Die ersten Sonnenstrahlen fielen durch das Fenster auf Shinryous Schlafplatz. Gähnend rieb sich dieser die Augen und blickte sich schläfrig aus seinem Bett um. „Wow, ich bin von selbst wach geworden…“, murmelte er und fragte sich, wie spät war es eigentlich gerade war. Er war nicht gerade darauf erpicht, den Professor und Seiji lange auf sich warten zu lassen. Noch etwas verschlafen blickte er auf die hölzerne Uhr an seiner Wand. Sieben Uhr. Alle Zeit der Welt, dachte Shinryou, gemächlich auf und streckte sich. Dabei fiel sein Blick auf seine zerknitterte Uniform, deren linker Ärmel einige Meter weiter weg am Boden lag. Zerknirscht seufzte er: „Die muss ich wohl oder übel wieder etwas provisorisch annähen… aber jetzt will ich endlich was essen.“
Nach einem Ausgiebigen Frühstück und einer guten halben Stunde nähen, verließ er schließlich seine kleine Wohnung, die Treppe nach unten in seine Werkstatt und von da hinaus auf die Straßen Sunas. Nach einem kleinen Marsch kam er wieder bei dem Gasthaus an. Seiji, der Forscher und der zweite Kirinin standen bereits an der Bar und unterhielten sich. Seiji erkannte ihm natürlich sofort, doch der Forscher brachte noch etwas erklärungs bedarf, da er sich –dank des Alkoholes- nicht an ihm erinnern konnte. Als sich Shinryou deswegen erneuert als ihr Führer vorstellte, fragte er ihm: „Und wie lange dauert der Marsch?“
„Mit gut 1 1/2 Stunden kann man schon rechnen, je nachdem wie schnell wir vorankommen.“, antwortete er und betrachtete Seiji aus dem Blickwinkel, der sich allen Anschein ein Grinsen nicht verkneifen konnte. Wahrscheinlich glaubte er nicht daran, dass sie mit diesem etwas dicklichen Forschers im Gepäck, so schnell voran kamen. Nach einer guten halben Stunde verließen sie schließlich die Stadt durch das imposante Steintor. Herr Radara schien top motiviert zu sein, denn anders als man von seinem Aussehen erwarten würde war dieser recht flott unterwegs.
Doch der Marsch durch die Wüste war alles anderes als ein kleiner Spaziergang. Die Sonne brannte unbarmherzig auf die Wüste herab, alles anderes als einladend wirkte. Vertrocknetes Gebüsch und Tierschädel verstärkten diesen Eindruck. Shinryou wischte sich den Schweiß von der Stirn. Er hat schon oft genug in der Wüste ausharren müssen, immerhin war er ein Shinobi aus Suna, doch auch ihm machte die Hitze zu schaffen, da konnte man so viel rütteln wie man wollte. Eigentlich hätten sie erst nach Mittag aufbrechen sollen, aber Radara wollte unbedingt so bald wie möglich los. Sie alle waren zwar bestens gerüstet, Kopfbedeckungen, gute Kleidung und viele Schläuche mit Wasser, doch dennoch war es nicht gerade angenehm, der Mittagsonne ausgesetzt zu sein.
„Und dieser Adler ist noch immer am Himmel“, murmelte Shinryou unhörbar und blickte für einen Moment in den wolkenlosen Himmel. Oben konnte er die Silhouette eines Vogels erkennen, welcher stehst seine Kreise um sie zog. Nichts besonders, wenn dieses Tier nicht unnatürlich groß wäre. Shinryou bereits einen kleinen Verdacht…
Ein lautes ächzt riss ihm aus den Gedanken. Es war der Forscher, welcher sich ächzend Luft zu wedelte und erneut nach seinem Wasserschlauch griff und einige Schluck Wasser trank.
„Es hat keinen Sinn weiter zu gehen, wenn wir noch längere Zeit der Mittagssonne ausgesetzt sind, riskieren wir einen Sonnenstich“, sagte Shinryou , „Wenn ich mich recht erinnere, sollten hier zwei große Felsen stehen, die als guter Unterschlupf dienen“ Er bog nach rechts ab, wo schon bald die zwei Felsen in Sichtweite kamen. Beim Felsen angekommen, packten einen Teil ihres Vorrat an Essen und Wasser aus und stärkten sich damit. Sie unterhielten sie ein Weilchen, Seiji erzählte Shinryou etwas von seiner Heimatstadt Kiri und Herr Radara erzählte ihnen fast eine ganze halbe Stunde von seinen ganzen Entdeckungsreisen und Ruinen die er schon besucht hatte, Im Grund genommen interessierte ihm nicht wirklich, was dieser erzählte, doch aus Respekt hörte er ihm genau zu. Selbst der andere Kiri-Nin, dessen Name Shinryou wieder entfallen war, schien sich nicht sonderlich dafür zu interessieren. Als der Forscher schließlich mit seinem Vortrag fertig war, widmete sich Shinryou seinen eigenen Gedankengängen. Er nahm einen kräftigen Zug aus seinem Schlauch und betrachtete die unwirkliche Gegend in der sie sich befanden. Erinnerungen kamen in ihm auf, Erinnerungen wie er mit Maya hier unter diesem Stein gesessen haben und wie sie nun, ihr Essen verspeist haben. Er ließ einen bedrückten Seufzer von sich. Kaum vorstellbar, schon drei Jahre waren es her, das er zum Letzten Mal mit seiner Schwester hier gewesen war und noch immer keine Spur von ihr. Er griff nach einem Keks. Würde er sie überhaupt jemals wieder sehen? Ein drückendes Gefühl machte sich in seinem Magen breit und erinnerte ihm, an den Schmerz den er vor drei Jahren Gefühl hatte, als man ihm Maya genommen hatte…
„Können wir endlich weiter?“
„Hm, was?“ Shinryou schreckte auf. Herr Radara, welche zu seiner linken saß hatte wieder seinen Rucksack gepackt und sah ihm mit fragendem Blick an: „Ist etwas los, di wirken verwirrt?“
„Ähm, nein alles ok… sicher können “, antwortete er etwas verwirrt und packte selbst seine Sachen zusammen.
Sie verließen wieder ihren schattigen Unterschlupf und wurden sofort von der grellen Sonne empfangen, welche wohl nur darauf gewartet hatte, ihnen einen Sonnenbrand zu verpassen.
„Wohin jetzt“, fragte der Forscher knapp.
Shinryou deutete auf eine Felsformation, welche am Horizont zu sehen war und antwortete ebenso knapp: „Dort sollten die Ruinen sein.“
Nach einer guten Stunde kamen sie schließlich am Rand der Ruine an. Es hatte doch etwas länger gedauert, als Shinryou erhofft hatte, da der dickliche Forscher doch so seine Probleme hatte, über die ganzen Felsen zu klettern, die sich nun ihnen in den Weg stellte. Die Sandwüste ging mehr und mehr in ein steiles felsiges Gelände über. Um große Umwege zu vermeiden müssten sie einige breitere Felsformationen überwinden, jedoch war er sich nicht mehr ganz sicher ob es doch schneller gewesen wäre, wenn sie einfach versucht hätten, einen Umweg zu finden. Aber endlich waren sie da: Die alten Felsruinen Ruinen. Sie sah noch genau so aus, wie sie Shinryou in Erinnerung hatte. Der zerfallene Eingang, die vom Sand abgeschliffenen Mauern, die wohl Teile von irgendwelchen Gebäuden waren, die große Steinplatte und auch der Altarähnliche Stein, bei dem Shinryou immer an seinen Puppen gearbeitet hatte.
„Endlich!! Endlich bin ich da! Jetzt geht’s ans erforschen!“, sagte Seiji, als Shinryou ihnen die Ruine zeigte.
Endlich, endlich bin ich da. Jetzt geht’s ans erforschen!“, jubelte Herr Radara und stürmte auf den steinernen Eingang zu, wo er sogleich mit seinen kleinen Werkzeugen auf den Felswände hämmerte und sich kleine Brocken in seine immer voller werdende Tasche legte.
„Seien sie vorsichtig“, warte ihm noch Shinryou und rannte ihm nach.
„Was sie hier wohl angebetet haben“, fragte Seiji der Shinryou hinunter folgte.
Darauf antwortete Shinryou: „Keine Ahnung, niemand weiß wer, oder weswegen diese Anlage gebaut wurde.“
Er erinnerte sich daran, wie seine Schwester diesen Ort genannt hatte: Traum Stadt, der Ort wo alle Wünsche wahr wurden. Wieder kamen Bilder aus nicht allzu vergangener Zeit ihn ihm auf. Seine Schwester, wie sie fröhlich auf der Steinplatte spielte, wie sie munter von Mauer zu Mauer kletterte oder er an seinen Puppen hier gearbeitet hatte. Das letzte Bild was ihm durch den Kopf schoss, war das Gesicht des Entführers, der ihm einen letzten Blick zu warf, bevor dieser verschwand...
Da wurde er wieder aus seinen Gedanken geholt. Radara hatte wie es aussah genug Steinproben gesammelt, denn er wollte wissen, ob es hier nicht noch etwas Interessantes zu sehen gab.
„Eine kleine Höhle gibt es noch. Sie ist voll mit sonderbaren Zeichen, jedoch sind Großteile davon unerkenntlich“, meinte Shinryou und führte den begeisterten Forscher zu der Höhle. Diese befand sich etwas abseits der ganzen Steinmauern und wäre bestimmt von einem unaufmerksamen Passanten übersehen worden. Mittlerweile war Shinryou der feste Überzeugung, das alles, was nur ein bisschen alt aussah, sei es ein Stein oder ein Schriftzeichen, den Typen sofort begeistern konnte. Kopfschüttelnd beobachtete er den kleinen Forscher, wie er fasziniert jedes einzelnes Schriftzeichen genau studierte und in seinem Notizbuch protokolierte. Selbst die Zeichen, die Maya vor Jahren dazu gekritzelt hatte, doch davon erwähnte Shinryou kein Wort. Immerhin wollte er den Forscher nicht beleidigen oder enttäuschen.
„BUUMM“
Was zum großen Sage… war gerade etwas eingestürzt?! Entsetzt drehte sich Shinryou um und entdeckte Seiji, welcher sich hinter einem Felsen in Sicherheit gebracht hatte. Nicht weit weg von ihm lag nun eine der vielen Steinmauern in Trümmern, anscheinend durch eine Explosion zerstört. Wie Shinryou an Seijis Gesichtsausdruck erkennen konnte, war er nicht für diese kleine Sprengarbeit verantwortlich. Es musste noch jemand hier sein. Der Kiri Ninja suchte eilig mit seinen Augen die Ruine ab, Shinryou tat es ihm gleich, doch gelang es ihm nicht die Feinde zu entdecken. Seiji führte wieder dieses eine spezielle Jutsu aus, das er im Training gegen Shinryou verwendet hatte, worauf erneut die Luft um ihm zu flimmern begann. Sakiro, der zweite Kiri Ninaj war ebenfalls herüber gerannt, wahrscheinlich sofort nachdem er die Explosion vernommen hatte.
„Was ist hier los?!“, fragte dieser gehetzt worauf ihm Seiji gereizt antwortete: „Was wohl, wir sind angegriffen worden, und ich muss sagen nicht einmal schlecht, aber ich weiß nicht warum, was könnten sie von uns wollen?“
Er warf einen fragenden Blick zu Shinryou, doch dieser erwiderte nur schulterzuckend: „Ehrlich keine Ahnung.“ Das war wohl das Letzte was er auf dieser Mission erwartet hätte, einen Angriff. Wieso sollte jemand sie angreifen sollen?
„Wir müssen jetzt auf der Hut sein. Ich konnte die Angreifer nicht genau ausmachen, jedoch müssten sie sich irgendwo in der Nähe dieser Felsformation versteckt sein“, flüsterte Seiji und deutete auf die Felsen westlich von ihnen, „Sakiro, du passt auf unseren Forscher auf, wir kümmern uns darum“ Dieser erwiderte jedoch trotzig: „Du kannst mir nichts befehlen Sumimura, wenn ich kämpfen will, werde ich kämpfen!“
Wieder gab es einen lauten Knall und eine weitere Wand ging in die Luft.
„Radara kann sich nicht allein verteidigen, nur du kannst ihn beschützen, wenn wir fallen sollten.
Du musst diese Mission erfolgreich abschließen, und sie verlangt, unseren Klienten wohlbehalten wieder heimzubegleiten. Du kannst das, ich weiß es!“
Sakiro sah ihm mit großen Augen an und rief: „Du hast recht, ich muss dafür sorgen, dass ihm nichts passiert!“, und schon war er in der Höhle verschwunden.
„Der Klassiker“, dachte Shinryou, „Jemanden einreden, dass er wo anders als Held gebraucht wird…“
Viel Zeit zum Denken hatte er jedoch nicht. Sie waren nun mitten im Gefecht.
„Was machen wir jetzt?“, fragte Shinryou, während er wachsam umher blickte
„Wir sollten erstmals heraus finden wer unsere Gegner sind…“, antwortete Seiji.
Nicht lange und sie hatten sich auf einen Plan geeinigt…
Nach der nächsten Explosion setzten sie sich im Schutze der entstandenen Rauchwolke in Bewegung.
Da sie dadurch für einen Augenblick wahrscheinlich aus dem Blickfeld der Gegner verschwand verwendete Shinryou sein Kairai hensō no Jutsu, welches seiner Puppe, die er nun aus dem Bündel geholt hatte sein Aussehen. Zusammen mit einem Doppelgänger von Seiji stürmten die zwei Duplikate aus dem Rauch hinaus, in der Hoffnung dass sie die Gegner ködern würde. Auch aktivierte er sein „Puppenauge“, eine Technik die er selbst erfunden hatte, welche ihm ermöglichte, aus der Sicht seiner Puppe zu sehen. Dazu musste er nur sein linkes Auge schließen. Auch ließ er den Kopf der Puppe hastig hin und her drehen, so dass er nach Möglichkeit den Standort des Gegners oder der Gegner entdecken konnte. Tatsächlich, die Gegner schluckten den Köder. Durch das Puppenauge konnte er sogleich vier Kunais erkennen, die alle aus derselben Richtung kamen, jedoch alle in einem etwas anderen Winkel. Wenn er die Flugbahn zurück verfolgte… Die Kunais schossen auf die Puppe und den Doppelgänger zu, bevor die jedoch diese erreichten, schoss der Drache plötzlich ruckartig nach vorne um so der Explosion zu entkommen
„Jetzt haben wir sie“, murmelte Shinryou und rief Seiji, während er seine Puppe zum Konter auf den rechten Felsen zu hetzte, zu: „Links und Rechts hinter dem ersten großen Felsen!“
Gurabu hingegen, welche langsam Shinryous Gestallt verlor, zischte auf einen anderen Felsen zu, hinter dem sich wie es aussah, ebenfalls ein Gegner versteckte. Von seinem Standort aus konnte er die Person zwar nicht sehen, doch für diesen Fall hatte er noch immer das Puppen Auge aktiviert.
Die Drachenpuppe stürmte rund um den Felsen, wohinter tatsächlich noch immer der Kunaiwerfer verborgen war und schleuderte diesen mit voller Kraft Gurabus zackenbestückten Schweif in die Seite, worauf dieser mit beachtlicher Geschwindigkeit weggeschleudert wurde. Nichts du trotz schaffte es der Gegner sich noch rechtzeitig vom Boden abzurollen und verhinderte damit, dass er sich weiter schlimm verletzte. Was ihm aber dennoch blieb, war eine lange Schnittwunde, welche sich über seinen Brustbereich zog.
Der Feind war aber noch für eine gute Sekunde zu sehr darüber geschockt, dass er gerade einem hölzernen Drachen gegenüberstand. Diese Sekunde besiegelte wohl seine Niederlage. Shinryou zog an den Chakrafäden, worauf Gurabu aut geöffneten Flügeln noch einmal nach vor stürmte und dem Gegner eine Kopfnuss der härtesten Art verpasste. Mit einem Aufschrei krachte er zu Boden, wo er schließlich reglos liegen blieb.
„Das war Nummer eins“, dachte Shinryou und hielt aus dem Blickfeld seiner Puppe nach dem anderen Gegner ausschau. Er war sich ziemlich sicher, dass dieser irgendwo aus diesem Bereich ein Kunai verschleudert hatte, nur konnte er Momentan niemanden entdecken. Shinryou bis sich auf die Zunge. Wie war dieser Typ so schnell verschwunden beziehungsweise, wo hin… Da hatte er bereits eine dunkle Vorahnung. Ohne eine weitere Sekunde zu zögern drehte er sich um, rechtzeitig genug um eine Gestalt mit einem Kunai auf sich zu sprinten zu sehen. Ausweichen war nicht mehr möglich, doch das war auch nicht nötig. Der Gegner schien unaufhaltsam auf ihm zu rasen, die Waffe nach vorne gerichtet und stieß schließlich…
„Karasu Bunshin no Jutsu“
Die schwarze Waffe durchdrang Shinryous Mangen, schon wollte der Gegner einen triumphierenden Ruf ansetzen, als sich der Körper in schwarze Fetzen auflöste. Wo noch vor einer Sekunde der junge Ninja gestanden war, befand sich nun ein Schwarm Krähen, der in alle Richtungen schwirrte und schließlich den schockierten Gegner umkreiste.
„Raigenraikōchū“
Der nächste Angriff ließ auch nicht auf sich warten. Die Umgebung schien plötzlich in einem hellen Licht zu erstrahlen, so hell, das der Gegner seine Augen verdenken musste. So war er nicht in der Lage rechtzeitig zu reagieren, als sich der Schwarm Krähen wieder in eine einzelne Person vereinigte und mit einem ausgestreckten Arm auf ihm zu stürmte. Ein schleifendes Geräusch und schon war der Oberkörper des Fremden von der Klinge durchbohrt, welcher aus Shinryous Arm ausgefahren war.
„Ende der Vorstellung“, sagte Shinryou und zog die nun etwas Blutige Klinge aus dem Leib des Gegners, welcher darauf auf die Knie stürzte, „Die Klinge war übrigens vergiftet, bewege dich also so wenig wie möglich.“
Mit diesen Worten kehrte Shinryou, dem verwundetem Gegner den Rücken und machte sich schleunigst in Seijis Richtung auf. Er hatte nicht wirklich vor, diesen Mann einfach elend verenden zu lassen, so kaltherzig war er nicht, doch er musste sich nun um den Forscher und Seiji kümmern. Während er seine Puppe wieder mit Chakrafäden mit seinen Händen verband und Gurabu wieder zu sich zog, warf er einen Prüfenden Blick in Richtung Hohle. Dort war anscheinend alles unter Kontrolle, er konnte den Kiri-Nin am Eingang erkennen, welcher sorgfältig in alle Richtung blickte. Anschließend blickte er zu Seiji. Zu seinem Erstaunen war dieser nicht alleine. So eben war ein riesiger Adler vom Himmel hinunter gestürzt und hatte einen der Gegner mit seinen Klauen gepackt, welchen er anschließend gegen einen Felsen knallen ließ. Shinryou zweifelte stark daran, dass dieser noch die Kraft hatte sich aufzurichten. Doch dieser gewaltige Greifvogel… er kam Shinryou sehr vertraut vor. Schließlich erinnerte er sich wieder: Es war Ochama, ein Adler. Er glaubte sich an eine Begegnung zu erinnern, vor einigen Jahren. Damals war dieser große Greifvogel in Suna aufgetaucht und hatte sich als ehemaligen Vertragspartner seinen Vaters vorgestellt. Er wollte mit Shinryou unbedingt einen Blutsvertrag abschließen, doch das war gerade zum Zeitpunkt, an dem er gerade unglücklich über die Entführung seiner Schwester, das er den Adler einfach abgewiesen hatte. Das enttäuschte Gesicht des Adlers kam in seinem Kopf auf. Seit zwei Jahren hat er nichts mehr von ihm gehört, war er nun aber wieder gekommen um ihm erneut zu fragen?
„Ochama?!“, rief Shinryou, als er bei Seiji angekommen war und starrte erstaunt den dunkelbraun gefiederten Greifvogel an.
„WAS? Du kennst diesen Vogel??“
„Natürlich, wer kennt mich nicht?“, scherzte der Adler und beute sich über die zwei Shinobis, „Sorry, hätte früher eingreifen können aber nun ja, es war einfach so interessant zu zusehen, dass ich glatt vergessen habe, das ihr gerade um Leben und Tod gekämpft habt.“
„Das ist… Ochama, ein ehemaliger Partner meines Vaters“, beantwortete Shinryou Seijis Frage und wandte sich an den übergroßen Adler: „Ochama, was führt dich hier her?“
Der Adler setzte zu einer Antwort an, als sie plötzlich eine Stimme hörten: „Tut mir Leid wenn ich euer kleines Kaffeekränzchen unterbreche, aber wir sind gekommen um uns den Forscher zu holen!“ Schockiert wandte sich Shinryou um. Hatten sie nicht gerade alle Gegner besiegt? Auf einem der steil in die Höhe ragenden Fels, konnte er die Silhouetten dreier- Menschen erkenne, welche auf sie herab schauten. Es waren aber eindeutig nicht die Shinobis, welche sie erst gerade besiegt hatten, denn diese lagen noch immer leblos auf dem Schlachtfeld. Als Shinryou schließlich die Gesichter der Drei erkennen konnte, riss er seine Augen weit auf und keuchte. Sein Körper begann zu zittern, jedoch nicht vor Angst, sondern vor Hass und Wut, welche er versuchte in seinem Körper zu unterdrücken. Selbst jetzt war er nicht bereit seinen Emotionen freien Lauf zu geben, selbst wo er diesem Typen wieder gegenüber stand. Dieses breite selbstsichere Gesicht. Wie könnte er diesen Typen vergessen. Diese eine Person, welcher seine Schwester entführt hatte, welchem er aber eine Klinge ins Bein gejagt hatte. Hastig suchte er mit seinen Augen die Gesichter der anderen Männer ab. Nein, der schwarz haarige Typ war nicht dabei. Shinryou war sich nicht sicher ob er darüber erleichtert oder wütend sein sollte. Einerseits wollte er unbedingt dem Mann gegenübertreten, welcher Maya entführt hatte, andererseits, hätte er gegen diesen irgendeine Chance? Aber… wofür hätte er dann die ganze Zeit trainiert? Schwer atmend blickte er dem verhassten Feind in die Augen. Seine Augen schienen ebenso auf Rache aus zu sein, wie die von Shinryou.
„Tatsächlich, dieser Knirps ist auch dabei“, lachte dieser und zog ein Schwert hinter seinem Rücken hervor, „Endlich kann ich mich für diese Erniedrigung rächen!“
Shinryou schluckte. Ein Gefühl tief in ihm sagte ihm, dass es dieses Mal nicht so leicht werden würde. Nicht nur das sie nun gegen drei Feinde antreten mussten, welche alle nicht gerade schwächlich wirkten, nein, es schien als hätte sich der eine tatsächlich für seine Rache vorbereitet. So auch Shinryou. Wieder kamen Bilder auf, von der Entführung, von dem Kampf und auch des Trainings, welches er in diesen drei Jahren absolviert hatte. Er durfte jetzt nicht verlieren, er musste erfahren, was mit seiner Schwester passiert war und dazu musste er diesen Typ besiegen und die Wahrheit aus ihm heraus bekommen.
„Hallo Seiji, lange nicht gesehen! Gib uns den Forscher, dann werden wir euch gehen lassen, heute ist nicht der Zeitpunkt für unseren Kampf, unsere Mission lautet den Forscher zu holen, sonst nichts!“Diese Worte verrieten Shinryou, dass auch Seiji mit diesen Typen eine Rechnung offen hatte. Doch er machte sich nicht die Mühe, ihm danach zu fragen, dazu war im Moment der falsche Zeitpunkt.
„Schön für euch jedoch ist es unsere Mission, den Forscher zu beschützen, also müsst ihr ihn euch schon holen!“, antwortete der Kiri Nin darauf, etwas selbstsicher klingend. Die mittlere Person nickte mit einem kalten Blick und fügte hinzu: „ Na schön, wie du willst!“
Kaum hatte dieser seinen Satz beendet, stürmten die anderen zwei wie auf Kommando den Hang hinunter, auf die zwei Ninja hinunter. Shinryou reagierte schnell. Ohne weiter Zeit ließ er seine Drachenpuppe auf den rechten Gegner zu stürmen. Sand wirbelte in die Luft, während Gurabu auf den Entführer zu stürmte um mit einer Klinge, welche aus seinem rechten Arm verborgen gewesen war, auf diesen einzuschlagen. Doch dazu kam es nicht. Geschickt rollte sich der Gegner zu Seite, um der scharfen Klinge zu entkommen und setzt seinen Weg unbeirrt weiter. Zu seiner Überraschung setzte dieser sogar einen Zahn zu und stürmte unaufhaltsam auf Shinryou zu. „Ich darf ihm tatsächlich nicht unterschätzen“, dachte Shinryou und wollte in letzter Sekunde einen Konter starten, als der Feind von einem starken Windstoß erfasst wurde und einige Meter weiter von ihm weg schleuderte. Das war Seijis Werk und diese gewonnene Zeit nützte er auch, um sich bei Seiji zu revanchieren. Da dieser ihm mit einem Fuuton Jutsus einen Gegner vom Hals gehalten hatte, war er hingegen einem Angriff des anderen Gegners schutzlos ausgeliefert. Das konnte er natürlich nicht zu lassen. Während er mit einer Hand seine Puppe wieder zurück kommandierte, zog er mit der anderen eine kleine Schriftrolle heraus, welche er noch während des hinaus ziehen aufrollte. „Entsieglung!“
Rauch hüllte die Beteiligten ein und als dieser kurz danach sich verzog, stand vor Seiji eine hölzerne Wolfspuppe, welche mit einem Schweif, aus dem ein Chakraschild ausgefahren war, einen Angriff des Gegners geblockt hatte.
Seiji reagierte schnell und machte sich zum Konter bereit. Leichtfertig schleuderte er eine Chakraklinge auf den Gegner, rollte sich unter dem Schild hindurch um den Gegner mit einem heftigen Schlag in den Brustkorb schlug, welcher darauf einige Meter zurück geschleudert wurde.
„Danke für das Schild, du solltest dich jetzt aber wieder auf deinen Kampf konzentrieren Shinryou!“, mit diesem Satz setzte Seiji dem Gegner nach, der sich gerade aufrichtete.
„Ich danke dir“, antwortete Shinryou und blickte wieder zu seinem Gegner.
Währenddessen hatte Shinryou seine Drachen und Wolfspuppe wieder zu sich gezogen, welche ihn nun schützend umgaben. Der verhasste Gegner war ebenfalls wieder auf den Beinen und blickte missmutig von der Drachen Puppe, zu Okamesu, der Wolfspuppe.
„Grummel, du hast also tatsächlich diese drei Jahre etwas fortgebildet“, knurrte er und schwang sein Schwert durch die Luft.
„Du auch…“
„Ja, und um einiges mehr als du!“
Mit diesen Worten machte er sich zum nächsten Angriff bereit. Mit erhobenen Schwert sprintete er auf Shinryou zu, sichtlich davon angespornt, endlich Köpfe rollen zu lassen. Nach einigen Fingerbewegungen, zog Gurabu, die Drachenpuppe, ein Katana aus einer Rückenöffnung und stürmte nun mit einem Schwert bewaffnet auf den Gegner zu.
„Jetzt heißt es Schwert auf Schwert“, rief Shinryou, darauf konzentriert, keinen weiteren Fehler zu begehen. Er musste heraus finden, was die Schwächen und Stärken seines Feindes waren, damals hat er ja nicht wirklich was von seinem Kampfstil gesehen. Unbedeutend, wie man erkennen konnte, änderte sich innerhalb von drei Jahren doch sehr viel. Shinryou war fähig, seine Puppen geschickter zu steuern und sein Gegner hatte anscheinend etwas an Geschwindigkeit gewonnen. Das klirren der Schwerte erfüllte die Luft. Fast im Sekunden tackt prallten die zwei Waffen auf einander, weder Puppe noch Gegner wollte sich den ersten Fehler erlauben. Schlag, Block, Schlag, Block. Genug Zeit sich eine Strategie einfallen zu lassen.
„Es reicht“, brüllte der Gegner wütend und blockte ein weiteres Mal den Schwerhieb der Puppe. Unerwartet duckte er sich nach unten, rollte sich an der Puppe vorbei und versetzte dieser mit bloßer Faust einen heftigen Schlag, welche sie doch einige Meter davon schleuderte. Wieder rannte er auf sein Ziel zu, nämlich dem Marionettenspieler, und versuchte diesen Kampf nur mit einem Schlag zu beenden. Doch dieses Vorhaben scheiterte. Eine Art Klingenpeitsche schnellte auf ihm zu, welche er versuchte mit seinem Schwert abzuwehren. Darauf verhängte sich jedoch das Schwert an der Peitsche, so dass ihm der letzte vernichtende Schlag verwehrt blieb.
„Jetzt hab ich dich“, dachte Shinryou und zog ruckartig Gurabu in seine Richtung, welcher mit nach vor gerichtetem Katana auf sein Zielobjekt sauste, um diesen endlich zu erstechen.
Es dauerte keine Sekunde, bis der Gegner verstand, was Shinryou vorhatte und dass er jeden Moment dabei war, wie Shinryous vorheriger Gegner zu enden. Gegenüber Shinryous Erwartung hingegen tat er das einzig Richtige in dieser Situation. Er ließ von seinem Schwert ab, worauf das Katana stattdessen gegen den metallenen Körper der Wolfspuppe knallte. Erschrocken wollte Shinryou noch ausweichen beziehungsweise Kontern, doch dafür blieb ihm einfach keine Zeit. Dafür war er zu langsam. Er spürte nur noch, wie eine Faust in seine Magengrube schlug, worauf er ächzend zusammen sackte. Anschließend sah er noch, wie der Gegner lächelnd mit seinem Knie gegen Shinryous Kiefer stieß.
„Arrrrg!“
Vor Schmerz schreiend stürzte er etwas vom Gegner entfernt auf den gelblichen Grund. Sein Magen und Kiefer schmerzten höllisch, am liebsten hätte er sich beides Abgeschlagen. Nur konnte man ein Kiefer und den Bauchbereich schlecht abtrennen.
„Haha, na wie gefällt dir das!“, lachte sein Peiniger und trat auf die nun leblos am Boden liegende Wolfspuppe, um sein Schwert wieder aufzuheben. Sehr leichtsinnig fand Shinryou. Selbst einen verwundeten Gegner sollte man nicht unterschätzen, das hatte ihm sein Großvater groß und breit beigebracht. Noch immer von Schmerzen geplagt, formte Shinryou einige Fingerzeichen und keuchte: „Raiton: Hino!“
Darauf erschien vor Shinryou ein Vogel aus Raiton Chakra und schoss auf den etwas verwirrt wirkenden Gegner. Sein Gesicht verzerrte sich schmerzerfüllt, als der rasend schnelle Vogel durch ihn hindurch schoss und ihm einige heftige Stromstöße verpasste.
„Sanzengarasu no Jutsu!“, setzte Shinryou nach, worauf schier aus dem Nichts ein Schwarm Krähen auftauchte, welcher dem Gegner laut kreischend umkreisten. Mittlerweile hatte Shinryou verstanden, wie das Vorgehen seines Gegners war. Tatsächlich hatte sich seine Kampfart in den drei Jahren verändert. Seine Hauptstärken waren wohl seine ziemlich beeindruckende Geschwindigkeit, wie auch seine Taijutsu Fähigkeiten. In der Tat war er fähig, schnell auf eine spezielle Situation zu reagieren und verstand sich darauf einen Angriff zu kontern. Doch was sich nicht verändert hatte, war sein Leichtsinn und das kostete ihm wahrscheinlich einen schnellen Sieg.
„Jetzt rechnen wir beide ab“, murmelte Shinryou und versuchte seine Puppen wieder mit Chakrafäden zu verbinden, was ihm jedoch etwas Zeit kostete, da er sich noch immer von den zwei Schlägen erholt hatte. Dennoch erlaubte er sich Shinryou einen Blick zu seinem Kameraden, welcher ebenfalls noch in einem schweren Kampf verwickelt war. Ihre Blicke trafen sich und bald erkannte er, dass Seiji in Schwierigkeiten steckte. Es schien, als wären seine Beine mittels eines Dotonjutsus an den Boden gefesselt, denn er konnte sich allen Anschein nicht mehr vom Fleck bewegen. Ohne nur weiter an die Tatsache zu denken, dass er damit die ideale Gelegenheit verpasste, seinen Gegner für alle Mal zu besiegen, hetzte er seine Drachenpuppe auf Seiji zu. Der Drache kam noch rechtzeitig an. Im vorbei rasen zertrümmerte die Puppe mit ihrem Schweif die steinernen „Fesseln“ und versetzte dem etwas überraschtem Gegner eine Kopfnuss, welche den Gegner etwas benommen zurück weichen ließ.
„Sehr schön“, dachte Shinryou zufrieden, als er jedoch einen Blick in Richtung seines Gegners werfen wollte, verging ihm sein zufriedenes Lächeln. Der noch einen Moment zuvor im Rabenschwarm gefangene Gegner, stand quasi in einem kleinen Haufen von getöteter oder verletzter Raben. Viele Raben hatten sie bereits verabschiedet und die übrig gebliebenen konnten ihm kaum noch aufhalten. Der Gegner schwang sein Schwert durch die Luft und versuchte, auch noch die Übrigen Vögel los zu werden, doch mit seinen Augen hatte er bereits Shinryou fixiert. Schließlich war es so weit, der Gegner machte sich auf zu seinem nächsten Angriff. Shinryou schickte mit einer hastigen Handbewegung seine Wolfspuppe auf den Gegner und versuchte diesen mit einem der Schweife aufzuhalten. Währenddessen zog er mit seiner rechten Hand den hölzernen Drachen in seine Richtung, jedoch war Shinryou klar, dass der Gegner nicht so schnell auf einen weiteren Überraschungsangriff reinfallen würde. Es sei denn…
Wieder warf er einen flüchtigen Blick zu seinem Teamkollegen. Dieser hatte anscheinend denselben Gedanken gehabt wie er, da gleich drauf einige Fingerzeichen formte, um darauf einen heftigen Windstoß zu erzeugen, welcher Gurabu mit riss.
„Flügeln entfalten“, murmelte Shinryou, spannte mittels Chakrafäden die Flügel der Puppe und… konnte fast gar nicht mehr die beschleunigte Puppe mit den Augen mit verfolgen. Sand wirbelte zu Seite, als der Drache mit atemberaubender Geschwindigkeit durch die Luft flog, direkt auf den Gegner zu, welcher noch mit der Wolfspuppe abgelenkt war. Er bemerkte die rasende Puppe erst, als es bereits fast zu spät war. Doch irgendwie gelang es ihm aber doch noch, jedoch nur mit Müh und Not, dass auf ihm herab schnellende Katana mit seinem Schwert zu blocken. Shinryou zog an einer der Schnurre. Das nütze dem Gegner auch nichts mehr, denn mit einem Male schossen aus dem Unterleibes der Puppe drei Paare Arme hervor, die den entsetzten Gegner fest umklammert hielten. Egal wie sehr er sich bemühte sich zu wehren, er schaffte es nicht aus dieser gefährlichen Umarmung zu kommen. Keuchend richtete sich Shinryou auf. Er hatte den Gegner gefangen, doch leichtsinnig zu werden… das konnte er sich nicht leisten, es war nie gut den Gegner zu unterschätzen, doch… er musste einfach die Wahrheit heraus finden. Langsam schritt der Suna-Nin auf seinen hilflos strampelnden Gegner zu und fragte mit bebender Stimme: „Wo…wo ist meine Schwester?“
„Wer?“, spottete sein Gegner, ließ aber kurz danach einen gequälten Aufschrei von sich, als aus den Armen einige Sägezähne ausfuhren und ihm ins Fleisch schnitten.
„Ich frag noch einmal, wo ist meine Schwester?“, fragte er erneut, ohne seinen Gegner nur einmal aus den Augen zu lassen.
„Sie… ächz… ist am Leben“, stotterte dieser und begann plötzlich etwas zu lächeln:“Doch… würdest du sie wiedererkennen Knirps?“
„Was soll das bedeuten“, knurrte Shinryou und trat noch einen Schritt näher.
„Es bedeutet, Leck mich am Arsch!“, lachte sein Feind mit schmerzverzerrten Gesicht.
„Ich wäre mir da nicht ganz so sicher, wie du“
Nochmals trat Shinryou einige Meter weiter zu dem Gegner. Er war nun kaum zwei Meter von diesem entfernt und hätte diesen aus dieser Entfernung leicht mit einem Kunai töten können. Doch er zögerte noch. Dieser Mann wusste wo seine Schwester war, sein einziger Hoffnungsschimmer seit drei Jahren.
„Ich würde an deiner Stelle… aufpassen du Vollidiot“, lachte der Gegner und holte aus irgendeinem Grund auf einmal Luft, „Katon: Karyū E…“
Das war‘s. Ein metallisches Klirren zerriss die Luft, dann war es kurze Zeit ruhig. Fassungslos starrte der Gegner auf die Klinge, welche aus dem Puppenleib durch seinen Oberkörper geschossen war. Gurabu finale Waffe…
„Ich hätte an deiner Stelle lieber mir einen besseren Plan einfallen lassen“, sagte Shinryou und schloss die Augen, „Ich werde versuchen dich nicht sterben zu lassen, immerhin musst du mir noch verraten, wo meine Schwester ist… aber mach dich auf paar Schmerzhafte Momente gefasst.“
Mit diesen Worten ließ der Drache von seinem Opfer ab, welcher schließlich schwer atmend zu Boden krachte.
„Zwei vergiftete Gegner“, murmelte Shinryou und machte sich, seine Puppen im Schlepptau zu Seiji auf. Nur noch ein Gegner war übrig, doch war von diesem Momentan keine Spur zu sehen. Aber auch seinen Kiri Partner zu finden war nicht leicht. Ahlmählich machte sich Shinroyu Sorgen, sorgen um Seiji, den anderen Kiri-Nin und dem Forscher. Als er Seiji schließlich entdeckte, lag dieser Blutbefleckt auf dem Wüstengrund. Er bewegte sich nicht. Besorgt rannte Shinryou auf ihn zu. „Seiji,Seiji, geht es dir gut? Hörst du mich?“, rief Shinryou und rüttelte heftig an dessen Körper. Eigentlich nicht sonderlich professionell, wenn man bedachte dass er gerade eine Medic-Ausbildung absolvierte und die medizinischen Kenntnisse besaß, so einen Fall zu versorgen. Ganz gleich das auch nicht sonderlich professionell war, schlug er ihm leicht auf die Wangen, bis dieser plötzlich gereizt antwortete: „Musst mich doch nicht gleich schlagen!“
„Verzeihung“, meinte Shinryou verlegen und warf einen Blick auf seinen rechten Arm, worauf Seiji wütend murmelte: „„Ahh, hier hat mich dieser Idiot aufgeschlitzt.“
„Warte, ich glaub ich kann die Wunden etwas lindern“, sagte Shinryou und legte seine Hände über Seijis rechten Arm, „Ich bin gerade in einer Medic-Ausbildung… die Wunden sollte ich etwas heilen können.“ Seine Hände begannen darauf schwach grünlich zu leuchten und eher man sich versah, fingen die kleineren Wunden an sich zu schließen. Ganz gleich er damit beschäftigt war, diese Wunden zu verschließen, behielt er einen wachsamen Blick und schaute sich ständig um.
„Und anschließend sollten wir sofort nach dem Forscher schauen, ich kann momentan den anderen Gegner nicht sehen, genauso wenig wie Ochama. Ich mach mir allmählich sorgen um sie…“
Kaum eine Minute später richtete sich schließlich Seiji auf und schob Shinryous Hände beiseite.
„Danke für deine Hilfe, es geht schon wieder...Du hast recht, wir sollten dem Forscher zu Hilfe eilen!“
Auch der Sunanin richtete sich wieder auf und blickte nochmals besorgt auf Seijis Arm, welcher noch lang nicht vollständig verheilt war.
„Gut, auf zur Höhle!“
Die beiden Shinobi stürmten darauf ohne weiter an die Strapazen der letzten Kämpfe zu denken in Richtung des Forschers. Sie hatten viel Zeit mit den zwei Gegnern verloren, wer weiß, vielleicht hatte bereits ihr Verbündeter den Forscher entführt und Seijis Kiri Partner besiegt. Nein, das konnte nicht sein, redete sich Shinryou ein und dachte an Ochama. Der große Adler war ja auch noch da, gleich am Anfang hatte er sich auf den mittleren Gegner gestürzt, vielleicht hatte dieser den Feind bereits besiegt. Hoffentlich…
Nach einem kurzen Dauer Sprint kam die kleine Höhle in Sichtweite. Nicht lange und sie würden die Wahrheit erfahren.
„Sie müssen gerade in der Höhle sein! Schnell, vielleicht können wir ihn noch retten!“ rief Seiji und legte noch einmal einen Zahn zu. Auch Shinryou sputete sich, als plötzlich der Kiri-nin nach ihm packte und ihm zur Seite schleuderte. Kurz darauf flog ein Schauer aus Shuriken an ihnen vorbei, genau an der Stelle, wo sie erst noch gestanden, und sich in den warmen Sand der Wüste gruben. „Der Gegner ist hinter uns?!“, dachte Shinryou gehetzt und stellte Gurabu schützend vor sich und Seiji. Dort, in nicht allzu weiter Entfernung stand er: der letzte der drei Gegner, in einer normale Uniform gehüllt und am Arm diese orange Lilie befestigt. Und auf seiner Schulter… hatte er den Forscher.
„Warum nur Korumo? Was hat das alles zu bedeuten?“, schrie Seiji ihr Gegenüber an, welches Shinryou noch mehr in seinem Glauben bestärkte, dass sie sich beide kennen mussten. Korumo… das war also sein Name. Da Korumo keine Anstalten machte, zu antworten, rief Seiji ihm zu: „Was willst du von dem Forscher? Unsere Mission ist es ihn zu beschützen, also lass ihn los oder du bekommst Probleme!“
Bei diesen Worten versuchte Seiji halbwegs standhaft zu wirken, was aber wegen seiner verletzten Schulter, die er etwas herabhängen ließ wahrscheinlich eher unsicher aussah. Shinryou konnte von sich jedoch auch nicht behaupten, besser auszusehen, denn auch er war von Verletzungen gezeichnet. Korumo lächelte mit einem kalten Lächeln auf sie herab und schüttelte den Forscher auf seiner Schulter, dieser jedoch gab kein Lebenszeichen von sich. Plötzlich ging alles ganz schnell. Bevor Shinryou verstand was passierte, stand der Gegner bereits neben ihnen und flüssterte Seiji etwas ins Ohr um ihm darauf fest in die Magengrube zu schlagen, das dieser mehrere Meter zurückgeschleudert wurde und sich danach im Sand übergeben musste.
„Seiji!“, schrie Shinryou, nicht ganz im Klaren, ob er zu ihm stürmen sollte, den Feind angreifen, oder sich einfach verteidigen sollte. Vollkommen unnötig, denn kaum war Seiji zusammen gebrochen, stand Korumo bereits neben Shinryou’s Drachenpuppe, welche er mit einer Hand packte und mit enormer Kraft gegen den Puppenspieler schleuderte. Das Holz der Puppe krachte hart auf Shinryou Körper, er hatte das Gefühl als würden alle seine Rippen brechen. Der Feind erlaubte ihm jedoch keine Ruhepause, denn sofort erhielt er erneut einen kräftigen Hieb in die Magengrube und wurde neben Seiji geschleudert, wo er Ächzend und stöhnend in den Sand kippte. Verzweifelt versuchte sich Shinryou ein weiteres Mal aufzurichten und weiter zu kämpfen, doch keine Chance. Er hatte schon viel zu viel Schaden eingesteckt. Die Geschichte wiederholte sich… er hatte schon wieder in diesen Ruinen verloren. Shinryou hörte dumpfe Schritte, als Korumo auf sie zutrat. Sein Gesicht war jedoch wegen der blenden Sonne, die genau neben seinem Kopf zu sein schien, nicht zu erkennen.
„ Jetzt wo ich euch töten werde, kann ich euch auch etwas darüber erzählen...“, sagte er, jedoch mehr zu sich als zu den zwei Gestalten, die vor ihm im Sand lagen.
„Wir brauchen den Forscher, weil er in seinem Fach der beste ist, und wir können nur die besten gebrauchen um den Frieden in der Welt herzustellen... wir werden sie mit Gewalt unterwerfen und so für endgültigen Frieden sorgen“, ratterte er diesen Satz herunter, als würde er eine Schriftrolle rezitieren.
„Aber was ist das für ein Frieden, der so vielen Menschen Leid zufügt? Wie konntest du nur so werden?“ reif Seiji, jedoch schienen seine Worte von dem immer noch plappernden Korumo einfach abzuprallen. „.. und damit wird alles wieder besser, wir werden eine Einheit vollkommener Frieden, wie wir ihn uns wünschen...“
Aus dem Augenwinkel konnte Shinryou beobachten, wie sich Seiji versuchte aufzurichten, doch sofort stieß Koruma mit seinem Fuß gegen seine noch gesunde Schulter und drückte ihm wieder zu Boden. Er selbst hatte nun weder die Kraft zu sprechen, noch sich zu bewegen…
„Du kommst mir nicht aus Seiji, schade, dass du deiner Mutter nicht mehr lebe wohl sagen kannst, aber es wird sowieso nicht mehr lange dauern bis sie sich zu dir gesellt. Die Droge..... So, genug geredet, Seiji. Jetzt werdet ihr sterben!“ rief Korumo zornig darüber, da das ihm Seiji so viel entlocken konnte, und zog blitzschnell zwei Kunai aus seinen Ärmeln. Shinryou wagte es nicht die Augen zu schließen. War es jetzt tatsächlich vorbei? Würde er jetzt tatsächlich sterben, ohne je sein Versprechen einzuhalten und Maya zu retten? Wie erbärmlich…
Korumo holte mit seinen Kunais aus und…
Ein Schrei zerriss die eingetretene Stille.
Kein Kunai durchtrennte Shinryou die Kehle, kein Todesschrei kam von Shinryou oder Seiji, stattdessen spürten sie, wie etwas nach ihnen packte, sie in die Luft schleuderte und das sie anschließend auf etwas weichem landeten.
„Sorry, es hat gedauert bis ich wieder bei Kräften war“; hörte Shinryou die keuchende Stimme Ochamas, „Dieser Kerl hatte mich glatt vom Himmel geholt.“
„Ochama…“, versuchte Shinryou zu murmelt, doch noch immer brachte er kein Wort aus seiner Kehle. Stattdessen blickte er hinunter, hinunter auf die Ruine die sich langsam aber beständig von ihnen entfernte. Unten stand Korumo und starrte ihnen mit einem undefinierbaren Blick nach. Er machte sich nicht die Mühe, ihnen ein Kunai entgegen zu schleudern, oder sie in irgendeiner Weise zu verfolgen. Er stand einfach da, den Forscher auf der Schulter und zwei blutige Kunai in der Hand. Mehr konnte er nicht mehr sehen, denn sogleich schwand seine Sicht und alles um ihm herum wurde Schwarz.