einer Faust. »Zwölf Monate sitzen wir hier schon fest! «
Die Frau sagte nichts darauf, sondern sah ihn nur weiter an, es dauerte eine Weile, bis er seinen Kopf zu ihr drehte. »Ja, ich weiß! Ich habe was damit zutun! «, entgegnete der Grauhaarige »Aber ich habe nicht angeordnet, dass wir hier zwölf Monate bei diesem Vieh bleiben. «
»Shou! Dieses Vieh ist nicht irgendein Vieh, wir haben Monate gebraut, um ihr Vertrauen zu gewinnen und sie dazu zu überreden. «
Der Familienoberhaupt zischte ungeduldig. »Kōen ist nicht das, was sie vorgibt, oder, was man über sie sagt. « Dann erhob er sich und rief nach einer jungen Frau. Die Schwarzhaarige eilte herbei und reichte ihm einen Krug, er war gefüllt mit frischem Wasser. »Wie sieht es bei der Oase aus? «, fragte der alte Mann nach, bevor er einen Schluck von dem Wasser trank. Dabei blickte er das Karawanenmitglied erwartungsvoll an, dieses senkte betrübt den Blick und seufzte. »Sie ist beinahe ausgetrocknet... wenn nicht bald ein Wolkenbruch kommt... dann müssen wir weiter ziehen... «
»Dann muss Kōen uns halt helfen, die hat da oben genug Wasser, um die ganze Familie versorgen zu können. Unterhalb dieses Felsens ist ein kleiner See, es gibt einen Durchgang von der Ruine aus. «, erklärte er und gab ihr den Wasserkrug zurück. Angsterfüllt schreckte die Frau zurück, als sie hörte, dass sie zu Kōen gehen mussten. Manche hegten Furcht, wenn sie schon ihren Namen hörten, denn angeblich beherrschte sie die Sonne. Shou jedoch glaubte nicht daran, für ihn war es Unsinn, eine Legende der Wüste.
»Ohne Kōen und die anderen Drachen wärst du nicht am Leben. «, knurrte Shou verachtend. »Dann wärst du ein Mensch, kein Ryukami. «
»Ich weiß, Meister. «, entschuldigte sich die Frau in einem Unterwürfigen Ton und verdrückte sich. Shou wandelte zurück zu der alten Dame, sie war seine Lebenspartnerin. »Manche unserer Rasse kann man vergessen, sie haben Angst vor ihren Göttern. Genauso wie Menschen... «
Plötzlich begann einer der Karawanenmitglieder zu schreien, es war ein freudiger Schrei und sofort kamen alle übrigen Bewohner des Camps angelaufen, selbst der alte Shou humpelte mit einem Gehstock in der rechten hand zum Rand des Camps, von wo aus sie immer zu den Ruinen gingen, wo Kōen lebte.
»Das große Feuer! Das große Feuer! «, riefen ein paar der Ryukami und hüpften freudig in die Höhe. »Da drüben! Es lodert auf!« Shou atmete auf, endlich konnten sie weiter ziehen, dann mussten sie nicht mehr darum bangen, dass die Oase austrocknete.
Dann erhob sich eine große Gestalt über den Ruinen und schwebte zu der Karawane. Der große Drache landete und mit den dunkelroten Augen musterte er die Ryukami. »Da habt ihr euren Ryukami. Ich will damit nichts mehr zutun haben. «, knurrte Kōen und verschwand sogleich wieder, nachdem sie den neuen Ryukami den Anderen übergab. »Die Tochter der Feuergöttin Kōen... «, flüsterte Shou.
Das Leben in der Wüste
Das Mädchen beschwerte sich nicht, nein, das tat es wirklich nicht, nur war es nun einmal so, dass die Sonne und das grelle Licht ihm zu schaffen machten. Die weiten Ärmel schützend vor das Gesicht haltend überblickte das kleine Mädchen schweigend die Wüste vor sich, nun würden sie bald abreisen, denn es hatte keinen Regen gegeben und die Oase war schon beinahe vertrocknet. Shou hatte gesagt, dass, wenn die Oase einmal austrocknete, auch ausgetrocknet blieb, selbst bei einem Wolkenbruch würde sie sich nicht mehr so leicht füllen. Aus diesem Grund zogen sie weiter. Die weißen Haare wehten im Wind der Wüste, es war schon ein merkwürdiger Anblick, wenn man diese weiße Gestalt da so sah zwischen den dunkelhäutigeren Ryukami. Man konnte meinen, sie wäre ein Albino, weil sie ziemlich blass war, doch diese stechend gelben Augen verrieten, dass es nicht so wahr. Die Schlitzartigen Pupillen betrachteten jede Sanddüne des Gebiets, in welchem sich der Nomadenstamm aufhielt.
»Haruka! «, rief eine alte Frauenstimme, woraufhin das Weißhaarige Mädchen sich umdrehte und der Stimme nach lief. Eine Grauhaarige Alte stand am größten Zelt der Karawane, es wurde gerade abgebaut, aber womöglich sollte Haruka gar nicht helfen, das musste sie noch nicht.
»Holst du schon mal mit Miyu zwei Pferde von der Oase? Wir brechen bald auf. «
Haruka nickte und lief zu Miyu, sie war eine der höchstgestelltesten Frauen der Karawane, normalerweise kümmerte sie sich auch um die Pferde der Karawane, auf dessen Rücken die leichten Zelte und andere Vorräte transportiert wurden. »Miyu? Großmutter sagt, wir sollen zwei Pferde von der Oase holen. «, sagte das Vierjährige Mädchen laut und winkte der Frau zu. Die Schwarzhaarige kam nickend zu Haruka, aber eine Spur von Unglauben spiegelte sich in ihren Gesichtszügen wieder. »Wir sind noch gar nicht soweit... wieso braucht ihr schon jetzt die Pferde? «
»Großmutter sagt, dass wir bald aufbrechen. «
»Na, wenn sie das sagt. Komm mit. «Zusammen gingen die beiden Ryukami zu der nicht weit entfernten Oase, wo ein Dutzend Pferde an dem Wasserloch standen und die Neuankömmlinge mit einem intelligenten Blick musterten. Mit einem schrillen Pfiff, welcher Haruka in den Ohren weh tat, trat die Frau auf die Tiere zu. Die Ohren der Pferde schnellten in die Richtung, aus welcher der Pfiff gekommen war, dann setzten sie sich in Bewegung. »Es ist einfacher sie einzufangen, wenn sie auf einen einfachen Pfiff hören. «, erklärte Miyu der Kleinen lächelnd, doch diese zog ein Gesicht, was genau das Gegenteil behauptete. »Das schmerzt in den Ohren, das ist nicht praktisch. «, knurrte Haruka, nachdem Miyu sie auf den Rücken eines Pferdes mit weißem Fell gesetzt hatte. Das Tier schwenkte den Kopf so, dass es das Mädchen ansehen konnte. Lächelnd strich die Ryukami über das glänzende Fell des Huftiers, bevor es mit starken Schritten vorwärts ging.
Die Arbeiten gingen schnell voran und als der Mittag nahte war die Karawane fertig zur Abreise. Haruka sprang noch einmal vom Rücken des weißen Pferdes und lief zu ihrem Großvater, der das Gelände abschritt. »Was tust du da Großvater? «, fragte das Mädchen und beobachtete dabei den Alten, welcher mit penibelster Sorgfalt jeden Strich auf der festen Erde verwischte. Er blickte kurz auf, dann entgegnete er, dass er die letzten Überreste des Bannkreises verblassen ließ.
»Bannkreis? «, wollte die Ryukami interessiert wissen.
»Ja, es hindert uns daran unsere Mutation innerhalb des Lagers zu zeigen. Drachenkräfte sind hier nicht einsetzbar. Es schützt uns vor uns selbst und vor anderen Drachen... «
»Achso... «
»Wir legen diese Bannkreise, bevor wie unsere Zelte aufbauen. Aber jetzt komm, wir haben hier genug Zeit verschwendet. «, meinte Shou, dann setzte er das Mädchen wieder auf den Rücken des Schimmels [Weißes Pferd, so werden die genannt, für alle, denen, den der Ausdruck nicht geläufig ist ^^]. Er war erstaunt darüber, dass das Mädchen noch auf den Rücken passte und das Pferd dies überhaupt aushielt. Dann gab Shou ein Zeichen, dass sie nun aufbrechen konnten. Noch einmal sah er zum Himmel, er war mit Wolken verhangen, wie schon so oft in letzter Zeit, dennoch hatten sie bis jetzt kein Tropfen Regen gesehen.
Die Karawane schob sich über die großen Dünen im Westen des Windreichs, als der Sturm sie doch einholte und große Regentropfen wie kleine Steine vom Himmel fielen. Vor Glück schreiend hielten die Ryukami die Wasserkrüge in die Luft, um sie zu füllen, sie hofften, dass der Regen noch lange anhalten würde.
Ungefähr drei Tage waren sie bis zu der neuen Oase gewandert, es war eine ziemlich große, weswegen die Ryukami dort länger blieben konnten als gewöhnlich. Sie hoben die Lasten von ihren Tieren und legten sie behutsam auf den Boden, bevor sie sich daran machten den Platz abzuschreiten. Währenddessen rief Shou die kleine Haruka zu sich und drückte ihr einen Stab in die Hand. »Du wirst mir jetzt helfen den Bannkreis zu ziehen. «, erklärte er ihr und zusammen gingen die Ryukami zu nördlichsten Punkt des Lagers um dort mit der Zeichnung zu beginnen. » Man beginnt mit dem äußersten Kreis, denn dann wird es einfacher. Da wo Kyo steht, müssen wir hin, das ist der Südpunkt. « Ohne groß nachzudenken zog Haruka einen großen Kreis bis zu dem Platz, an welchem Kyo auf sie wartete. »Nun , wo du mit dem Äußeren fertig bist wird ein weiter gezogen, zwei Fuß von dem großen entfernt. « Nachdem dies getan war, wies Shou sie an, vorgebene Zeichen in den Zwischenraum zu zeichnen. Dies dauerte ungefähr eine Stunde, da die Zeichen komplizierter waren, als Haruka gedacht hatte. Gähnend setzte sie sich an einen Stein und sah den Erwachsenen zu, wie sie die Zelte aufbauten.
»Hey Haruka. «, rief ein Mädchen und setzte sich zu ihr.
»Hallo Akiko. «
»Ich bin froh das wir da sind, die Reise war anstrengend. «
Haraku antwortete nicht, denn sie war eingenickt. Akiko kicherte, sie wusste doch, dass das Mädchen schnell bei dieser Hitze ermüdete.
Die Sklavenhändler
Vier Jahre waren vergangen, nachdem das Trauerspiel seinen Lauf nahm. Jizai erinnert sich nicht mehr wirklich daran, denn bereits befindet sich dieses Ereignis in einer Zone ihres Gedächtnisses, wo es von Nebel umgeben ist.
~Tagebucheintrag~
Wie viele Jahre ist es nun her, dass ich zum ersten mal die hässlichen Fratzen der Menschen erblickte? Es muss schon lange her sein, denn ich kann mich kaum noch daran erinnern. Alles was geschah, es ist so, als wäre es weit Weg und der Nebel versperre mir die Sicht, ist es ein weiterer Effekt dieser Illusion, welche mich verfolgte, als ich nach Kirigakure kam? Oder ist es einfach nur die Verdrängnis? Ich bin mir nicht mehr sicher. Doch Trotzdem sollen diese Erinnerungen nie ganz verschwinden, auch wenn ich es im tiefsten Inneren so will. Meine gesamte Familie wurde auseinander gerissen. Es war der erste Tag des Winters in Kaze no Kuni, damals war es eine Dürreperiode, welche uns schwach werden ließ...
Langsam lehrten sich die Vorräte der Wasserkrüge, doch es gab keinen Nachschub, nichts. Die Oasen in der Umgebung waren bereits ausgetrocknet, sie hätten keine weitere mehr aufsuchen können. Ihnen blieb nur noch die Hoffnung auf kommenden Regen, jedoch sollte dieser lange Zeit auf sich warten lassen. Shou’s Lebenspartnerin war der Dürre zum Opfer gefallen, ihr alter Körper hielt den Verhältnissen nicht mehr stand und brach zusammen... so hatten sie ihre erste Karawanenführerin verloren. Dieser herbe Rückschlag machte vielen Angst, wie sollte es nun weiter gehen, wenn sogar die Weisen an dieser Prüfung scheiterten? Es gab Gerüchte über eine verbliebende Oase, hoch im Norden, doch der Weg war gefährlich und niemand hatte es bis jetzt dorthin geschafft. Andere schlugen vor die Wüste zu verlassen und die Steppen aufzusuchen, dort würde es wohl noch Wasser geben und die Pferde kämen wieder zu Kräften, doch Shou wollte die Wüste nicht verlassen, zu lange unterlag sie schon der Herrschaft der Nomadenstämme, wieso sollten sie sie verlassen, wenn die Wüste sie vergraulen wollte? »Nein, wir bleiben. «, knurrte der Alte Ryukami und ließ sich auf seinen Stuhl fallen. Die müden Augen starrten die Jüngeren mit einem finsteren Blick an, sie erdreisteten sich so etwas in Erwägung zu ziehen. »Wir bleiben. «, wiederholte er noch einmal, sodass es sich in die Köpfe der Ryukami einbrennen sollte. Doch sie waren geschwächt, wie sollten sie überleben?
Manche bösen Mäuler behaupteten, dass der Großvater vor hatte in der Wüste an den gleichen Ursachen wie seine Lebenspartnerin zu sterben. Einige quittierten diese Gerüchte mit einem wütenden Zischen oder Knurren, manche aber schenkten ihnen Glauben, wieso sollte es nicht so sein? Es sah danach aus, als wollte Shou, dass alle zu Grunde gehen sollten. »Der Halsstarrige alte Sack will uns in den Wüstengräbern liegen sehen. «, fauchte einer der jungen Männer wütend, als er aus dem Zelt des Ältesten trat, sofort erhob sich eine kleine Menge von dem Kochfeuer und stimmten nur eingeschränkt zu, jedoch hörte man aus endlegenden Winkeln des Lagers Rufe, welche signalisierten, er solle doch seinen Mund halten und seiner Arbeit nachgehen.
Haruka befand sich derweil an der Oase bei den Pferden, hier wurde der Lärm der Karawane nicht so stark von dem Wind zu ihr getragen und es würde sie auch niemand beim Training stören. Die Pferde kümmerten sich nicht darum, dass das Mädchen unbeholfen mit einem Stab herumfuchtelte, solange sie sie nicht treffen würde, wäre es ihnen gleichgültig, was die kleine Ryukami dort tat. Desinteressiert peitschten sie ihre Schweife hin und her, um die gierigen Fliegen zu vertreiben. Eine Zeit lang beobachtete die Weißhaarige das Schauspiel und richtete dann wieder ihren Blick auf den Kampfstab in ihrer Hand. »Ich werde damit nie so gut umgehen können, wie Großvater. «, knurrte sie und warf die Waffe wütend auf den Boden. Plötzlich hörte sie hinter sich Schritte, weshalb sie herumwirbelte und sich auf einen Angreifer gefasst machte. Den Stab hatte sie in Windeseile wieder aufgehoben und richtete nun seine Spitze auf ihren Gegenüber. Als die Gestalt lachte, ließ Haruka den Stab wieder sinken und machte ein eingeschnapptes Gesicht. »Was ist los? Klappt das Training nicht? «, fragte der junge Mann und wuschelte ihr durchs Haar.
»Großvater sagt, ich solle mehr trainieren. Aber ich werde trotzdem nicht besser. «, antwortete das Mädchen und senkte den finsteren Blick.
»Vater erzählt viel. Aber was nützt das Training, wenn man nicht einmal weiß, wie man damit umzugehen hat? « Yoshio deutete auf den Stab, woraufhin Haruka ihm die Waffe zuwarf und den Mann gespannt ansah. Sie hatte nicht viel Kontakt zu ihrem Vater gehabt, da er sich die meiste Zeit nicht für sie interessierte, allerdings kam er ab und zu mal, um zu sehen, ob es der Ryukami gut ging. Daher kam es auch schon mal vor, dass er mit ihr trainierte, damit sie nicht aufgab.
»Du kannst den Stab auf verschiedene Weise verwenden, mit den Enden kannst du auf den Gegner einschlagen und wegstechen. Der gesamte Stab ist dann so zusagen dein Schutzschild und schützt dich vor den Gegnerischen Schlägen. « Yoshio zeigte es ihr an einem imaginären Gegner, als Haruka sich das aber nicht vorstellen konnte, machte es der Vater noch einmal vor, jedoch schlug er dieses mal gegen eine Palme. »Siehst du? So kannst du den Gegner auf kurzer Distanz verletzen, man kann ihn aber auf Distanz halten. « Der Ryukami ließ ein Ende des Stabs los und schwang ihn auf Brusthöhe von links nach rechts, dann fand das Stück Holz wieder seinen Platz in Yoshio’s Hand zurück. Haruka war beeindruckt, dies konnte sie nicht, nun gut, sie wusste ja auch nicht, wie man damit kämpft. »Du kannst aber auch von oben auf den Gegner schlagen, dies würde dann im Endeffekt fast das selbe Ergebnis wie bei einem Schwert zeigen, wenn du damit kämpfst. Die Variationen sind unterschiedlich und jeder hat einen eigenen Stil, du musst deinen finden, sonst kommst du nicht weiter. « Er warf ihr ihren Kampfstab wieder zurück und nahm seinen eigenen, dann gingen sie einige Schläge durch und begannen schon langsam damit wirklich zu kämpfen.
Später am Nachmittag gingen die beiden Ryukami wieder zurück zum Lager. Haruka war erschöpft und schleppte sich eigentlich nur noch vorwärts, während ihr Vater keinerlei Müdigkeit zu verspüren schien. Im Lager ließ sich das Mädchen erst einmal auf den großen Stuhl ihres Großvaters fallen, er selbst schien nicht da zu sein, wahrscheinlich überprüfte er den Bannkreis. Ihr war das ganz recht, denn sonst durfte sie nie auf dem Stuhl sitzen, allerdings wusste sie nie wieso nicht. Immer wieder kreisten ihre Gedanken um das Gespräch, welches sie mit ihrem Vater geführt hatte, als sie auf dem Hügel saßen und die Wüste betrachteten.
»Siehst du die Gruppe dort hinten? «, fragte der junge Mann mit den dunkelroten Haaren, seine gelben Augen ließen ihren Blick auf eine ziemlich klägliche Karawane ruhen, welche sich den Hügel hinunter schleppten. Er glaubte jedoch nicht, dass sie so arm dran waren, denn die Pferde waren gut genährt und die Mitglieder der Gruppe waren in teure Kleider gehüllt. Yoshio sah dies schon vom weitem. Haruka nickte schweigend und beugte sich ein wenig vor, um die Gruppe besser sehen zu können. »Ich wette, die wollen zu uns. Normalerweise kommt keine Karawane in dieses Gebiet, außer uns. Das ist unseres und das wissen die anderen Karawanen, sie trauen sich nicht in unser Territorium. Ich bin froh darüber, aber diese Menschen dort sind nicht ohne Grund hier. Wie sie schon auftreten... das bedeutet nichts gutes. «
»Meinst du, sie wollen uns weh tun? «, wollte Haruka erschrocken wissen. Ihre gelben Augen weiteten sich vor Schreck, als Yoshio erst zögerlich, dennoch schweigend nickte. Seine Mimik verdunkelte sich und er ließ die Karawane nicht aus den Augen. »Aber wieso? «, stocherte das Mädchen nach, der Vater antwortete nicht sofort. »Was glaubst du, würden sie von den wenigen Ryukami wollen, welcher in der bekannten Welt leben? « Der Rotschopf wandte den Blick ab und richtete ihn auf seine Tochter.
»Uns irgendetwas wegnehmen... oder uns benutzen für ihr eigenes Wohl. «
»Sklavenhändler. Sie nehmen Menschen und auch Ryukami in den Wüsten gefangen und verkaufen sie an ausgewählte Leute für eine Menge Geld. Dadurch können sie ihre Reisen finanzieren und ein äußerst gutes Leben, sieh nur, wie fett ihre Pferde sind. «
Die Pferde waren wirklich ziemlich fett im Gegensatz zu den der Ryukamikarawane. Ihre Pferde waren schlank und sehr muskulös, mit starken Schritten konnten sie dem Sand trotzen und ihre temperamentvolle Art verscheuchte die Raubtiere. Vor allem die Hengste waren die Beschützer der kleinen Herde, ohne sie wären die Ryukami wohl gar nicht so weit mit ihren Pferden gekommen. Doch die Pferde der anderen Karawane hatten nichts stolzes, panisch blickten die Tiere hin und her. Oft strauchelten sie und die Nüstern blähten sich auf, wenn der Wind umschlug und den Geruch eines Raubtierrudels heranwehte. Das Weiß in ihren Augen war schon zu erkennen... sie schienen nicht erfahren zu sein, wahrscheinlich waren sie nicht mal in der Wüste aufgewachsen, denn im Sand schienen sie nur schwer voran zu kommen.
Eine Zeit lang war Haruka in ihren Gedanken versunken, als sie eine Stimme in die reale Welt zurück holte. »Wo ist der Führer der Karawane, meine Kleine? «, wiederholte ein Fremder in teuren Kleidern mit süßlich, schon fast schmieriger Stimme, seine Worte. Das Weißhaarige Mädchen verzog das Gesicht und zische leise. »Was willst du? «
»Zu dem Führer dieser Karawane, das will ich. «
»Ich sage nicht, wo er ist. Such ihn doch selbst, wenn du schon deinen dreckigen Fuß in unser Territorium setzt, dann kannst du ihn auch gefälligst selbst suchen. «, entgegnete die Ryukami in einem misstrauischen und gehässigem Tonfall. Trotzig verschränkte sie ihre dünnen Arme und reckte ihren Kopf in einer arroganten Haltung. Der Fremde verzog ebenfalls sein Gesicht, als er das kleine Mädchen sah, anscheinend fragte er sich, ob sie keinen Respekt kannte. Wütend knurrend drehte er sich um, dann standen da schon ein paar Ryukami und entschuldigten sich überschwänglich für das Benehmen der Kleinen. »Ist schon in Ordnung. Ich möchte einfach nur den Führer dieser Karawane sprechen, oder am besten noch den Ältesten. «
Sofort wurde er zu ihm gebracht und der Reisende verneigte sich. »Ich bin froh, dass ich euch noch erwischt habe. Man erzählt sich von Schwierigkeiten in dieser Gegend. «
Shou richtete sich auf und blickte den Neuankömmling interessiert an. »Ja, allerdings. Unsere Oasen trocknen aus, wir haben kein Wasser mehr. «
»Ist es dann nicht besser, wenn ihr diese Gegend verlässt? «
»Nein, das kommt nicht in Frage. Unsere Vorfahren waren hier und auch wir werden hier bleiben. «
»Ich habe noch Wasservorräte bei meiner Karawane, wir würden euch gerne etwas abgeben. Wir waren auf der Durchreise, als wir dieses Lager erblickten. «
»Das ist sehr freundlich. «
Yoshio und Haruka sahen dem Treiben mit einem ungläubigen Blick zu, dann sahen sie sich an. Wieso vertrauten sie diesen Leuten?
Und so nahm das Unglück seinen Lauf. Die andere Karawane schien über einen sehr großen Wasservorrat zu verfügen, sodass sie reichlich übrig hatten, aber dass es den Ryukami komisch vorkam, kam ihnen gar nicht in den Sinn, oder dass die Leute etwas vorhatten. Immer wieder versuchten Yoshio und Haruka den Alten zu überreden, sie sollten die gut Gekleideten einfach vertreiben, weil sie nichts gutes im Schilde führten, doch Shou wehrte ab, er war anscheinend dankbar für die Hilfe der Fremden. Den Ryukami erging es besser und allmählich vertrauten sie den Leuten vollkommen, dies war der Zeitpunkt, an welchem alles zusammen brach. In der Nacht, als die Ryukami einmal unvorsichtig waren schlugen sie wie hungrige Wölfe zu. Sie konnten nichts tun, da sie überrumpelt wurden und der Bannkreis hinderte sie daran die Drachen in sich zu erwecken. So wurden sie schnell überwältigt. Im Lager tobte dennoch ein Kampf, als die Ryukami zu ihren Waffen griffen und sich versuchten gegen die Angreifer zu verteidigen, diese lachten jedoch nur, als sie kurz vor ihnen zusammen brachen. »Vergiftetes Wasser... «, schlussfolgerte Yoshio und hielt dem feindlichen Karawanenführer eine scharfe Klinge an die Kehle. Haruka drückte sich ängstlich gegen eine Zeltwand, sie wusste nicht, wie sie reagieren sollte. »Papa, pass auf! «, schrie sie, doch da war es schon zu spät. Von hinten wurde dem Ryukami ein Schwert in den Rücken gestochen. Hustend brach Yoshio zusammen. »Treibt diese Biester zusammen, dann können wir alle aussortieren, welche sich nicht als Sklave eignen. «, wies der Anführer an und so geschah es dann auch. Haruka wurde an den Haaren gepackt und zur Mitte des Lagers gezogen. Dort standen die restlichen Ryukami, welche noch nicht getötet wurden. Es waren noch fast alle da, wie Haruka fest stellte und klammerte sich an die Hand ihres Großvaters. Dies sollte aber nicht lange halten, als er aus der Menge gezogen und vor den Augen des Mädchens erstochen wurde. Tränen rannen über ihre Wangen, als der leblose Körper zu Boden ging. Die Sklavenhändler brachten alle alten Ryukami um, auch die kleinsten, da sie sich nicht für die Sklavenarbeit als nützlich erwiesen. »Belegt sie mit dem Genjutsu, dann wehren sie sich nicht. «, meinte der Anführer und trat weg, um die Schätze der Karawane in Augenschein zu nehmen. Die Sicht der kleinen Ryukami war verschwommen und sie fühlte sich nicht wirklich anwesend, aber sie gehorchte den Anweisungen der Sklavenhändler, auch, wenn sie es gar nicht wollte.
[~] Das Kapitel eines Ninja:
Kirigakure
~Tagebucheintrag~
Es war wie ein Traum, ich konnte alles wahrnehmen, doch sich umzudrehen und zu handeln war unmöglich. Das Genjutsu beherrschte uns und wir konnten es nicht lösen. Ein Schleier, wie Nebel umgab uns, sodass wir nicht mehr klar denken konnten. Alles schien logisch zu klingen, selbst die merkwürdigsten Befehle führten wir aus, wir hatten keine Wahl. So konnten wir ohne aufsehen zu erregen nach Kirigakure gehen, es schien die Leute am Haupttor nicht zu kümmern, wie wir aussahen und wie wir uns benahmen. Dann wurden wir in ein Haus gebracht, es war eingefallen und die Räume rochen modrig, allerdings machte es uns nichts aus, wir waren ja in dem Genjutsu gefangen. Wir wurden in einem Zimmer untergebracht, ein ziemlich kleiner Wohnraum, er war leer.
Ein Jahr verbrachte das Mädchen in diesem Haus, während sie wartete, wartete auf ihre Herren, oder darauf, dass sie zwischen den anderen Sklaven starb. Für sie war es eine unendliche Zeit, viel länger als ein Jahr kam es ihr schon vor. Sie kannte kaum jemanden in diesem Raum und schwieg daher die meiste Zeit. Komischerweise vergaß sie langsam ihre Vergangenheit und erinnerte sich nur noch stückweise an etwas, selbst ihren Namen schien sie vergessen zu haben.
Dann wurde endlich die Tür geöffnet und alle Sklaven sahen hoffnungsvoll zu dem Lichtschimmer und verstummten in ihren leisen Gesprächen. Zwei Menschen traten in das beengte Zimmer und musterte jeden einzelnen Sklaven mit einem eingehenden Blick. Nach einigen Momenten wandten sie sich an den Hausherren und deutete auf das Ryukamimädchen, worauf es von dem Hausherren herbei gezerrt wurde. Verängstigt trat sie vor und sah die Fremden an, diese nickten zu dem Sklavenhändler.
Das Haus war riesig, das Mädchen staunte über die Größe des Hauses am Rande des Dorfes. Doch ihre Begeisterung hielt nicht lange an, als sie von Herren dieses großen Hauses sie mit »Dorei« anschrie und sie über die Türschwelle stieß. Das Mädchen erschrak und fiel im Flur auf den Boden. »Fällt sogar noch hin. «, schnauzte der Mann missbilligend. Für das Mädchen sollte nun die schwerste Zeit ihres Lebens beginnen.
»Dorei! «, brüllte die Frau, ihr Name war Ayame Chinatsu. Sofort kam die Ryukami unterwürfig angelaufen und wartete auf ihre Befehle. Die Frau verpasste dem Kind eine Ohrfeige und schrie sie an, dass sie noch nicht mit der Küche fertig sei und, dass sie Hunger hätte. Die Weißhaarige schwieg bedächtig und begann eilig die Küche weiter zu putzen. Ayame blickte ihr über die Schulter und bei jedem Fleck, welchen Dorei übersah verpasste sie dem Kind einen Tritt. »Verdammte Sklaven und dabei haben wir so viel Geld für das Kind ausgegeben. «, knurrte die Kunoichi und verschwand, wofür das Mädchen dankbar war, dann hatte sie ihre Ruhe und niemand störte sie bei der Arbeit. Sie hatte die Aufgaben des Hauses zu erledigen und dies war nicht gerade wenig, darüber hinaus sollte sie Aufträge außerhalb des Heimes erledigen. Meistens kam die Sklavin gar nicht mit der Zeit aus und kassierte dafür Schläge ihrer Herrin.
’Wieso sind sie so? ich habe doch gar nichts schlimmes getan...’, dachte die Ryukami und eine Träne rollte über ihre Wange. Doch es half nichts in Selbstmitleid zu verfallen, sie musste stark bleiben und sich durchkämpfen. Irgendwann würde sie flüchten können.
Als sie dann aufgefordert wurde einkaufen zu gehen wandte sich Jizai ab, nun würden alle wieder ihre Wunden sehen. Schweigend nahm sie das Geld vom Tisch und lief nach draußen, wenn sie sich beeilte, konnte sie das Essen noch kochen, bevor der Hausherr heim kam. Auf den Straßen sahen sie alle an, wie sah sie schon wieder aus? Verdreckt und mit blauen Flecken bedeckt, doch es schien niemanden weiter zu kümmern. Dorei ballte die Hände zu Fäusten, wie oft hatte sie schon versucht Hilfe zu holen? Zu oft und niemand tat etwas. ’Irgendwann werde ich alle dafür bestrafen!’ schrie sie in Gedanken, dann rannte sie weiter.
Die Akademie
»Du besitzt Potenzial zu einer Kunoichi, deshalb wirst du zur Akademie gehen. Dann nützt du wenigstens etwas, im Haus versagst du ständig. Geh zur Akademie und lerne ein Shinobi zu werden, bringe Geld hier her. «, befahl Takeo und verließ den Raum, zurück blieb nur eine verdatterte Dorei, welche nicht wusste wovon er sprach. Ayame schüttelte nur den Kopf und zog sie mit sich nach draußen, wo sie sich auf den Weg zur Akademie machten.
»Ich will, das Dorei sofort in eine Klasse aufgenommen und ausgebildet wird! «, forderte die Dame mit einer energischen Stimme. »Und keine Widerrede!« Mit diesen Worten stürmte sie aus dem Gebäude, wieder einmal blieb Dorei an ihrem Platz und wartete erwartungsvoll darauf in eine Klasse zu kommen. Der Shinobi seufzte und bat das Mädchen mitzukommen, er fragte sich, wie man ihr in zwei Jahren bei bringen sollte, welche andere in sechs Jahren lernen, doch er dachte nicht weiter darüber nach, das war nicht sein Problem.
Man blickte Dorei immer wieder komisch an, da sie anders war als die anderen. Im Gegensatz zu den anderen Schülern hatte sie keine Ahnung davon, was es hieß ein Ninja zu sein oder auch nur zu ahnen, was man dabei tat. Ihr wurde alles in einem Art Crash-kurs beigebracht, damit sie schnell auf den Stand ihrer Mitschüler kamen, welche schon vier Jahre lang die Akademie besuchten. Dorei lernte sehr schnell und es dauerte nicht lange, da war sie auf dem gleichen Level, jedoch beachtete man sie nicht im geringsten. Es machte sie wütend nicht beachtet zu werden, schließlich war sie nichts schlechteres als die anderen, sondern besser, ja sie hatte Dinge in kürzerer Zeit und meist auch viel besser geschafft als die anderen und trotzdem erntete sie nur Missbilligung. »Guck mal wie du aussiehst!«, musste sie immer wieder hören. Sie trug abgetragene Sachen, denn ihre Herren wollten ihr nichts kaufen, zumindest nicht, wenn es absolut nicht notwendig war. Dorei ignorierte diese Bemerkungen einfach, sie brauchte die anderen nicht und würde alleine kämpfen. Wozu brauchte sie schon Teamkameraden oder Mitschüler? Sie war alleine viel besser dran und sie konnte sie alle töten, wenn sie wollte, das glaubte sie zumindest. ’Ich werde niemals aufgeben. Was würde meine Familie sagen, wenn ich aufgeben würde? Ich bin Kōen’s Tochter und ich werde niemals auch nur in Erwägung ziehen aufzugeben und meine Träume an die Freiheit im Winde verwehen lassen!’
Nach zwei Jahren stand für das Mädchen die Prüfung zum Genin an und somit würde sie dann den Abschluss erhalten, sie fühlte sich gut, sie würde es schaffen und zwar allein und ohne fremde Hilfe. Schon früh stand die Sklavin auf und machte sich fertig, machte das Frühstück, um dann zur Akademie aufzubrechen, wenn sie zu früh dran war, dann war es immerhin besser als zu spät zu kommen. Die Straßen von Kirigakure waren noch leer, kaum jemand war schon wach, aber das mochte Dorei, dann gab es wenigstens eine wunderbare Ruhe. Auch in die Akademie war sie die erste, aber sie blieb nicht lange allein, ein paar Schüler gesellten sich zu ihr. »Na, meinst du, du wirst die Prüfung schaffen? Du bist erst seit zwei Jahren hier. «, wollte einer der Jungen wissen, die Frage schien ernst gemeint zu sein, da das Mädchen keine Spur von Gehässigkeit in seinen Augen vorfand. Sie nickte und sagte, dass sie es schaffen würde. »Na, wenn du meinst. «
»Dorei, du bist an der Reihe. «, ertönte die Stimme des Sensei’s ein paar Stunden später. Lächelnd erhob sich die Weißhaarige und schritt zum Prüfungsraum, die Aufgaben werden bestimmt einfach, dachte sie bei sich und schob dabei die Tür auf. Zwei Prüfer befanden sich in dem kleinen Zimmer und sahen sie erwartungsvoll an, ob sie glaubten, dass Dorei es nicht schaffen würde? Grinsend machte sie sich bereit die Aufgabe zu erfüllen. Die Prüfer gaben ihr ein Jutsu vor, welches sie auszuführen hatte. Kurz darauf erschienen zwei Doppelgänger neben ihr und verschränkten die Arme vor der Brust, dabei lächelten sie arrogant. »Da. «
Rund zehn Minuten später erhielt das Mädchen ihr Stirnband und würde nun die Akademie zum letzten mal verlassen.
Vom Genin bis zum Jounin
In ihrem Team befanden sich zwei Jungen, ihre Namen waren Yuuto und Takumi, beide waren Durchschnittsschüler und haben in der Akademie keine herausragenden Leistungen erbracht. Mit beiden kam sie nicht so gut aus, da die beiden das Mädchen meistens ignorierten. Dorei interessierte das alles überhaupt nicht mehr, zumal sie zu einer Einzelkämpferin geworden war und zu der festen Überzeugung kam, dass sie keine Hilfe auf ihren Missionen brauchte. Daher herrschte ein sehr ruhiges Verhältnis zu den dreien und selbst der Sensei konnte nichts daran ändern. Um ehrlich zu sein hielt die Ryukami den Sensei für nicht kompetent und hoffte, dass sie bald das Team verlassen konnte, da sie nach ihrer Meinung nur Verlierer in der Gruppe hatte. Zusammen führten sie einige Missionen aus, Dorei schätzte es auf gut zwei Jahre, allerdings war sie sich da nicht so sicher, da für sie die zeit viel zu langsam vorüber gegangen war. Sie kämpfte hauptsächlich mit ihren zwei Kampfstäben, welche sie selbst gebaut hatte. Sie benannte sie nach einer Eigenschaft und fügte das Wort ‚Dämon’ an, und die Fähigkeiten waren zu weil für Menschen recht dämonisch, da man es diesen einfachen Stäben niemals zugetraut hatte. ’Chikara no Oni funktioniert wie ein Chakraschild, ganz praktisch, allerdings kann ich den nicht oft einsetzen. Ich leite mein Chakra in den Stab und baue damit einen Schild auf, welcher mich frontal schützen kann. Wie ich den allerdings wirklich hinbekommen habe ist mir ein Rätsel. Ein einfaches Stück Holz... wenigstens kann es mein Chakra leiten und ist nicht leicht zu durchbrechen. Und dann haben wir noch meinen Feuerdämonen ‚Hi no Oni’. Den habe ich zusammen mit einem anderen Schüler geschmiedet... allerdings weiß ich seinen Namen nicht mehr. Der Stab besitzt eine tolle Kraft, welche mir zugute kommt.... oder auch nicht, ich kann nämlich nur Katon anwenden... Der Stab funktioniert sogar ohne mein Chakra und saugt das Feuer einfach auf, welches sich in der Nähe befindet und wirft es auf den Gegner... leider kann ich nicht bestimmen auf welchem.’
Kurz vor der Chuninauswahlprüfung entdeckte Dorei eine Möglichkeit ein Genjutsu innerhalb eines Kampfstabs zu setzen und lediglich dadurch auszulösen, wenn man in das rote Auge blickte. Sie war relativ gut im Genjutsu, weswegen sie diese Möglichkeit erst entdeckte. Der Stab bekam seinen ersten Auftritt in der Chuninauswahlprüfung, womit sie im Finale gegen einen ihrer früheren Mitschüler antrat. Es war ein sehr knapper Sieg gewesen, welchen sie auch nur wegen Sakkaku no Oni davon trug. Der Gegner hatte im Genjutsu aufgegeben, damit die Illusion endlich aufhören möge, obwohl er das Jutsu erkannte, konnte er es aus irgendeinem Grunde nicht mehr auflösen. Dorei war es recht, somit hatte sie nämlich gewonnen und wurde zum Chunin befördert. Von dem tag an trennten sich die Wege von Yuuto, Takumi und Dorei, wobei die Ryukami froh darüber war, dass sie die beiden nicht mehr ertragen musste.
Die Zeit als Chunin verlief für das Mädchen, welches mittlerweile fünfzehn war ziemlich ruhig und ohne besondere Zwischenfälle. Sie weiß selbst gar nicht mehr, was der Auslöser dafür war, dass sie zum Jounin befördert wurde, allerdings glaubt sie, dass es wegen ihrer Leistungen war. Sie ging als Kunoichi völlig auf und liebte den Kampf, weswegen sie eine starke Gegnerin war und sich gerne mit anderen maß. Man hatte ihr wohl auch die Beförderung wegen einer sehr schwierigen Mission gegeben, wo es darum ging eine kleine feindliche Gruppe von Shinobi auszuspionieren und zu beobachten. Es kam zum Kampf und Dorei brachte die feindlicher Gruppe alleine mit zurück nach Kirigakure. Weil sie überlebte wurde sie zum Jounin ernannt, zumindest sagt sie das, ob es wirklich der Wahrheit entspricht kann sie jedoch nicht sagen, weil man ihr niemals sagte, wieso sich dafür qualifiziert hatte. Man bemängelte sie aber auch, weil sie ihre Teamkameraden zurück lassen musste, allerdings wusste man schon, dass das bei der Chunin, oder mittlerweile Jounin, keine Seltenheit war. Sie hatte nur an sich selbst gedacht und dabei die anderen außen vor gelassen, Dorei antwortete lediglich, dass ihr es egal wäre, was mit den anderen passiert, da es bei ihr ja auch egal ist, was mit ihr ist. Mit siebzehn Jahren war sie dann also Jounin von Kirigakure, für sie reichte das, sie musste nicht weiter aufsteigen. Doch ihre Herren hatten ganz andere Pläne mit ihr, sie waren nur an dem Geld interessiert und ordneten später an, sie solle eine der Anbu werden. Dorei wollte nicht, sie wollte nicht dem Dorf so sehr dienen, da sie es im tiefsten inneren hasste und am liebsten einfach von hier weg wollte.
Das Dasein eines Anbu
Gegen ihren Willen wurde die junge Ryukami also zu den besonderen Einheiten des Dorfes gebracht, wo man anordnete sie aufzunehmen und auszubilden. Die Weißhaarige wollte nicht, dennoch blieb ihr keine andere Wahl, als nun einmal den Befehl ihrer Herren auszuführen und eigentlich würde es ihr dadurch nur noch einfacher gemacht, Rache zu nehmen. Wenn sie alles kannte, dann würde sie auch wissen, wie man es am leichtesten zerstören konnte. Sie wurde einem Anbu unterstellt, welcher die Aufgabe hatte sie auszubilden. Beide kamen zwangsweise gut miteinander aus und von ihm konnte Deorei eine menge lernen, was ihr ja nur zum Vorteil werden konnte. Auf einer der Missionen nahm sie ihrem Gegner Superu no Oni ab, den Dämon des Bannes. Sie erinnerte sich dadurch teilweise an ihre Familie und den Bannkreis, welcher verhinderte, dass sie zu Drachen werden konnten. Dort spürte die Kunoichi, dass sie wirklich komplett anders war und erst jetzt machte sie es sich wirklich bewusst. Irgendwann würde auch sie sich zu einem Drachen verwandeln und ihre Schwingen ausbreiten können. Immer wieder träumte sie davon durch den Himmel zu fliegen, auch hier bekam sie das erste mal Sehnsucht nach ihrer Mutter Kōen, die Feuergöttin der Wüste. ’Ob es ihr gut geht? Wie sie wohl aussieht.... ich habe noch nie einen richtigen Drachen gesehen.’ Irgendwann würde Dorei ihre Mutter suchen gehen, allerdings müsste sie dafür aus dem Dorf heraus. Während der Ausbildung zu einer der berüchtigten Anbu verbesserte sich die Kunoichi immer wieder in ihren Künsten und wurde ziemlich gefürchtet wegen ihren vier Dämonen. Mit neunzehn Jahren schloss Dorei die Ausbildung zur Anbu ab und war nun ein vollwertiges Mitglied dieser Gruppe. Dies freute sie aber nur wenig, weil sie eigentlich niemals eine sein wollte. Nun übernahm sie Befehle direkt vom Kagen und führte diese auch ohne etwas schlimmes zu sagen aus, wenn man mehr vertrauen in sie setzte, dann konnte sie auch mehr über die verletzlichsten Teile des Dorfes erfahren und dann bei ihrem Angriff direkt zerstören. ’Eigentlich hinterhältig so etwas zutun, aber sie haben es nicht anders verdient.’, dachte sie bei sich, zum Glück wusste es niemand, sonst hätte sie wahrscheinlich viel Ärger bekommen. Aber dank ihrer Willenskraft konnte keiner in ihren Kopf eindringen, es wusste sowieso niemand, wie sie wirklich war.
Die Kunst des Fuin
Dorei schlich sich aus dem Haus ihrer Herren, wie so häufig, und schloss geräuschlos die Tür hinter sich. Hoffentlich hatte sie niemand gesehen, sonst würde sie wohl einige Probleme bekommen, das wusste sie, dennoch nahm sie dies in Kauf, um dem nachzugehen, was sie in der Shinobiausbildung am meisten gemocht hatte. Während sie die Straße eilig entlang lief schaute sie auf einige Zettel in ihrer Hand, dort waren mit Tusche Symbole aufgezeichnet worden, welche das Mädchen auswendig gelernt und nun perfekt zeichnen konnte. Eigentlich waren sie sehr kompliziert, doch Dorei hatte sie ohne Probleme lesen können, was selbst von ihren Meister als Wunder bezeichnet wurde. Er meinte, dass ihm so etwas noch nie unter gekommen wäre, dass ein Schüler die Zeichen so schnell erlernt haben konnte. Doch er kannte sie und ihre Geschichte, er wusste aus irgendeinem Grund alles über sie, wie sie früher gelebt hatte und wer sie heute war, obwohl Dorei sich ihm nie anvertraut hatte. Sie kannte ihn nicht so gut, wie er sie kannte, aber das reichte ihr auch. Der Meister war ein Profi im Bereich des Fuin und ein Schmied im Dorf Kirigakure, sein Name war Takara, zumindest nannte er sich so. Dorei hatte nie nach seinem wahren Namen gefragt, da ihr der Name genügte und Takara machte auch keine Anstalten ihr seinen richtigen Namen zu verraten.
Die Ryukami bog in eine kleine Seitengasse ein und klopfte an eine Holztür. Ein etwas älterer Mann öffnete ihr, sodass sie eintreten konnte. Das Sonnenlicht erhellte das Gesicht des Alten, er war blass und das Alter hatte ihn schon seit langem gezeichnet. Seine Miene verzog sich nicht wirklich, als er Dorei sah und er schwieg, als würde er sie gar nicht kennen. Aber das war für das junge Mädchen nichts weltbewegendes. Ebenfalls schweigend trat sie über die Türschwelle und hörte, wie der Bewohner des Hauses hinter ihr die Tür schloss. Dunkelheit umgab sie. Es dauerte einen Moment, bis sie sich an die Schwärze gewöhnt hatte, dann lief sie einen Gang entlang. Hinter ihr schritt der Alte. Der Gang war nicht besonders lang und Dorei hatte schnell sein Ende erreicht, eine Schiebetür trennte den Gang mit dem dahinter liegenden Raum.
Vor ihr befand sich ein großes Zimmer, welches im Feuerschein getaucht war. An den Wänden befanden sich die gleichen Symbole und noch weitere, wie auf den Zetteln in der Hand der Ryukami. Ihr Blick wanderte zur Decke hinauf und ein Seufzer entfuhr ihr. »Hast du wirklich solche Angst davor? «, fragte sie den Alten hinter ihr und dieser kicherte.
»Ich habe keine Angst, ich bin nur vorsichtig. Man weiß ja nie, wer mal zur Besuch kommt, Dorei. «, antwortete er und ging an ihr vorbei, um sich auf ein Kissen auf dem Boden zu setzen. Dorei nahm die Teekanne von einer Kommode und schüttete ihm und sich selbst Tee in zwei Tassen. »Meister, Ihr braucht nicht zu befürchten, dass irgendwelche Dämonen das Haus stürmen. «
»Das kann man nie wissen, außerdem sollten sie Angst vor mir haben. «
Die Ryukami schüttelte den Kopf, ihr Meister hatte manchmal wirklich eine merkwürdige Art Dinge anzugehen. Außerdem ging er merkwürdigen Tätigkeiten nach, wo sie sich manchmal fragte, ob er noch ganz richtig im Kopf war. Doch im großen und ganzen mochte sie ihn sehr, denn er war eine Art Vaterersatz geworden.
»Die Dämonen sollten Angst vor mir haben. «, wiederholte Takara. »Meine Bannzirkel können sie zerstören. «
»Macht Euch nicht zu einem Dämonenjäger, das seid Ihr nicht, Meister. Ihr solltet froh sein, dass sie Euch in Ruhe lassen. «
»Ich kann es mit jedem Dämonen aufnehmen! Dann soll mal ein Biju hier rein kommen! Meine Bannkreise werden ihn vernichten!!! «
’Wenn hier einer dieser Wesen rein kommt, haben wir ohnehin verloren, da nützen auch seine Bannkreise nichts mehr...’ Dorei verdrehte kaum merklich die Augen und stellte die Teekanne wieder weg, immer wieder musste sie den Kopf schütteln, wenn ihr Meister sich so übernahm. Aber es stimmte, Takara war ein wahrer Meister im Bereich der Bannkreise und des Fuin im Allgemeinen. Es gab kaum etwas, was er nicht wusste oder konnte, dies rührte aber von seinem Talent und seiner großen Erfahrung, immer hin war er schon sehr alt. Um genau zu sein, so alt, dass er nicht mal mehr wusste, wie alt er selbst ist. Immer wieder erzählte er Geschichten von Dämonen und anderen Wesen, die er getötet hatte, als er noch jung war. Doch niemand anderes hatte je davon gehört, entweder war es schon zu lange her oder Takara hatte es sich ausgedacht, schließlich erzählte er gerne irgendwelche Geschichten ohne einen Funken Wahrheit.
»Weißt du Dorei, damals, als das Reich des Wassers noch ganz anders war, da gab es hier unendlich viele Dämonen. Sie besaßen kaum Ordnung oder irgendeine Hierarchie, obwohl sie manchmal zu organisiert angriffen, um keine Anführer zu besitzen. Das Land lag im Chaos, wie nicht anders zu erwarten, schließlich waren sie den Ansturm an Dämonen nicht gewöhnt. Da waren groß, kleine, langsame, schnelle, schlaue, dumme Dämonen und noch viele mehr. Wir wussten nicht, woher sie gekommen sind, aber das spielte in dem Moment keine Rolle. Es wurden Krieger gesucht, Krieger, welche es mit diesen Ungeheuern aufnehmen konnten. Aber alles prallte ab, keine Klinge konnte sie töten oder geheime Techniken der Shinobi. Das einzige was man tun konnte war sie in einem Bannkreis einzusperren, wo sie nicht mehr heraus kamen und ihre Kräfte verloren. Dies machten wir uns zu nutze, als wir neue Symbole erschaffen haben. Sie zerlegten die Dämonen in alles mögliche... Licht, Feuer. Wir konnten sie sogar von innen heraus explodieren lassen. Und dann war unsere Stunde gekommen. Wir legten einen riesigen Bannkreis, welchen wir aber nicht völlig schlossen, sondern immer kleine Lücken ließen, damit die Dämonen hinein kommen konnten. Wir haben sozusagen ein riesiges Massengrab erschaffen. Als wir genug Dämonen in diesem Kreis hatten, schlossen wir ihn und töten die Viecher mit einem Schlag. Die, die wir nicht eingefangen haben, verschwanden aus Angst. Man kann alle Wirkungen mit diesen Symbolen erzielen, man muss nur wissen, wie sie aussehen müssen. So wurde mir, als ich noch ein Lehrling war, gesagt, dass dies die Grundzüge des Fuin seihen, aber die Shinobi benutzen dafür ihr Chakra. Die Symbole ziehen ihre Kraft aus der Natur um zu wirken. «
Dorei mochte die Geschichten, auch wenn sie wohl nicht wahr waren. Die Symbole, welche Takara benutze, funktionierten aber trotzdem wunderbar, was Dorei sogar bezeugen konnte. Irgendwie schien ihr Meister eine Vorliebe für die Jagd auf Dämonen zu haben und nahm sie regelmäßig auf einige Jagden mit... nur verstand Dorei nicht, was sie da eigentlich jagten, denn sie hatten bis jetzt nur ein mal etwas getötet, was die Kunoichi auch als Dämon bezeichnet hätte. Ihr Meister meinte, dass diese Jagden gut dafür geeignet wären, um die eigene Kraft zu erproben, genauso wie das Fuin und seine Mächte zu trainieren. Allerdings lehrte er sie auf diesen Jagden noch weitere Dinge, was das Überleben und das Suchen nach Spuren der Dämonen betraf. Immer wieder schoss es ihr durch den Kopf, dass sie so etwas sowieso niemals machen wurde, aber aussprechen tat sie es nicht, da sie ihren Meister nicht verletzen wollte.
»So Dorei, heute gehen wir auf Dämonenjagd. «, meinte Takara stolz und suchte seine Sachen zusammen. Es war nicht das erste mal, dass sie auf die Jagd gingen, allerdings hatten sie bisher noch keinen einzigen richtigen Dämon gefunden, obwohl Takara davon fest überzeugt war, dass die Wesen, die sie getötet hatten auch besagte Dämonen waren. Ohne eine Miene zu verziehen stand Dorei daneben und sah ihrem Meister zu, wie er voller Vorfreude akribisch seine Sachen in seinem langen Mantel sortierte. Einige Schriftrollen mit Waffen, eine Flasche mit Sake und noch andere Dinge, wovon Dorei keine Ahnung hatte, sie selbst hatte nichts dergleichen dabei, außer die Sachen, die sie auch auf Missionen dabei hatte.
Takara war schon dafür bekannt, dass er seinen seltsamen Tätigkeiten mit Freude nachging und jeder andere nur bemitleidend den Kopf schüttelte. Sie glaubten, er wäre geisteskrank, weil er des Nachts in den Wäldern herum lief und alles was sich bewegte mit einem Katana aus Silber abstechen wollte. Dorei machte sich nichts aus den Lästereien der Menschen, sie waren es ohnehin nicht wert, dass eine Ryukami ihnen zuhörte. So gingen sie weiter, bis sie nach einer unbestimmten Zeit mitten im Wald standen. Irgendwann blieb Takara stehen und sah sich um. »Hier stinkt es gewaltig. «, meinte er und rümpfte die Nase.
»Kommt wohl daher, dass ihr in den Ausscheidungen eines Hirsches steht, Meister. «, antwortete Dorei nüchtern und ging weiter, ohne auf ihren Meister zu achten, dieser folgte ihr fluchend. Das Mädchen hatte eigentlich gar keine Lust auf diese Scheinjagd, doch heute Nacht sollte es anders verlaufen.
~ Erinnerungen von Jizai ~
»Und wie soll mich das weiter in der Ausbildung bringen? «, wollte Dorei mit einer ungeduldigen Stimme wissen, neben ihr flackerte eine Kerze unaufhörlich und sehr unruhig. Die Ryukami war noch nicht lange in der Ausbildung des Meisters, doch schon zu Beginn stellte sie die Lernmethoden von Takara infrage, weil ihr der Sinn dahinter nicht erschien. Zwar sagte man, dass man am besten lernte, wenn man es ausübte, aber wie sollte Dorei Fuin anwenden, wenn sie nicht einmal wusste wie?
»Ich werde dir Fuin beibringen, mach dir da mal keine Sorgen, aber es ist viel spannender, wenn du es durch die Jagd erlernst. Dann bleibt es im Kopf und du lernst so etwas auch in Stresssituationen anzuwenden. «
Sie suchten einen Teil des Waldes ab, wobei Dorei eigentlich gar nicht wusste, wonach sie suchen sollte, anders als ihr Meister, welcher konzentriert jeden Gegenstand in der Umgebung überprüfte. »Ich habe von einem Dämon gehört, der hier sein soll, ein paar Menschen sind auch schon verschwunden. «, informierte sie der alte Mann, während er stehen blieb und auf einen Ast klopfte. Auf diesem Ast waren Spuren von Krallen, sechs Stück und die Ränder waren verfault. »Das hätte alles Mögliche sein können, Meister. « Sie blickte auf den Boden unter dem Ats, dieser war mit Blut befleckt. »Ich bleibe dabei. «
»Hier ist etwas und ich werde es töten. Wahrscheinlich wird es wieder kommen, wenn es merkt, dass hier noch mehr Nahrung ist. «
Dorei verdrehte wieder die Augen, dann machte sie sich daran die Lichtung abzuschreiten und Punkte zu legen. Wenn man einen Dämon fangen wollte, so sagte Takara, müsste man erst einen Kreis legen, welcher die Kräfte neutralisiert und den Dämon schwach macht. Die Arbeiten verrichteten sie so leise wie möglich, damit der angebliche Dämon nichts mitbekam. Mit hochgezogenen Augebrauen betrachtete die Ryukami die Schriftzeichen, es war keine Falle... die Kräfte wurden hier nicht eingesperrt... der Dämon würde direkt getötet worden. Immer wieder fand sie in dem Kreis das Symbol für ’Tod’ oder ’sterben’. Was hatte der Alte vor, oder besser gesagt, was versuchte er für einen Bannkreis zu legen?
Die Lichtung war nicht besonders groß, sodass sie schnell fertig waren. »Meister, was habt Ihr vor? «, fragte Dorei nach einer Weile und betrachtete den Bannkreis. »So einen Bannkreis habe ich noch nie gesehen. «
Takara schwieg erst, dann meinte er, dass er es ihr später erklären würde. In dem Moment kam eine schwarze Gestalt aus dem Gebüsch und trat auf die Lichtung. Die beiden Wartenden hielten gespannt die Luft an, war das der Dämon, welchen sie suchten? Die schwarzen Klauen gruben sich in die Erde, diese verfaulte daraufhin, was man in der Dunkelheit aber nicht so gut sehen konnte. »Dorei, jetzt zeichne so schnell du kannst das Symbol für Feuer in diese Kleine Lücke vor uns. «, wies Takara sie an. Die Ryukami nickte widerwillig, hätte der das nicht selbst machen können?
Sie sprang aus dem Gebüsch, das Wesen schrie wütend auf und wollte sich auf Dorei stürzen, diese kritzelte das angewiesene Zeichen in die Lücke, noch bevor der Dämon sie erreicht hatte. Der Kreis leuchtete auf und die Zeit schien stehen geblieben zu sein. »Komm her Dorei!« Doch das Mädchen rührte sich nicht und starrte nur auf die rotgoldenen Flammen, welche im inneren des Kreises aufloderten. Das Wesen kreischte vor Schmerzen, selbst hier, am Rande des Kreises aus, konnte die Kunoichi die Hitze spüren. Schützend hielt sie ihren Ärmel vor die Augen. Nach wenigen Augenblicken war das Ungeheuer verschwunden. »Gut gemacht. «, lobte der alte Mann sie, doch Dorei stand perplex neben dem Kreis und starrte in die Glut.
Ihr Meister musste Dorei aus ihren Gedanken holen, immer wieder kreisten diese Erinnerung, als sie den Dämonen in Brand steckte. Noch immer hatte Takara ihr nicht erzählt, wofür er diese Bannkreise brauchte, denn Dämonen konnte man wohl auch anders erledigen. Sie brauchten so etwas nicht mehr, diese Richtung der Versieglung wurde nicht mehr gebraucht. Als sie ihn darauf ansprach holte er eine Zeichnung heraus, diese zeigte den Bannkreis, welchen sie damals auf den Boden gezeichnet hatten. »Deine Ausbildung ist ohnehin bald beendet. Ich kann dir also erklären, was du da angewandt hast. Dieser Bannkreis ist in der Lage alles zu zerstören, was innerhalb des Kreises liegt. Wenn du ihn also um Kiri herum legst, könntest du auch das ganze Dorf zerstören, aber dafür brauchst du unheimlich viel Chakra, da die Natur so was nicht her gibt.
Dorei hatte nie gelernt diesen Bannkreis vollständig zu zeichnen, sondern kennt nur teile davon. Während ihrer Ausbildung lernte sie jegliche Symbole für diesen Teil des Fuin auswendig und die normalen Techniken und Versieglungen beherrscht sie auch größtenteils. Nach der Ausbildung hatte sie Takara kaum noch gesehen.
[~] Das Drachenkapitel:
Die Rache
»Dorei!«, brüllte die alte Dame Ayame wieder und immer wieder. Dorei konnte diesen Namen einfach nicht mehr hören, hatte sie sich doch schon viel zu sehr an diesen gewöhnt. Doch eines nachts brach alles aus ihr heraus, dennoch bereut Dorei nichts mehr davon, keinen einzigen Wimpernschlag. Die Herren brüllten wieder durchs ganze Haus nach ihrer Sklavin, doch die Sklavin kam nicht, sie trat in das Haus ein und wartete ab, was geschehen würde. Sofort kamen die Herren angelaufen und versuchten Sachen nach ihr zu werfen, kurz, bevor diese die junge Frau erreichten gingen sie in Flammen auf. Erstaunt über dies wichen die beiden zurück. »Ich werde mich befreien. «, entgegnete Dorei in einem kalten Tonfall, sie rührte sich nicht von der Stelle und schloss die Tür hinter sich. »Einen Teufel wirst du, Mistbalg! «, schnauzte Takeo und stürmte auf die Anbu zu, doch er kam nicht weit, da war sie schon hinter ihm und hielt seinen Arm hoch. »Sei nicht so übermütig, alter Mann. Sonst brichst du dir noch was... «, meinte Dorei und brach Takeo den Arm, der Mann schrie auf und sank zusammen. Dorei lachte hämisch und trat ihren Herren, dann wandte sie sich an Ayame, diese hatte sich in ihr Zimmer eingeschlossen, wahrscheinlich hatte sie Angst. »Fürchtest du dich, alte Hexe? «, fragte die Ryukami lachend und schleifte den Mann mit dem gebrochenen Arm hinter sich die Treppe rauf. »Alte Hexe, ich bin auf der Treppe. «, rief die gelbäugige und stieg weiter die Stufen hinauf, sie rief noch einige Male, wo sie war, bis sie dann vor der Tür der alten Frau stand. »Ich bin vor deiner Tür... «, hauchte Dorei. »Bist du bereit für den Tod? « Es gab keine Antwort und die Sklavin ging einfach in den Raum, gerade wollte Ayame aus dem Fenster, doch kurz vor diesem erschien ein Feuer, was die Frau daran hinderte zu fliehen. Selbst die Tür stand nun in Flammen, es gab kein entkommen. »Da bist du ja... «, meinte Dorei und warf den alten Herren auf den Boden und trat auf seine Ehefrau zu, ein Messer blitzte grimmig auf und Dorei hielt die panische Frau an den Haaren fest. »Hast du Angst? «, wollte sie noch einmal wissen, doch die schon vor Panik verstummte Frau antwortete nicht, woraufhin die Sklavin begann teuflisch zu lachen. Dann band sie die beiden Herren an einem Holzbalken fest, damit sie nicht weg konnten. Den Mann schlug Dorei erst wach, bevor sie damit begann ihn mit dem Messer zu schneiden. »Ich sehe gerne Blut, vor allem wenn es aus dem Körper meiner Feinde spritzt. « Sie quälte die beiden alten Menschen recht lange, bevor sie dann endlich starben. Dorei lachte laut und warf das Messer weg. »Endlich... endlich ist es vollbracht. «, flüsterte sie. »Ich habe mich gerächt, doch ich bin noch nicht fertig... « Sie betrachtete sich im Spiegel, völlig mit Blut befleckt und dazu ihr teuflischer Glanz in den Augen machten schon beim bloßen Anblick Angst.
Plötzlich sackte Dorei zusammen und hustete, was war hier los? Dann spürte sie unerträgliche Schmerzen und es war, als würde sie alles durch ein rotes Tuch sehen. Sie wurde rasend und warf einen Tisch um, es ertönte ein Geräusch von berstendem Holz und Dorei sah auf den Boden zu ihrem Schatten. Schwingen hatten sich ausgebreitet und drückten nun gegen die Hauswände. »Endlich ist es soweit. Ich bin bereit ein Drache zu werden. « Ihr liefen Tränen über die Wangen, solange hatte sie schon darauf gewartet. Im nächsten Augenblick war Dorei nicht mehr sie selbst, zumindest körperlich war sie nicht mehr da, sondern ein großer roter Drache. Wütend und voller Zorn riss sie das Haus von innen nieder, fallende Steine interessierten sie nicht, egal ob sie auf ihren Körper krachten. Die Nachbarn rannten nach draußen um zu sehen was dort vor sich ging, als sie in den Trümmern des Hauses und der Glut, welche von den verkohlten Holzbalken abbröckelte ein Drache stand und mit seinen gelben Augen zufrieden sein Werk betrachtete. Er knurrte freudig und breitete die Flügel aus, doch auf einmal erstrahlte ein Licht und der Drache war verschwunden, zwischen den Trümmern lag Dorei, sie war bewusstlos.
Nach diesem Mord wurde sie unter Beobachtung der Anbu gestellt, um zu überprüfen, ob sie wirklich eine Mörderin war, oder aus Notwehr gehandelt hatte. Erst jetzt kam wirklich heraus, wer Dorei wirklich war und was sie durchgemacht hatte. Dorei war nun mehr oder weniger frei und änderte ihren Namen, um zu symbolisieren, dass sie frei war, nannte sie sich Jizai, was Freiheit bedeutete.
Zwei Wege kreuzen sich
Geistesabwesend blickte Jizai in den von Wolken verhangenen Himmel, dieser hatte sich in einem dunklen Grau gefärbt und kündigte den baldigen Regen an. In dieser Gegend war dies nichts ungewöhnliches und die junge Frau hatte sich damals schon schnell daran gewöhnen können, obwohl sie an dem genauen Gegenteil gewöhnt war. Das Klima von Kirigakure war des öfteren recht kühl und nass, während in Jizai’s alter Heimat Hitze und Trockenheit geherrscht hatte. Beides konnte sie also mehr oder weniger gut vertragen, doch das Wetter von Mizu no Kuni mochte sie um einiges lieber, denn es passierte nicht oft, dass die warmen Sonnenstrahlen auf den von Nebel verschluckten Boden trafen. Sie empfand das Dorf als einen leicht mystisch angehauchten Ort, denn der Nebel behinderte das Sichtfeld doch ziemlich stark und so konnte man nie wissen, was hinter der nächsten Nebelbank lauerte. Vielleicht könnte ein Wolf aus dem weißen Nebel springen, oder ein Rudel kleiner Rehe, wer wusste das schon? Aber der Kunoichi machte dieses Unwissen nichts, schließlich gab so ein Risiko, bei der nächst besten Gelegenheit getötet zu werden, dem Leben erst den richtigen Kick. Und was wäre das Leben ohne das Ungewisse? Wenn man schon im voraus wüsste, was passieren würde? Vielleicht würde es einem wie eine endlose Schleife an Ereignissen erscheinen, welche einem bekannt vorkommen, obwohl man sie bisher noch nie erlebt hatte, dachte Jizai bei sich und lehnte sich an einen Baum, während ihr Blick über ein sehr kleines Tal schweifte. Dieses Tal war so sehr mit dem weißen Nebel verhangen, dass Jizai nicht bis zum Boden blicken konnte, dennoch erkannte sie hin und wieder einmal Schatten von Tieren oder ähnlichem. Diese Stille dazu machte die Weißhaarige glücklich, am liebsten wäre sie nie wieder von ihrem Platz gegangen, hier war es viel zu friedlich. Langsam rutschte sie zu Boden und schloss die Augen, kurz darauf schlief sie ein.
Als Jizai wieder aufwachte wusste sie nicht, wo sie sich befand. Um sie herum war alles weiß, sodass sie die Orientierung verlor, doch sie konnte sich doch nicht bewegt haben. Ein wenig verwirrt erhob sich die Ryukami und drehte sich einmal um, doch es sah in jeder Richtung gleich aus. Doch sie behielt die Ruhe, es brachte nichts, wenn sie nun die Nerven verlieren würde, aber was sollte sie schon tun? Eigentlich nichts, außer blindlings irgendwohin zu laufen und darauf zu hoffen, in die richtige Richtung zu finden. Wenn nicht, tja, dann würde sie noch lange unterwegs sein. Und so ging sie ihren Weg durch die weißen Nebelbänke, welche stillschweigend weiter über den Boden wabberten. Jizai konnte ihre Füße kaum noch sehen, so dicht war er. Wie lange sie eigentlich lief, wusste sie nicht, denn der Schleier verschluckte das meiste Licht des Tages und jegliche Geräusche. Es war gar nicht leicht sich zurecht zu finden, beinahe unmöglich, doch als die Kunoichi plötzlich gegen etwas hartes stieß konnte sie sich ein wenig besser orientieren. ’Der graue Felsen, wo ich mal ein Symbol draufgeritzt habe. Oder?’ Um sich zu vergewissern tastete sie den Stein ab, vielleicht hatte sie Glück und konnte das Zeichen finden, doch das Glück war ihr nicht hold, es war ein anderer Stein. Missmutig knurrte Jizai etwas vor sich hin und streifte weiter durch die Schwaden, welche wie Geister aus einer anderen Welt um sie herum schwebten.
’Wieso bin ich nur eingeschlafen?’ Fragte sie sich selbst und blieb stehen, als sie ein knackendes Geräusch vor sich vernahm. Durch den Nebel konnte sie kaum etwas erkennen, lediglich, dass etwas nicht weit von ihr entfernt war. Sie glaubte, dass ein Gebüsch vor ihr lag, doch sicher war sie sich da nicht. ’Wo bin ich nur gelandet?!’ Verzweifelt schlug sie die Hände über dem Kopf zusammen und kniff die Augen zusammen, sie wollte einfach nur noch hier weg. Dann packte sie etwas, es war ein Gefühl ähnlich der Verzweiflung. Ein tiefes brennen in ihren Beinen, was ihr eine gewisse Unruhe verschaffte, sie wollte rennen und zwar so schnell und so weit sie konnte. Wie vom Teufel gejagt preschte sie los, ohne darüber nachzudenken, was dies für Konsequenzen haben könnte. Sie würde vielleicht soweit laufen, dass sie später kaum noch zurück nach Kirigakure fände, aber das war ihr in dem Moment egal. Im Moment war ihr nur noch eines wichtig und zwar hier so schnell wie möglich raus zu kommen. Keuchend stieß sie einige Äste beiseite und rannte in einen Wald hinein, der Nebel lichtete sich hier ein wenig und Jizai konnte schemenhaft einige Bäume und Sträucher erkennen. Nun blieb sie stehen und atmete ruckartig, während sie sich umsah. Ihr Herz pochte unaufhörlich, sodass die Ryukami es am ganzen Körper spüren konnte, ein eigenartiges Gefühl, so eine Angst hatte sie bisher noch nie erlebt und dabei war sie nur in eine unendlich scheinende Nebelbank geraten. Etwas beruhigter schritt die Weißhaarige weiter, wenn sie es sich nicht anmerken ließ, wie viel Angst sie hatte, vielleicht würde ihr dann nichts passieren, zumindest hielt sie sich dies vor Augen, auch wenn es recht banal klang. Um sich innere Ruhe zu verschaffen sang sie leise ein Lied, welches sie mal in den Gassen von Kiri aufgeschnappt hatte.
Irgendwann trat sie aus dem Wald heraus und stand auf einer Straße, diese war sehr verwittert und es zeigte sich, dass sie nicht oft befahren wurde. Zwischen den kleinen Steinen sprossen Grashalme und kleine Blumen heraus, garantiert wurde sich um diese Straße nicht mehr gekümmert und daher war es unwahrscheinlich, dass sie zurück nach Kirigakure führte, aber wohin dann? Von Neugierde gepackt wandte sich die Ryukami nach rechts und wanderte den Weg entlang, in der Hoffnung auf etwas zu treffen, was ihr sagen konnte, wohin der Weg führte.
Es dauerte nicht lange, bis der Weg auf einmal endete und kein sichtbares Ziel vor Jizai lag. Da sie auch nicht mehr weiter wusste, setzte sie sich einfach auf den Boden und beschloss so lange zu warten, bis der Nebel wenigstens zum Teil verschwunden war. So lange ließ man sie jedoch nicht warten, denn kaum hatte sie sich gesetzt, sprang sie wieder erschrocken auf, als ein fauchendes Schreien die Stille zerriss. Jizai erschrak sich und stolperte fast über ihre eigenen Füße, was war das gewesen? Irgendetwas hatte geschrieen, Jizai konnte aber nicht einordnen, von was es stammte. Kurz darauf schoss etwas aus einem naheliegenden Gestrüpp und wirbelte herum. Das kreischende Geräusch von Krallen, welche über einen steinigen Boden kratzten hing in der Luft und war für Jizai’s Ohren sehr unangenehm, weswegen sie sich die Ohren zu hielt. Die Gestalt nahm eine drohende Position ein, indem sie die Vorderbeine ein wenig anwinkelte, als wolle sie zu einem Sprung ansetzen, und den Kopf ein wenig senkte. Der Schwanz peitschte über den Boden, große schwarze Schwingen entfalteten sich zu voller Größe. Angespannt beobachtete Jizai das Wesen, es handelte sich zweifelsohne um einen Drachen, auch wenn dieser ziemlich klein für einen richtigen Drachen war. Langsam machte die Ryukami ein paar Schritte nach hinten, woher sollte man schon wissen, ob der Drache nicht auch sie angreifen würde, wenn sie in seiner Nähe war? Diesen Gedanken konnte sie schon schnell wieder verwerfen, als zwei weitere Gestalten erschienen und sich den Drachen begierig besahen. Dieser knurrte nur bedrohlich und die Flügel streckten sich weiter aus. Die zwei Wölfe machten sich nichts aus den Drohgebärden ihres Flüchtlings und Jizai vernahm ein belustigtes Knurren der Raubtiere. Als sie weiter auf den Drachen zugingen, riss dieser sein Maul auf und brüllte lautstark, was Jizai ihm gar nicht zugetraut hatte. Die Wölfe schreckten für einen Moment zurück, doch dann preschten sie vorwärts, um den Drachen in Stücke zu reißen. Jizai handelte schneller als sie dachte und holte ihren Kampfstab Chikara no Oni aus einer Schriftrolle, dann tauchte sie zwischen dem Drachen und den zwei Wölfen auf und schlug die pelzigen Raubtiere mit dem Stab zur Seite. Jaulend prallten sie auf den Boden auf, doch erhoben sich wieder, allerdings auf zittrigen Beinen. Dieses Mal griffen sie von links und rechts an, doch ein gekonnter Flügelschlag des Drachen ließ sie zurück fallen. Zornig knurrend aus tiefster Kehle gruben sie ihre Krallen in den Steinweg, während sie mit aufmerksamen Augen ihre Umgebung kaum merklich betrachteten. Vielleicht würde sich ihnen eine Möglichkeit zum Angriff ergeben, doch es schien keine zu geben. Als sie merkten, dass sie wohl kaum eine Chance hatten, zogen sie ab und verschwanden zurück in dem Wald. Der Drache und die Ryukami blieben zurück, eine Weile nach dem Verschwinden der Feinde ließ Jizai ihren Kampfstab sinken und warf einen Blick über ihre Schulter. Der kleine schwarze Drache besah sich seinen Körper und suchte nach möglichen Wunden. »Gut, Inheruno hat keine Wunden, das ist gut. «, stellte die Drachendame fest zufrieden fest, dann drehte sie sich zu Jizai um und musterte sie von oben bis unten. Als die Ryukami fragte, was es zu gucken gab entgegnete der schwarze Drache, dass sie jemanden suchte.
»Aha, und wen? «
»Ich kenne ihren Namen nicht. «, antwortete Inheruno mit einer bedauernden Stimmlage. »Aber ich suche sie trotzdem, schließlich ist sie die Tochter meiner Meisterin. «
»Viel Glück beim suchen. « Desinteressiert wandte sich Jizai zum Gehen, sie interessierte es nicht wirklich.
»Wartet! « Inheruno lief ihr hinterher. »Inheruno steht in Eurer Schuld, Ihr habt sie gerettet! Lass Sie euch begleiten! «
Jizai blieb für einen kurzen Moment stehen. »Lass mich in Ruhe. Ich habe dich nicht gerettet, ich habe lediglich die Wölfe zurück geschlagen, bevor die mich noch angreifen konnten. « Inheruno ließ sich aber nicht davon beirren und wich der Kunoichi aus Kirigakure nicht mehr von der Seite. Auf der Suche nach dem Heimweg plapperte das Drachenweibchen munter weiter und Jizai war gezwungen zuzuhören. ’Bitte lasst sie verschwinden.’ Dachte sie mürrisch, während Inheruno irgendetwas belangloses erzählte, doch irgendwann änderte sich das.
»Meine Meisterin hat gesagt, ich soll Sabakutoride verlassen und nach ihrer Tochter suchen. Die Wüste war immer meine Heimat gewesen, aber nach Kōen’s Tod musste ich sie verlassen. Aber die Landschaft war auch so gut wie ausgestorben. «, erzählte sie nach einer langen Pause des Schweigens. »Leider weiß ich nicht, wo ich suchen soll. Kōen sagte zwar, dass ihre Tochter nach Kiri gebracht wurde... aber nicht, wie sie aussah oder hieß... «
»In welchem Teil der Wüste hast du gelebt? «, fragte die Ryukami, ohne sich etwas anmerken zu lassen, dass es sie doch interessierte.
Anscheinend bemerkte Inheruno nicht, dass ihre Begleiterin sich verstellte oder etwas verbarg, wofür die Begleiterin wirklich froh war. So erzählte die Drachendame alles, was sie wusste und an was sie sich erinnern konnte, allerdings war mehr als die Hälfte irrelevant. »Sie kam aus dem Norden der Wüste im Gebiet der Wüstenfestung. «, erklärte die schwarz Geschuppte schließlich und verfiel dann für einen Moment im Schweigen. Geistesabwesend spielte Jizai beim Gehen an ihrer goldenen Kette herum, zu diesem Zeitpunkt glaubte sie noch nicht, dass diese Kette mit dem Anhänger die Suche des kleinen Drachen beenden würde.
»Ich weiß nicht, ob ich weiter suchen soll. Es war der Wunsch meiner Meisterin ihre Tochter ausfindig zu machen. Aber ich stehe in Eurer Schuld, Ihr habt mich gerettet und deshalb kann ich nicht gehen. Inheruno ist loyal und wird Euch nicht alleine lassen. « Irgendwann beschloss Jizai der unliebsamen Begleitung einen neuen Namen zu geben, denn jedes Mal sprach der Drache seinen Namen mit einer Spur von Abscheu aus. Es war auf Dauer wirklich nervtötend. »Ist Inheruno dein richtiger Name? «, wollte Jizai wissen. Freudig über diese Frage entgegnete ihre Gegenüber, dass es nicht ihr richtiger Name, sondern nur eine Notlösung gewesen war. »Ich habe nie einen Namen bekommen, der Himmel weiß warum. Deshalb habe ich mir ihn selbst gegeben, irgendwann haben die anderen Drachen ihn übernommen. Im Grunde genommen liegt mir nichts an Inheruno. «
»Gut, dann werde ich dir einen Namen geben, dann habe ich einen Namen den ich schreien kann, wenn du mich nervst. Du wirst wohl ohnehin nicht mehr gehen, dann kann ich dir auch einen Namen geben. «, entschied die Ryukami kurzerhand und verpasste dem Drachen den Namen Yakkaina, was der Name bedeutete sagte sie jedoch nicht, denn Yakkaina schien mit dem Namen sehr zufrieden zu sein. Dies erkannte man daran, dass sie den Namen immer wieder wiederholte und von sich selbst meist in der dritten Person sprach, um den Klang zu hören. Schnell bereute Jizai den Entschluss, denn Yakkaina hörte gar nicht mehr damit auf. Seufzend ließ sie sich auf einen Baumstumpf fallen und legte den Kopf in die Hände, dabei baumelte wieder die Kette um ihren Hals und durch das funkeln zog sie Yakkaina’s Aufmerksamkeit auf sich. Fasziniert beobachtete sie den kleinen Kristall in dem Anhänger und ihre Augen begannen sich zu weiten. »Was ist? «, fragte die Kunoichi ihre Begleiterin, diese blickte zu ihr auf. »Woher hast du die Kette? «
Überrascht von der Frage antwortete die Kiri-Nin nicht sofort und richtete sich auf. »Ich weiß es nicht, ich habe sie schon immer. «
»Woher kommst du? «
»Aus Kaze no Kuni. Jetzt sag bitte nicht, dass ich die Person bin, die du suchst. « Innerlich hoffte Jizai es so sehr, dass sie es nicht war, denn sonst müsste sie den nervabtötenden Drachen bis zu ihrem Lebensende am Hals haben. Dieser Gedanke brachte sie schon fast zum verzweifeln.
»Ist die letzten Jahre irgendetwas passiert? «, wollte Yakkaina schließlich wissen und setzte sich vor Jizai.
»Nein. «
»Du lügst. «
»Ich lüge nicht... «
»Doch, das tust du. Vor zwei Jahren, da ist etwas passiert, du hast dich in einen Drachen verwandelt. «
Stille.
»Wusste ich es doch, du bist eine der Ryukami, die aus Kaze no Kuni gebracht wurden. Du bist die Tochter meiner Meisterin, deshalb hast du diese Kette. Sie zeigt wer du bist, auch wenn nicht jeder ihren wahren Wert kennt. Du wurdest nach Kirigakure gebracht und als Sklave gehalten, als du zu einem Drachen wurdest hast du deine Herren getötet, damit du frei bist. « Für einen Moment war die Kiri-nin erschrocken, dass Yakkaina diese Geschichte kannte, sie selbst erinnerte sich kaum noch daran. Das Schweigen schien der schwarze Drache als Bestätigung zu sehen und ein warmer Glanz erhellte ihre Augen. »Ich habe Euch gefunden, ehrlich gesagt hätte ich nicht gedacht, dass ich Euch jemals finden würde. «
’Und ich hätte nicht gedacht, dass ich irgendwann so bestraft worden wäre... wahrscheinlich ist Yakkaina die Strafe für den Mord an meine Herren. Ich kann es nicht glauben, für’s Leben gebrandmarkt durch diesen Drachen.’ Dachte Jizai niedergeschlagen, aber leider änderte es nichts daran, dass der Drache nun mal hier war und sie begleiten würde. Außerdem hatte sie ja auch schon versucht ihn wegzuschicken, es hatte aber nicht geklappt. Nun musste sie sich damit abfinden.
Neue Fähigkeiten
Die beiden entschlossen einige Taktiken und Angriffe zu entwickeln, welche nur Jizai nutzen konnte. Das Ziel lag darin Feuer zu entfachen, welches nicht viel Chakra brauchte, aber gleichzeitig so zerstörerisch wie möglich war. Dazu sollte Jizai ihre Kraft von Kōen nutzen. Es dauerte ungefähr zwei Jahre, bis diese Techniken ausgereift waren. »Nimm so wenig Chakra wie möglich, nur so viel um eine Flamme zu erzeugen. «, erklärte Yakkaina und betrachtete das kleine Flämmchen. »So und jetzt nimm dein Erbe. «
»Und wie soll das gehen? «, wollte die Ryukami genervt wissen, sie hatte keine Ahnung und wusste nicht mal, wie sich die Kraft ihrer Mutter und somit ihrem Erbe überhaupt anfühlte. »Nimm es aus dem tiefsten Inneren, wo du auch den Drachen gefunden hast. «
Plötzlich loderte das Feuer in einem dunkelroten Ton auf, dann änderte sich die Farbe in ein sehr leuchtendes rot, was heller strahlte als Feuer. » Kōen bedeutet hellleuchtende Flamme, es ist kein Licht, aber es leuchtet schon ein wenig. Dieses Feuer ist extrem heiß, aber ist nicht direkt stärker als das Katon an sich. Wenn du es gegen eine Katonflamme richtest, wird die Feuerkraft entscheiden... oder eben der Rang. «
Ebenfalls erhielt Jizai Kyōfu no Oni, wobei sie es von einem Gegner genommen hatte. Sie benutzte den Stab jedoch nicht oft und war deshalb des öfteren in einer Schriftrolle versiegelt.
»Du bist Kōen’s Tochter, ich muss dir aber beibringen, wie man sich in einen Drachen verwandelt... «, seufzte das Drachenweibchen. »Eigentlich ist es das selbe wie mit dem Feuer, was du entfacht hast. Du suchst nach der Macht in deiner Seele und entfesselst sie. Das schwierige ist allerdings, dass du das kontrollieren musst. «
»Wird nicht schwer werden. «
»Wenn du dich in einen Drachen verwandelt hast, dann sehen wir weiter. «, meint Yakkaina und ließ sich auf den Boden nieder. »Dann beginnt erst die richtige Ausbildung. «
Schon jetzt wusste der schwarze Drache, dass Jizai ihre Kraft schnell kontrollieren würde können, schließlich war sie Kōen’s Tochter und diese war nun einmal die Sabaku no Hikami gewesen. Jizai hatte sich durchgebissen und würde dieses kleine Hindernis auch noch überwältigen können. Es dauerte wirklich nicht lange, bis auf einmal ein großer Drache vor Yakkaina stand und sie anblickte. »Gut, versuche mal zu laufen. « Gesagt, getan. Ein paar mal lief die Anbu im Kreis und blieb dann stehen, bis dann schon die nächste Anweisung kam, welche dann Jizai wohl oder übel befolgen musste. Das schlagen mit den Flügeln war ungewohnt für sie, weil ein weiter paar Gliedmaßen dazu gekommen war, aber es brauchte seine zeit bis man sich daran gewöhnte.
Den ersten Flug unternahmen Jizai und Yakkaina erst später, hier erfüllte sich ein Wunsch der jungen Frau. Die Luft war herrlich kühl und der Wind gab ihr den nötigen auftrieb. »Du kannst Feuer speien, versuche es. « Ein Feuerstrahl leuchtete am Himmel, jedoch reichte er nicht so weit, aber Yakkaina war zufrieden. »Das wird sich noch ändern. «, ermutigte sie die Große. Schließlich hatte Jizai es geschafft sich in den Drachen zu verwandeln und auch seine Kräfte zu nutzen.