"Ich kenne die Ursache. Es bleiben ja schließlich, nach allem was wir wissen, nicht allzu viele Möglichkeiten." Das viel interessantere "wie" war nur noch nicht ganz geklärte und das konkrete "womit" natürlich, das für Ishi das Interessanteste gewesen wäre. Der weg zu dem begehrten "womit" führte wohl am ehesten über das zum Glück sogar sehr wohl bekannte "wer", doch sich in dieser Situation durch die Höhle nach unten zu Buddeln um die Leiche der alten Frau nach Giften zu durchsuchen wäre wohl höchst unpassend gewesen.
"Ich habs ja auch schon erwähnt: Die Person, die mich vergiftet hat ist mittlerweile tot und begraben und es war kein Waran, aber für die Details haben wir auch später noch genügend Zeit, für die Behandlung der Verletzungen eher weniger." Auf den ersten Blick würde er am dringendsten einen Medic benötigen, von Kopf bis Fuß wie in Blut gebadet, dazu etwas Staub und Sand um das Aroma abzurunden, zumindest eine Dusche wäre mehr als angebracht, doch jetzt musste er erst einmal Aniya bei der Behandlung folgen.
"Sehr gründlich", ging es Ishi durch den Kopf, während er abermals sah, wie Aniya sich erst einmal selbst die Hände desinfizierte. Diesmal achtete Ishi jedoch genauer auf die Details, im besseren Licht war es einfacher die Fingerzeichen zu erkennen. Das Jutsu selbst war ihm zwar nicht fremd und es war auch nicht sonderlich komplex, jedoch war er bisher einfach noch nicht dazu gekommen es richtig anzuwenden und zumindest die Fingerzeichen sollte er dafür schon mal gesehen haben. Immerhin die Bedingung war nun auch erfüllt und nur ein paar Momente nach Aniya tat Ishi es der Jonin gleich. Das Chakra in seinen Händen kam ihm dabei vertraut vor, dem Jokin no Jutsu alles andere als unähnlich, was nicht überraschen konnte, waren es doch sehr ähnliche Jutsu, hier lediglich etwas gründlicher aber dafür auf einer näheren, deutlich einfacheren Oberfläche. Ziemlich schnell, wenn auch etwas langsamer zwar als er bei Aniya der Fall gewesen war, wurden Blut und sonstiger Schmutz wie von Zauberhand von seinen Händen entfernt, einfach weg geschoben und ausradiert, bis nichts mehr zu sehen war. Das er dadurch vermutlich noch seltsamer aussehen musste, gewissermaßen überall Blut bis auf an den Händen, das entging dem Nara allerdings, nun begann ja doch auch gleich der interessantere Teil.
Zuerst einmal würde er jedoch Aniyas Bitte nachkommen, auch wenn ihm hierfür das passende Werkzeug gerade fehlte und somit improvisieren angesagt war. Er zog sich das Stirnband vom Arm und hob Makis linkes Bein leicht an, dann schob er das Stirnband daran hoch, bis es ziemlich eng an ihrem Oberschenkel anlag. Mit den Fingern fuhr er nun unter den Stoff und verdrehte das Band so weit es ihm möglich war.
"Okay, wenn sie jetzt spontan aufwacht sieht das ziemlich peinlich aus", dachte Ishi verdrossen und hoffte inständig nicht mit den Händen nur wenige Zentimeter entfernt von Makis "Privatgelände" erwischt zu werden, aber es ging eben grad nicht anders, die Jonin hatte gesprochen. Es war ja nicht mal eine besonders angenehme Erfahrung für den Jungen, seine Finger schmerzten unter dem Stirnband und trotzdem musste er den Druck halten damit der Blutfluss zumindest größtenteils unterbrochen blieb, auf die schnelle hatte er eben nichts besseres.
"Yuna, dein Stirnband, wenn du so freundlich wärst. Und etwas Hilfe", bat Ishi und richtete seinen Blick wieder auf die Jonin, die kurz vor der richtigen Behandlung stand.
Jeder Moment war jetzt wichtig, grade die Fingerzeichen für das Jutsu würde er sich gut einprägen müssen, damit er eine Grundlage dafür hatte es selbst an einer der Wunden zu probieren. Ishi wusste, dass der Schritt, dem er sich hier stellte, eine große Herausforderung für ihn darstellen würde, die Erwartung das selbst die Fingerzeichen schwierig zu meistens wären ging daher dem eigentlichen Ereignis vorher, das war ein Irrtum. Zunächst war es das Fingerzeichen, Singular, ein einzelnes Tora Zeichen sah Ishi von Aniya geformt, leicht zu merken, leicht zu wiederholen, aber immerhin essentiell und zumindest das was nun folgte sah schon wieder mehr nach der erwarteten Herausforderung aus. Der junge Nara folgte Aniyas Erklärung Wort für Wort, sog alles förmlich in sich auf, vollste Konzentration war angesagt. Tengu, Yuna, bis zu einem bestimmten Grad hin sogar Maki, alles war ausgeblendet, Platz war nur für das neue Wissen und die Wirkung. Es schien tatsächlich deutlich schwieriger zu werden als bei dem Jutsu das er bereits kannte.
Wenn Ishi das Shosenjutsu einsetzte war es ein einzelner Vorgang, wie ein Stoß. Er hatte gelernt wie viel Chakra notwendig war, wie er es zuführen musste. Die Wunde wurde dann entweder geheilt oder das Jutsu wurde über seine Grenzen hinweg benutzt und versagte dabei einfach, hier jedoch war es etwas anderes. Es war nicht einfach eine geschicktere Anwendung mit mehr Chakra, eine einfache Aufstufung wie er es von anderen Techniken kannte, es erinnerte ihn mehr an die Zeit als er zum ersten Mal gelernt hatte Knochen zu richten, gleichbleibend viel Chakra, ein, wenn nötig, langwieriger, regulierter Eingriff, eine Heilung Schritt für Schritt bei der in jedem Moment die Kontrolle über den Prozess behalten musste.
"Okay, hier bin ich jetzt also langsam in der Oberliga", dachte Ishi bei Zusehen, nicht ganz ohne dabei ein wenig eingeschüchtert zu sein. Wenn er sich sein Hone ieru no Jutsu dabei zum vergleich in Erinnerung rief schien die ganze Sache auf den ersten Blick ja gar nicht so tragisch, er hatte so etwas ja schließlich schon einmal geschafft, allerdings bei Knochen und es ging lediglich darum feste Brüche verheilen zu lassen, hier jedoch ... die Wunden deutlich vielfältiger in ihrer Art, ebenso das Material vielseitiger und um nicht zu sagen launischer, das würde ein gutes Stückchen Übung verlangen, so viel war klar. Und dazu diese Sache mit dem Limit nach oben. Zu viel des Guten würde den Kreislauf des Patienten durcheinander bringen? Das klang gar nicht gut ... andererseits, er hatte eh nicht mehr so viel Chakra zur Verfügung. Die Gefahr jemandem eine Überdosis zu verpassen sollte recht gering ausfallen wenn nicht mehr genügend Stoff dafür vorhanden war ... und trotzdem, einfacher würde dieses Limit die Sache bestimmt nicht machen.
"Ich verstehe", murmelte Ishi, noch immer nachdenklich die Augen auf die nun verheilenden Verletzungen gerichtet. Er selbst war mit dem verstehen der Vorgänge wohl deutlich mehr beschäftigt als Aniya mit dem tatsächlichen ausführen dieser, denn nun ging es zur Fragestunde über. Ishi war noch so damit beschäftigt die Details des Heilprozesses zu beobachten, das Bein abgebunden zu halten und sich mit dem Chakra in seinen Händen ein wenig in die richtige Richtung zu tasten, dabei dauerte es ein paar Augenblicke bis die Frage überhaupt zu ihm durchdrang.
"Ich sollte es möglichst einfach halten, es einfach grob als Vermischung betrachten. Das Hone ieru no Jutsu auf Basis des Shosenjutsu, das wäre zumindest mal ein Anfang auf dem sich aufbauen ließe, dazu hab ich ja jetzt das Fingerzei ...", überlegte er gerade noch und sah dann für einen Moment auf.
"Wir wurden geschickt um Material für das Krankenhaus zu sammeln. Alles was sich für Gifte und deren Behandlung eignen sollte, die Warane hier hätten lediglich ein kurzer Zwischenstopp werden sollen", begann Ishi zu erzählen, den Blick jedoch nicht von Aniyas Händen abwendend.
"Die Echsen sind recht frisch in der Gegend, es gab ein paar flüchtigere Berichte, aber nichts das sie auffälliger als andere Raubtiere gemacht hätte, was mich interessiert hat war die beschriebene Entzündung einer Wunde eines Hölzfällers. Der Kerl ist zwar davongekommen aber wenige Minuten danach einfach in Ohnmacht gefallen ... eine Vergiftung lag da recht nahe, aber bisher hat sich niemand die Mühe gemacht. Der Ort selbst ist ja für Menschen eh nicht von Interesse, kahl, Schwefelgeruch, aber es gab deutlich mehr von den Viechern als erwartet." Während seiner Erzählung formte Ishi, noch immer das Stirnband festziehend, das Fingerzeichen Tora und versuchte sein Chakra so weit zu bekommen wie er es bei dem Jutsu sah.
"Die meisten waren schnell und kräftig, aber ziemlich hohl, ein paar konnten wohl zumindest einfachere Ninjutsu anwenden. Wir habens friedlich versucht, wurden angegriffen und haben ein paar von ihnen erledigt, bis wir von nem besonders fiesen Exemplar in die Mangel genommen wurden. Überraschenderweise hat uns einer von ihnen den Kopf aus der Schlinge gezogen, ne Echse die im Gegensatz zu den anderen Genjutsu anwenden konnte und mit Hass auf die eigene Familie, die hat uns erzählt dass seine Familie dabei war eine große Jagd auf die Gegend zu starten, mit den Menschen dort als Beute ..." Mittem im Satz musste er abbrechen. Er war gerade noch dabei gewesen sein Chakra so aus sich heraus strömen zu lassen wie Aniya es ihm gerade vormachte, jedoch überkam ihn ein plötzlicher Schub an Erschöpfung, er musste abbrechen. Nur mit Mühe konnte Ishi Makis Bein abgebunden halten, beinahe wäre er zur Seite gekippt, doch biss er die Zähne zusammen, auch wenn ihm mittlerweile ziemlich schwummrig vor den Augen wurde.
"Okay, nach der Behandlung wäre etwas Chakra echt nett."Trainingspost endet [1474/2507]